Supporter und Lokalhelden sind gefragt

Auf Onlineplattformen können zurzeit Gutscheine gekauft und Lieferservices in Anspruch genommen werden. Beim gebeutelten Gewerbe sind Kreativität und Solidarität gefragt.

Präsentiert die neue Plattform: Sven Mathis hat www.support-muenchenstein.ch zusammen mit dem Münchensteiner
Präsentiert die neue Plattform: Sven Mathis hat www.support-muenchenstein.ch zusammen mit dem Münchensteiner

Die Idee kam von der FDP, genauer gesagt von Gemeinderat David Meier und Sven Mathis. Innerhalb weniger Tage lancierten sie die Website www.support-muenchenstein.ch, auf der KMU ihre derzeitigen Angebote publizieren können. Ob die Reparatur des Fahrrads, die Beratung in der Apotheke, der noch immer im Einsatz stehende Handwerker oder die Gastrobetriebe mit ihren Lieferservices – das Münchensteiner Gewerbe ist auch in der Krise für die Bevölkerung da und hofft jetzt umso mehr, dass dies umgekehrt auch der Fall ist. «Uns ist klar, dass nicht jeder Betrieb aktuell etwas bieten kann. Wir wollten aber jenen, die diese Möglichkeit haben und wahrnehmen, eine gemeinsame Plattform dafür bieten», erklärt Sven Mathis. Es brauche jetzt Kreativität und auch mal eine aussergewöhnliche Idee. «Und von Seiten der Bevölkerung, gerade von denen, die noch immer ein geregeltes Einkommen haben, braucht es Solidarität, damit das Gewerbe durch diese schwere Zeit kommt.» Sven Mathis ist sich bewusst, dass dies mehr «eine Hilfe im Kleinen» ist, als dass improvisierte Angebote wie Lieferdienste grosse Einnahmen bewirken. «Wenn aber damit etwa gewisse Fixkosten gedeckt werden können, ist schon etwas gewonnen.» Es sei aber auch wichtig, dass die Geschäfte die Treue ihrer Kundschaft spüren, ist Mathis überzeugt. «Die Situation ist für alle neu. Man kann nicht einfach eine Lösung aus der Schublade holen, die schon einmal funktioniert hat.» Auf support-muenchenstein.ch sind zusätzlich die bestehenden Hilfsprojekte wie jene des FC Münchenstein und sogar eine Chat-Funktion aufgeschaltet.

Peter Schmidt, Präsident von kmu Münchenstein, freut sich über das Engagement für das Gewerbe. Eine einheitliche Plattform diene der Übersichtlichkeit. «Nicht alle kennen die Münchensteiner Betriebe mit Namen, geschweige denn deren Websites. Da ist eine solche Plattform natürlich hilfreich.» Ihm ist bewusst, dass die improvisierten Angebote, zum Beispiel jene der Gastronomie, finanziell nur ein Tropfen auf den heissen Stein sind, jedoch sehr viel Aufwand bedeuten. «Aber sie sind schon psychisch wichtig, damit das Gewerbe in dieser schwierigen Zeit etwas zu tun hat.»


Gutscheine als gefühlte Einnahmen
Auch in Aesch wurde mit www.aescher-lokalhelden.ch eine gemeinsame Plattform lanciert, auf der noch bis Ende April Gutscheine für die Geschäfte gekauft werden können. Die Idee dafür kam Matthias Hasler von der Proinnova AG, und die Aktion wurde in Freiwilligenarbeit zusammen mit den Vorstandsmitgliedern vom Verein Gewerbe & Industrie Aesch auf die Beine gestellt. Die Aktion ist ein voller Erfolg, wenn man die Beträge bei einzelnen Betrieben ansieht. «Das Geld wird zwar erst Anfang Mai überwiesen, aber für die Geschäfte sind dies schon jetzt gefühlte Einnahmen», erklärt Claudia Schreiber, Vorstandsmitglied des Aescher Gewerbevereins. «Die aktuelle Situation ist für Unternehmer, die ja per se agieren und vorausplanen möchten, aber jetzt nur reagieren und abwarten können, extrem schwierig.»

Geht der Überblick verloren?
Auch in Arlesheim überlegte sich der Gewerbeverein die Idee mit den Lokalhelden. Doch gemäss Monika Strobel, im Vorstand zuständig für den Detailhandel, bestehe die Gefahr, dass mit den bereits bestehenden Unterstützungsprojekten für KMU – dabei verweist sie unter anderem auf «S Baselbiet schafft’s» – von der Wirtschaftskammer irgendwann der Überblick verloren gehen könnte. «Die Lokalhelden-Idee finde ich sehr gut. Es kamen bei uns aber auch Stimmen auf, dass das Einlösen der Gutscheine für gewisse Geschäfte zum Problem betreffend Überforderung werden könnte.» Der Arlesheimer Gewerbe- und Industrieverein (AGIV) entschied sich, jene Unternehmer, die in der Krise noch Produkte und Dienstleistungen anbieten, auf der Website aufzulisten. Entscheidend sei, findet Monika Strobel, dass nach Lockerung der Massnahmen die lokalen Geschäfte sofort wieder gefragt sind. Beim kmu Reinach sieht man es ähnlich, betont Präsidentin Gerda Massüger. «Wir präsentieren auf unserer Facebook-Seite laufend die Angebote der Betriebe.» Dafür eine neue Website zu lancieren, finde sie nicht nötig. «Ich denke, dass alle Betriebe mittlerweile eine eigene Website haben und die Kundschaft diese mit etwas Suchen im Internet auch findet.» Die Lieferdienste funktionierten in Reinach gut, freut sich Gerda Massüger. Dabei komme es auch mal vor, dass ein Unternehmer eine Lieferung gleich für mehrere Betriebe übernimmt. In einem sind sich alle Gewerbevertreter einig: Es geht aktuell noch mehr denn je darum, dass sich die lokalen Geschäfte gegenseitig unterstützen und die Bevölkerung deren Angebote nutzt.

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