Mit Münchensteiner Präzisionsarbeit zum Schweizer-Meister-Titel
Der beste Schweizer Bogenschütze kommt aus dem Birseck. Claudio Dioguardi aus Münchenstein ist achtfacher Schweizer Meister. Die Erfolgsgeschichte begann mit einem Sprachaufenthalt.
Guido Herklotz
Die Bilanz von Claudio Dioguardi ist beindruckend: Mitte März holte der 48-jährige an den Indoor-Meisterschaften bei den Recurve Herren in Magglingen seinen achten (!) Schweizer-Meister-Titel. Dieser Triumpf war zugleich der dritte Meistertitel in Folge. «Ich war gut vorbereitet, extrem fokussiert und konnte so meine Topleistungen abrufen», freut sich der Bankkaufmann, der in seiner Freizeit für die Bogenschützen beider Basel schiesst.
Volltreffer beim Sprachaufenthalt
Dioguardi war schon seit klein auf sportlich aktiv, sei es auf der Judomatte oder auf dem Skateboard. Aber weshalb wurde aus einem jungen, sportbegeisterten Mann mit einem klangvollen, italienischen Namen nicht ein Fussballer sondern ein Bogenschütze? «Die Körperbeherrschung, die es für diese Sportart braucht fasziniert mich. Fussball verfolge ich passiv, am TV.» Die Bogenschützen-Erfolgsgeschichte nahm 1987 in England seinen Lauf, als Claudio Dioguardi mit dem Bogenschiessen-Virus infiziert wurde. Der damals 23-jährige befand sich bei einem Sprachaufenthalt in London. «Der Sohn der Gastfamilie wollte mich zu einem Vereinsfest mitnehmen, damit er länger bleiben darf», erinnert sich Dioguardi und wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass es sich dabei um einen Bogenschützen-Verein handeln würde. Er ging also mit, verfolgte das Geschehen vom Bänkli aus und wurde vom Trainer aufgefordert mitzumachen. Und: «Kein Witz, der erste Schuss war ein Volltreffer, genau in die Mitte. Dabei hatte ich zuvor noch nie einen Bogen in der Hand».
Zurück in Basel meldete sich Dioguardi bei den Bogenschützen beider Basel. Dort traf er auf Coach Beat Vollenweider, der noch heute sein Trainer ist. «Claudios Talent fürs Bogenschiessen war schnell erkennbar. Es ging rasant aufwärts», so Vollenweider. 1994 wurde Dioguardi erstmals Schweizer-Meister. Für seine Erfolge trainiert er neben seinem 100%-Job drei- bis sechsmal wöchentlich, feilt im hauseigenen Trainingsraum an seiner Schusstechnik, absolviert Krafttrainings und kann auf die Tipps von Vollenweider zählen. «Wir verstehen uns blind», sagen die beiden Freunde einstimmig.
Keine Olympiade
Im Sommer finden in London die olympischen Sommerspiele statt. Dioguardi wird dann allerdings nicht in die Stadt reisen, in der er die Leidenschaft fürs Bogenschiessen entdeckte. «Einerseits fehlt es an den nötigen Punkten. Andererseits lässt sich eine Olympia-Teilnahme mit einem 100%-Job nicht vernünftig vorbereiten. Ich hätte wohl auch nicht reale Chancen, um oben mitzuhalten.» Lieber möchte er sich der Vater eines Sohnes auf die nationale Meisterschaft konzentrieren und weitere Titel holen. Entspannen kann der Hobby-Imker bei seinen Bienen. Auch dort braucht es eine ruhige Hand. Übrigens: Wer sich mal im Bogenschiessen versuchen möchte, kann dies beim Schnuppertraining am 14. April. Weitere Informationen dazu: www.bsbb.ch.