Mit der Modellbahn dem Traum vom Lokführer ganz nah sein
Der Schüler Modelleisenbahn Club Münchenstein (SMCM) wurde in diesem Herbst fünf Jahre alt. Jugendliche bauen mit Hilfe von Erwachsenen an einer beeindruckenden Eisenbahnlandschaft.
Tobias Gfeller
Das Tango-Tram der BLT steht am Bahnhof und wartet auf die Startfreigabe, der ICE neuster Generation schnellt aus dem Tunnel hervor und der Dampf der alten Dampflokomotive hüllt den Bahnhof kurzfristig in Nebel. Es ist wie an jedem Montagabend im Luftschutzkeller des Löffelmattschulhauses. Jugendliche fahren mit ihren Zügen über die Gleise der clubeigenen Modelleisenbahn. Aber hauptsächlich sind sie da, um an der Anlage weiterzubauen.
In Gruppen eingeteilt
Der Schüler Modelleisenbahn Club Münchenstein existiert bereits seit fünf Jahren. Peter Schreiner gründete diesen mit zwei Kollegen, weil er seinen damals zwölfjährigen Söhnen und anderen Jugendlichen einen Raum zur Ausübung ihrer Modelleisenbahnleidenschaft zur Verfügung stellen wollte. Noch immer ist Schreiner Vereinspräsident – noch immer ist er mit Begeisterung dabei. Die erste Herausforderung bestand darin, gratis Räumlichkeiten zu finden. Fixkosten wollte Schreiner vermeiden. Nachdem er sich im Dorf umgehört hatte, bekam er Hilfe von der Gemeinde. Diese stellte ihm einen Raum im Luftschutzkeller zur Verfügung. Wenn gebohrt, gehämmert oder gesägt wird, versteht man im Keller das eigene Wort nicht mehr. Es ist weit mehr, als «nur» das Bedienen der Steuerzentrale. Die aktuell elf Jugendlichen sind in kleine Gruppen eingeteilt und haben da ihre ganz eigenen Aufgaben. «Jeder macht das, was er gerne tut und auch am besten kann», sagt der 15-jährige Jeffrey Schmid aus Reinach. Neben ihm sitzt das Team «Löten», bestehend aus den Therwiler Freunden Patrick Heinis (14) und Flavio Carigiet (16).
Führen und Machen lassen
Die vier erwachsenen Modelleisenbahner haben für die Jugendlichen jede Menge Tipps auf Lager. Sie vermeiden es aber, alles perfekt vorschreiben zu wollen. «Wir wollen den Jugendlichen Raum für ihr eigenes Gestalten lassen», sagt Schreiner. Es ist gleich erkennbar, dass beim SMCM eine gut austarierte Mischung aus Führen und Machenlassen herrscht.
Noch vor Vereinsstart vor fünf Jahren bauten die Gründungsmitglieder eine H0-Modelleisenbahn (Verhältnis 1:87), um den Jugendlichen von Beginn weg die Möglichkeit des Fahrens zu geben. Vor allem für die ganz jungen Mitglieder ist das Zugfahren noch immer das Highlight. «Am Anfang hatte ich grosses Interesse am Fahren. Das ging mit der Zeit ein wenig verloren. Dann kam das Interesse für die Technik», erinnert sich Jeffrey Schmid, der fast schon fünf Jahre dabei ist. «Beides kann ich jetzt verbinden. Es macht mir grosse Freude, wenn ich sehe, wie etwas funktioniert, das ich selber gemacht habe.»
Anlage nie ganz fertig
Die Jugendlichen sind dem Traum des Lokführers ganz nah. «Ja, ich will später einmal Lokführer werden», sagt Flavio Carigiet mit strahlenden Augen. Am liebsten in seiner Lieblingslok «Re 460». Um Angehörigen, Freunden und Neugierigen zu zeigen, was sie jeweils am Montagabend machen, laden die Vereinsmitglieder alle Interessierten am Nachmittag des 9. Dezember zum Adventskaffee mit Fahrbetrieb ein. Dabei schwingt immer ein auch die Hoffnung mit, neue Jugendliche für das Hobby zu begeistern. Denn fertig ist solch eine Anlage eigentlich nie. Das weiss auch Patrick Heinis: «Irgendwann mal haben wir eine riesige Anlage mit wunderschöner Umgebung. Und wenn wir dann fertig sind, machen wir etwas Neues.»