«Nuntebuggel, wir wollen nach Basel!»
Am Dienstagabend gastierte Emil mit dem Programm «Drei Engel» auf Einladung der Kulturkommission in der Trotte und gab köstliche Geschichten zum Besten.
Jay Altenbach
Kaum betritt Emil die Bühne, ist es wieder wie früher vor 30, 35 Jahren. Alles ist vertraut, die Stimme, die Mimik, der Dialekt. Den kennen wir. Damals sassen wir mit den Eltern und Grosseltern vor dem Schwarz-Weiss-Fernseher und amüsierten uns über die Tücken des Alltags, die Emils Figuren widerfuhren. Was haben wir damals gelacht!
Und heute? Heute bringt uns Emil immer noch zum Lachen. Kaum sitzt er an seinem Tisch, hat er das Publikum schon im Sack. Auch seinem Sohn habe er viele Geschichte erzählt. Und wenn der Sohn wissen wollte, ob die Geschichte wahr oder erfunden sei, beschwor er mit «drüü Ängel» die Wahrheit. Um den Wahrheitsgehalt zu bekräftigen, habe er schon damals drei Finger in die Höhe gehalten. Dies tut er auch am Dienstagabend immer und immer wieder und ermuntert die Anwesenden zu überlegen, ob die Anekdote wirklich wahr sei oder nicht?
Ein Flug nach Zürich
Er liest als Erstes die Geschichte von einem verspäteten Flug von Hamburg nach Zürich, auf den er wartet. Schliesslich verschläft er den Abflug in der Wartehalle, da er so erschöpft ist. Aber das Glück ist auf seiner Seite und mit einer kleinen Propellermaschine fliegt er doch noch in die Schweiz – doch statt in die Limmatstadt nach Basel! Wir wären aber nicht bei Emils wahren Lügengeschichten, wenn das Flugzeug nun wegen Nebels doch noch in Zürich landet und die Basler schimpfen: «Nuntebuggel! Wir wollen nicht nach Zürich, wir wollen nach Basel!» Dann hebt Emil seine drei Finger und wir denken: Ja, diese Geschichte muss wahr sein, sonst würde er das Wort «Nuntebuggel» nicht kennen – oder etwa nicht?
Liebevoll nimmt er nicht nur die Basler, sondern auch die Restschweizer, die Deutschen und die Amerikaner aufs Korn und nimmt Eigenheiten unter die Lupe, die uns gar nicht auffallen würden. In einem Restaurant unseres deutschen Nachbarlands wurde er gefragt, welche «Sättigungsbeilage» er bevorzugen würde. Oder er sinniert über das Wort «Saunieren» und fragt sich, was unsere Nachbarn nun mit den Nieren einer Sau anstellen würden.
Ohne Punkt und Komma
Zu einem Höhepunkt an diesem Abend wurde die Lesung aus dem dtv Wörterbuch der deutschen Sprache. An und für sich keine lustige Lektüre, aber wenn er diese Sätze ohne Punkt und Komma vorliest und mit seiner Mimik begleitet, dann ist das wunderbar. Dann sind wir wieder die Kinder, die fasziniert mit den Eltern und Grosseltern vor dem Schwarz-Weiss-Fernseher sitzen und uns köstlich über unseren Emil amüsieren. So ist es auch in der Trotte, wo Generationen miteinander das Programm des 79-jährigen bis zur letzten Minute auskosten und anschliessend unsere Bücher signieren lassen.