Salz in der Suppe: Ein starker Partner wird 125 Jahre alt
Unter dem Motto «Das Salz in der Suppe» feiert die Christoph Merian Stiftung (CMS) ihr 125-jähriges Bestehen. Die Geschichte der Beziehung Münchenstein- Merian ist spannend.
Thomas Brunnschweiler
Als Gutsherr Christoph Merian (1800–1858) das Erbe seiner Eltern antrat und geschickt zu einem riesigen Vermögen vermehrte, wurde er Eigentümer von manch einem Hektar Land im erst 1833 gegründeten Kanton Basel-Landschaft. Die Trennung der Halbkantone schmerzte ihn. Die Villa Merian in Brüglingen lag auf Münchensteiner Boden. Zu Beginn schützte das Münchensteiner Gericht und der Kanton Basel-Landschaft Merian gegen aufsässige Fabrikherren. Als ihm aber Stararchitekt Melchior Berri das Pächterhaus und das Ökonomiegebäude gebaut hatte, führte Münchenstein einen Kataster ein. Auf dessen Grundlage wurden die Bauten in ihrem Steuerwert so hoch eingeschätzt, dass Merian in Liestal auf eine Reduktion von 30 000 Franken pochte. Hier zeigte man sich nicht kompromissbereit und damit war der Konflikt programmiert. Merian griff zu einer List und spendete der Armenbevölkerung in Münchenstein 2000 Franken. Die Armenkommission forderte darauf das Ehrenbürgerrecht für Merian und die Reduktion im Katasterstreit. Liestal lenkte ein, Merian wurde Ehrenbürger von Münchenstein – bedankte sich aber nie dafür.
Münchenstein profitiert
1886 ging das Meriansche Vermögen an die Christoph Merian Stiftung über, welche die Aufgabe hat, den Ertrag des Stiftungskapitals zur «Linderung der Noth und des Unglückes» und zur «Förderung des Wohles der Menschen» einzusetzen. Die CMS betätigt sich auf in vier Bereichen: Soziales, Stadtentwicklung, Kultur sowie Natur, Landwirtschaft und Umwelt. Sie ist unabhängig, untersteht aber der Bürgergemeinde Basel. Die Bilanzsumme beläuft sich auf über 300 Millionen Franken. Das Stiftungsvermögen besteht aus Land, Baurechtsgrundstücken, Mietobjekten und Wertschriften. Aber nicht nur deshalb ist die CMS wichtig für die Gemeinde Münchenstein. Letztere profitiert vom Gelände der Brüglinger Ebene, einer Naherholungsoase. In Zukunft rückt das Dreispitzareal, das der CMS gehört, in den Fokus. Es geht um Arbeitsplätze, Gewerbezonen, urbane Lebensform und neue Verkehrsführungen. Auch hat der Neu- und Umbau der Hochschule für Gestaltung und Kunst schon begonnen.
Die Halbkantone, die Gemeinde Münchenstein und die CMS treiben die Planung gemeinsam vorwärts. Gemeindepräsident Walter Banga sieht in der CMS einen «sehr starken Partner». «Unsere Beziehungen sind vielseitig», sagt er, «sie betreffen zum Beispiel das Wirtschaftliche und Politische auf dem Dreispitz-Areal, das zu 49 Prozent auf Münchensteiner Boden liegt, den Aspekt der Natur im Projekt Pro Specie Rara, den Merian Park Botanischer Garten AG und die Schule auf dem Bauernhof. Dazu kommt die Erholungsnutzung in der Brüglinger Ebene vom «Park im Grünen» bis zu den Sportanlagen. «Ganz wichtig erscheint mir, dass sich damit Zentrumsleistungen auf Münchensteiner Gebiet abspielen.»
Christoph-Merian-Tag
Am nächsten Sonntag findet im Merian Park der Christoph-Merian-Tag statt, der ein abwechslungsreiches Programm bieten wird, das von einer Sonntagsmatinée um 11 Uhr bis zum Saisoneröffnungskonzert des Sinfonieorchesters Basel um 19 Uhr reicht. Um 17 Uhr liest der Historiker Robert Labhardt aus seiner lesenswerten Merian-Biographie «Kapital und Moral» vor, die Merian in einem neuen Licht erscheinen lässt.