Münchenstein feiert beschaulich und bodenständig

SP-Landrätin Hanni Huggel sprach nicht vom Podest zum Volk. An der Münchensteiner Bundesfeier begegnete man sich auf Augenhöhe. Auch die politischen Gegner ziehen hierfür einmal am gleichen Strick.

Volksnah: Hanni Huggel forderte auf, sich am demokratischen Prozess zu beteiligen.  Foto: ZVG/Adil Koller
Volksnah: Hanni Huggel forderte auf, sich am demokratischen Prozess zu beteiligen. Foto: ZVG/Adil Koller

Lukas Hausendorf

An der Münchensteiner Bundesfeier bleibt kaum einmal etwas beim Alten. Nach zwei Jahren in der Kuspo hat die Festgemeinde heuer wieder gezügelt. Wieder in die Au, wo aber nicht mehr die Festhalle in Beschlag genommen, sondern ein Festzelt auf den Sportplatz gestellt wurde. Für den Anlass verantwortlich zeichnete ein überparteiliches Komitee unter dem Vorsitz von Gemeindekommissionspräsidentin Jeanne Locher (SP). Sie sehe das auch als eine Verpflichtung von Amtes wegen, an diesem Anlass mitzuwirken, erklärt sie. Zusammen mit Adil Koller, Mirjam Locher (beide SP), Stefan Haydn (SVP), David Meier und Raffaello Masciadri (beide FDP) stellte sie eine feine und bodenständige Feier auf die Beine. Auch auf ein Rednerpodest wurde verzichtet. «Wenn wir einen Promi eingeladen hätten, hätten wir eines gebraucht», so Locher. In der Person der Münchensteiner Landrätin Hanni Huggel (SP) hat man zwar keine unbekannte Rednerin engagiert, aber eine sehr unkomplizierte und volksnahe. Auf sie habe man sich im OK sehr schnell geeinigt, betont Locher. Ihre Rede barg dennoch Zündstoff für den konservativen Flügel im Komitee.

Demokratie lebt vom Mitmachen
Nach einem Exkurs über die Landeshymne und ihre Beobachtungen, wie diese an der Fussballweltmeisterschaft von verschiedenen Nationen unterschiedlich inbrünstig intoniert wurde – «Die Schweizer Nati hat sich nicht gerade hervorgetan mit Singen» –, spannte sie den Bogen zum Spiel auf dem Platz, das sie sinnbildlich für das Zusammenleben und Weiterkommen einer Nation interpretierte. «Unsere Demokratie ist einzigartig auf der Welt. Sie gibt uns aber nur Sicherheit, wenn alle mitmachen.»

Damit sprach sie die Stimmfaulheit vieler an, die das Abstimmungscouvert mit Ignoranz bestrafen, sich dann aber doch gerne leidenschaftlich echauffieren können, wenn eine Abstimmung nicht in ihrem Sinne ausgegangen ist. Ihr Appell galt der Partizipation. Die ist auch gefragt, wenn im September wieder ein Abstimmungscouvert ins Haus flattert. Wie viele Redner am vergangenen 1. August thematisierte auch Huggel die Kantonsfusion in ihrer Ansprache prominent. «Man kann das Thema emotional hochschaukeln und die Befürworter diffamieren, wie ich das in der Landratsdebatte erlebt habe, als die Rechte aufgestanden ist und das Baselbieter Lied intonierte.» Aber man könne die Vorlage auch sachlich betrachten.

«Füllen Sie den Stimmzettel aus»
Gleiches gilt auch für Münchenstein, wo im September nicht nur die Schicksalsfrage über die Zukunft des Kantons zur Abstimmung kommt, sondern auch über die Einführung eines Einwohnerrats entschieden wird. Auch hier könne man geteilter Ansicht sein. Es habe sie aber gefreut, dass sich an der Gemeindeversammlung eine Mehrheit fand, dass alle Münchensteiner Stimmberechtigten darüber abstimmen sollen. «Nehmen Sie die Chance wahr und füllen Sie den Stimmzettel aus», appellierte sie an die Festgemeinde.
Zum Abschluss intonierte sie gemeinsam mit der Festgesellschaft den Schweizerpsalm. Und leitete damit über zum geselligen Ausklang der Feier, die ohne lauten Knall endete. Kleine Knallereien gab es dennoch: Anstelle eines offiziellen Feuerwerks, auf das in Münchenstein bewusst verzichtet wird, konnten, sehr zur Freude vieler Kinder, mitgebrachte Raketen und Böller auf dem Festgelände gezündet werden.

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