Kunst am Strassenrand
Im Auftrag der Gemeinde realisierte der Künstler Martin Raimann sieben Stahlstelen, auf welchen er mit dem Mönchsmotiv spielt. Die Stelen wurden in den letzten Tagen an den Eintrittsorten nach Münchenstein montiert.
Edmondo Savoldelli
Wanderer, kommst du nach Münchenstein …» So oder ähnlich heisst eine altgriechische Inschrift. Nun, die heutigen Wanderer kommen nicht mehr zu Fuss über Felder und durch Wälder ins stille Mönchsdorf, sondern per Vehikel über geteerte Strassen. Und wer die Siedlungsentwicklung im Birseck über längere Zeit hat beobachten können, staunt, wie die Ortschaften immer mehr verschmelzen und langsam zur Birsstadt mutieren – und dabei ihre je eigene Charakteristik entlang der Verkehrsschneisen verlieren. Auch Einheimische wissen oft nicht mehr genau, ob sie sich jetzt noch oder doch schon wieder in Münchenstein befinden – und wie geht es erst Auswärtigen! Vom St. Jakob bis zur Motorfahrzeugkontrolle, vom Dreispitz bis zum Walzwerkareal, vom Heiligholz bis hoch ins Gruth – das alte Dorf, Neumünchenstein und Brüglingen: alles gehört zu Münchenstein und jeder Ortsteil hat ein eigenes Gesicht. Nur: die Wasserhaus-Siedlung hat kaum etwas mit der Gartenstadt, der alte Dorfkern ebenso wenig mit der Neuen Welt zu tun.
Identität stiften
Im Zuge der Arbeit am Räumlichen Entwicklungskonzept 2030 (REK) hat sich der Gemeinderat im Dezember 2013 entschlossen, die Eintrittsorte in die Gemeinde attraktiver und einheitlicher zu gestalten, um ein Zeichen gegen die Zersplitterung zu setzen, mit Wiedererkennungs- und Erinnerungswert. Dazu hat man sieben ausgewählte Künstler eingeladen. «In diesem Zusammenhang soll in Zukunft in Zusammenarbeit mit der Gärtnerei des Werkhofs eine einheitliche Rabatte mit jahreszeitlich verändertem Blumenschmuck entstehen. Diese Rabatten sollen mit Objekten versehen werden, die identitätsstiftend für die Gemeinde Münchenstein sind. Um diese Pläne umzusetzen, wird ein Projektwettbewerb mit Kunstschaffenden und Gestaltern durchgeführt. Als Jury fungiert der Gemeinderat, unterstützt durch eine externe Fachperson in beratender Funktion …», so steht es in der Einladung an die Künstler, verbunden mit dem Hinweis, bis zum 21. Januar 2014 die Gestaltungsvorschläge inkl. der Kostenangaben für die sieben Standorte und die Gesamtkosten einzureichen.
Von den sieben eingeladenen Gestaltern haben deren vier mit sechs Ideen am Wettbewerb teilgenommen, wie Martin Strübin, Leiter Tiefbau, ausführt. Ausgewählt wurde schliesslich der Vorschlag des Münchensteiner Bildhauers Martin Raimann, dessen Projektskizzen die Jury am meisten überzeugt haben. «Er hatte jedoch keinen Einheimischen-Rabatt», schmunzelt Strübin, «sondern seine Idee war einfach die beste.» Martin Raimann meint dazu, er hätte mit dieser Arbeit nicht vor allem sich selbst verwirklichen, sondern ein Signet für Münchenstein schaffen wollen. So sei ihm die Idee mit den roten Stahlstelen und den Mönchsmotiven gekommen.
Diese Woche konnten die Stelen nun montiert werden, nachdem man wegen des kurzzeitigen Frosts die Arbeiten um eine Woche hatte verschieben müssen. Nach langen Abklärungen für die genaue Positionierung (Verkehrssicherheit, Eigentumsfragen etc.) konnten die Fundamente in den letzten Monaten vorbereitet und die Stelen bei der Cut Tec AG in Arlesheim mit Wasserstrahltechnik aus 40-Millimeter-Stahlplatten geschnitten, geschliffen und anschliessend lösungsmittelresistent lackiert werden. Die Realisierung des ganzen Projekts kostet die Gemeinde inklusive aller Kosten für Planung, Material, Herstellung und Honorar 100 000 Franken.
Der Mönch, positiv und negativ
So stehen nun am Dreispitz, beim Kreisel der Motorfahrzeug-Prüfstation, beim Heiligholzkreisel, am Dorfeingang von Arlesheim her, beim Bruckgut an der Birs, in der Neuen Welt und im St. Jakob sieben leuchtend rote Objekte, welche deutlich machen: «Hier beginnt Münchenstein!» Mit feinem Humor spielt Raimann mit dem Mönchsmotiv des Ortwappens, indem er den vor sich herbetenden Mönch im Negativ, im Positiv und auch als Relief in verschiedenen Grössen über die Fläche und darüber hinaus schreiten lässt. Eine gewisse Komik besteht auch in der Tatsache, dass das Eintrittstor zu Münchenstein im St. Jakob etwa einen Meter auf Stadt-Basler Boden steht. Dafür war zwar ein recht aufwendiges Bewilligungsprozedere vonnöten, aber die Gebete des Mönchs wurden schliesslich erhört.