Schwimmen gegen den Strom

Früher war die Birs mit seiner Uferlandschaft des Münchensteiners «Riviera» – heute wird sie nur noch von wenigen Leuten als Badeort genutzt.

Hält sich im Wasser fit: Jiri Krnoul, pensionierter Bauingenieur und leidenschaftlicher Birsschwimmer.  Foto: Marie-Luise Kilcher
Hält sich im Wasser fit: Jiri Krnoul, pensionierter Bauingenieur und leidenschaftlicher Birsschwimmer. Foto: Marie-Luise Kilcher

Marie-Louise Kilcher

Ältere Münchensteiner erinnern sich bestimmt noch, wie sie einst die Sommerstunden am Birsufer im Waldstück unterhalb der Hofmattbrücke – «Däntschi» genannt – oder an anderer Stelle am Fluss verbracht haben. Man lag an der Sonne, planschte oder schwamm im Wasser, Kinder spielten, ein fliegender Händler verkaufte Glace, Getränke, Wurst und Brot: Freizeitvergnügen von anno damals.

Ab 16 Grad im Wasser
Im Vergleich zu früher baden heute nur noch wenige Leute in der Birs. Jiri Krnoul gehört zu dieser Minderheit. Der pensionierte Bauingenieur mit tschechischen Wurzeln ist ein leidenschaftlicher Birs-Schwimmer. Als er vor rund 30 Jahren mit seiner Frau ins Quartier Zollweiden nach Münchenstein gezogen ist, entdeckte er schon bald den etwa 40 Meter langen Kanal mit einem Wasserhöchststand von 1,50 Meter. Vorausgesetzt, das Wetter ist angenehm und die Wassertemperatur hat mindestens 16 Grad, fährt er jeden Nachmittag mit seinem Fahrrad von der griechisch-orthodoxen Kirche auf direktem Weg zur Birs.

Dort steigt er in den Fluss und schwimmt im Wasserkanal gegen den Strom. Für ihn ideal, denn er bleibt an Ort und kann nach der sportlichen Betätigung direkt wieder aufs Velo steigen. Jiri Krnouls Badesaison beginnt Ende Mai/Anfang Juni und endet ungefähr Mitte September – das kalte Frühjahr 2013 sorgte allerdings für die Ausnahme von der Regel. Betreffend Wasserqualität hat Krnoul seine ganz eigene Messmethode: Für ihn stimmt sie, wenn er im klaren Wasser seine Wasserschuhe deutlich sehen könne. Trotzdem ist aber das Duschen nach dem Bad selbstverständlich.

Wasserqualität, Verhaltensregeln
Mit wissenschaftlich fundierteren Methoden misst das kantonale Amt AUE die Wasserqualität der Birs. In Zusammenarbeit mit dem kantonalen Laboratorium führt es Gewässeruntersuchungen durch – auch bei der Holzbrücke Münchenstein. Die Ergebnisse werden jeweils im Internet (www.baselland.ch/ Badewasser.288569.0.html) veröffentlicht. Gemäss letzter bakterieller Untersuchung vom 2.  Juli 2013 müssen Schwimmer im unteren Birslauf keine gesundheitliche Beeinträchtigung befürchten. Gefahrlos ist das Baden in der Birs trotzdem nicht. Im Grundsatz sollte man sich bewusst sein, dass man sich nicht in einem Gartenbad, sondern in einem fliessenden Gewässer befindet. Dementsprechend soll man sich verhalten und zum Beispiel den Bereich von Kraftwerken unbedingt meiden.

Ferner gelten entlang dem renaturierten Birsufer – ein Naturschutzgebiet – spezielle Regeln. Dringt man etwa beim Heidebrüggli auf den Trampelpfaden zur Birs vor, um zu baden, Schlauchboot zu fahren oder auf den Felsblöcken zu spielen, so stört man eine einzigartige Pflanzen- und Tiergemeinschaft. Deshalb sollte nur der eigens dafür angelegte Weg benutzt werden. Übrigens ist das Baden am ganzen Flussabschnitt im Naturschutzgebiet verboten. Allerdings haben der Kanton und die beteiligten Ämter im Rahmen der aufwendigen Revitalisierungsmassnahmen für alle, die in der Birs baden und am Ufer grillieren möchten, etwa das Flussbett bei der ehemaligen ARA Birs 1 in Reinach deutlich verbreitert, Inseln angelegt und die Böschung und das Ufer zugänglich gemacht.

Schwimmer erschrickt Hund
Im Wasserkanal, den Jiri Krnoul als Schwimmbecken nutzt, gelten diese strengeren Naturschutzvorschriften nicht. Trotzdem hat er beim Schwimmen praktisch nie Gesellschaft. Er wird höchstens gelegentlich von einem Spaziergänger begrüsst, der mit seinem Hund am Flussufer flaniert. Auf die Frage, ob er Angst vor Hunden habe, die sich in der Birs abkühlen, gibt Krnoul lachend zur Antwort: «Nein, die Hunde haben höchstens Angst vor mir!»

Bürgerjournalismus
tok. Dieser Artikel ist im Rahmen des Grundkurses «Bürgerjournalismus» entstanden. Der vierteilige Kurs fand im Mai und Juni 2013 statt und wurde von Thomas Kramer (Chefredaktor «Wochenblatt») und Frank Lorenz (dipl. Journalist und ref. Pfarrer Reinach) konzipiert und geleitet. In den nächsten Wochen lesen Sie weitere «Gesellenstücke» von Kursabsolventen im redaktionellen Teil dieser Zeitung und in der Reinacher Rubrik «Kirchenfenster». Freuen Sie sich drauf und achten Sie auf die nächste Kursausschreibung in dieser Zeitung.

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