Rechenzentrum hat Verspätung

Längst hätte mit dem Bau des neuen Rechencenters der EBM begonnen werden sollen. Die Reorganisation des Elek-trizitätsunternehmens kam aber dazwischen, jetzt soll Anfang 2013 der Spatenstich erfolgen.

Bereit für den Bau: Bereits im November 2011 mussten hier 43 Familiengärten für ein neues Rechenzentrum der EBM Telecom AG weichen.  Foto: Lukas Hausendorf
Bereit für den Bau: Bereits im November 2011 mussten hier 43 Familiengärten für ein neues Rechenzentrum der EBM Telecom AG weichen. Foto: Lukas Hausendorf

Lukas Hausendorf

Bereits kursiert im Dorf das Gerücht, dass das neue Rechenzentrum der EBM Telecom gar nicht mehr gebaut werde. Das wäre ein Drama. Umsonst hätten die 43 Familiengärtner ihre liebevoll gepflegte Scholle geräumt, von der ihnen der Abschied so schwer fiel.

Das Gerücht ist aber falsch. Das Rechencenter kommt, einfach später als geplant. «Alles ist bereit und die Submissionen sind bereits erfolgt», sagt der Geschäftsführer der EBM Telecom AG, Mark Thommen, auf Anfrage des «Wochenblatts». Mit dem Spatenstich wird aber trotzdem noch zugewartet, weil das Projekt noch nicht finanziert ist. Die Ende Oktober kommunizierte Reorganisation der EBM, die sich künftig auf das Energiegeschäft fokussieren wird kam dazwischen. Die Folge der Neuausrichtung des genossenschaftlich organisierten Unternehmens ist, dass alle Bereiche ausserhalb des Kerngeschäfts ausgegliedert und verselbstständigt werden.

Auf Investorensuche
Neben dem Elektroinstallationsunternehmen Schwarz + Partner AG betrifft das auch die EBM Telecom AG, die per Neujahr als eigenständiges Unternehmen, das vorerst aber weiterhin im Besitz der EBM bleibt, am Markt agieren wird. Infolge der Verselbstständigung beteiligt sich die Muttergesellschaft auch nicht mehr am Rechenzentrum, das muss die EBM Telecom AG nun selbst finanzieren. Darum ist Geschäftsführer Mark Thommen nun auf Investorensuche. «Wir sind bereits mit mehreren im Gespräch, die mit uns dieses Projekt realisieren wollen», erklärt er.

Allerdings bekommt der Bau erst grünes Licht, wenn 15 bis 20 Prozent der Kapazität durch Kundenverpflichtungen gedeckt sind. So federt das Unternehmen das finanzielle Risiko des 20-Millionen-Projekts ab. Interessenten gebe es bereits für die Hälfte der zu vergebenden 2000 Quadratmeter. Thommen ist darum zuversichtlich, dass man dann im ersten Quartal 2013 endlich loslegen könne.

Kostendruck im Stromgeschäft
Die Fokussierung der EBM auf das Energiegeschäft ist dem wachsenden Margendruck im Strommarkt geschuldet, weshalb man auf Investitionen ausserhalb dieses Geschäfts künftig möglichst verzichten möchte. Das sich das Unternehmen operativ von ihren Aktivitäten ausserhalb der Kerntätigkeit lösen möchte, zeichnete sich schon letztes Jahr langsam ab. Mit dem Wechsel an der Spitze im vergangenen Sommer – Conrad Amman übernahm für Hans Büttiker, der die EBM 24 Jahre lang führte – war auch der Weg frei, die Reorganisation an die Hand zu nehmen. Schliesslich bedeutete dies, die vertikale Expansion, die Büttiker noch vorangetrieben hatte, wieder rückgängig zu machen.

Für die Zukunft der EBM Telecom AG, die heute rund 11 000 Privatkunden und 550 Geschäftskunden bedient ist das auch eine Chance. Durch weitere Partnerschaften mit Gemeinden, auf deren Kabelnetz man sich als Serviceerbringer zu etablieren versucht, möchte das Unternehmen wachsen. Ein Grundstein für das Wachstum ist aber auch das vierte Rechenzentrum, das auf seinen Spatenstich wartet.

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