Nach der Ausbildung ist vor der Ausbildung – am besten querdenkend
Am Freitag wurden im Kuspo den 160 Maturi und Maturae die Abschlusszeugnisse überreicht. Der Historiker Georg Kreis wusste mit einer Rede in lockerem Stil zu gefallen. 12 Absolventen leisteten Besonderes.
Thomas Brunnschweiler
Die wie immer gut besuchte Veranstaltung wurde von der Klasse 4M and Friends mit Kurt Weills «Mack the Knife» eröffnet. Konrektor Reinhard Straumann hatte die dankbare Aufgabe, mitzuteilen, dass von den 162 angetretenen Schulabsolventen 160 die Matura erreicht haben, was fast 99 Prozent entspricht. Der Satz, die Schüler träten nun «aus dem Licht der Aufklärung in trübere Bereiche», erzeugte Heiterkeit. Man müsse heute nicht nur über Bildung verfügen, sondern auch über Querdenken. Dieses setze höchste Kompetenzen voraus. «Keine Dialektik ist so wirkungsvoll wie das Querdenken», so Straumann.
Ermutigung, Grosses zu leisten
Der emeritierte Geschichtsprofessor Georg Kreis hielt die offizielle Ansprache, die er wohltuend unakademisch und launig gestaltete. «Europa ist eine ausgesprochene Lerngemeinschaft», sagte er. Der Schlusssatz, es könne passieren, dass die Alten von den Jungen lernen, wurde von den Maturi und Maturae beklatscht. Nach dem von Sonja Müller am Flügel reif interpretierten Impromptu op. 90 Nr. 4 von Schubert kam es zur Übergabe der Maturitätszeugnisse nach Klassenzügen. Als zweiter Zwischenakt gelangte Irving Berlins «Puttin’ on the Ritz» zur Aufführung. Ekaterina Gurevich (Wirtschaft/Russisch) hielt die Schüleransprache. Sie wies darauf hin, dass jeder das Potenzial habe, etwas Grosses zu erreichen, und betonte, wie wichtig es sei, sich als mündiger Bürger zu betätigen. Sie zitierte Shakespeare nach der Schlegel-Tieck-Ausgabe: «Lust verkürzt den Weg» («for willingness rids the way», eigentlich: «denn frohe Bereitschaft verkürzt den Weg»). Sie dankte ihren Lehrpersonen, Eltern und Mitschülern für den gemeinsam gegangenen Weg.
Gegen Abwertung des Berufsstands
Nach dem dritten Zwischenakt mit Sonja Mächler (Sopran) und Matthias Hörmann (Klavier) liess es sich Rektor Gabriel Hänggi nicht nehmen, zwölf Schülerinnen und Schüler persönlich mit dem Baselbieter Maturandenpreis 2015 auszuzeichnen. Zusätzlich erhielt Ekaterina Gurevich, die erst vor neun Jahren in die Schweiz gekommen war und die Matura zweisprachig (deutsch/französisch) absolvierte, einen der mit 4000 Franken dotierten Basler Maturandenpreise der Firma Novartis. Nach der musikalischen Einlage «Feeling Good» sprach Rektor Hänggi das Schlusswort, bei dem er unverhohlen sagte: «Mich stört die fehlende Wertschätzung gegenüber den Lehrpersonen seitens des Kantons.» Nach weiteren Verdankungen wurde die Feiergemeinschaft zum Apéro entlassen.