Kinder verzaubern Münchenstein in ein Fasnachtsdorf
420 Kinder aus ersten und zweiten Primarklassen und Kindergärten nahmen am Freitagvormittag am ersten Kinder-Fasnachtsumzug von Münchenstein teil. Organisiert hat die Premiere das Familienforum.
Tobias Gfeller
Die Zwerge, Löwen und Drachen strömten aus allen Richtungen zum Loogschulhaus. Jede Klasse und jeder Kindergarten hatte den ihm zugewiesenen Platz zum Einstehen. Der Kreativität der Kinder und Lehrkräfte waren am ersten Fasnachtsumzug, an dem alle Münchensteiner Kindergärten und Schulen teilnahmen, keine Grenzen gesetzt. Zauberer, Engel, Vögel und Könige – ja sogar ganze Universen – marschierten mit. Das Schulhaus Lange Heid hatte für den Umzug extra einen Wagen gebaut, der von zwei verkleideten Lehrkräften gezogen wurde.
Tee und Brötchen im Kuspo
Vom Loogschulhaus ging es via Schulackerstrasse, Birkenstrasse, Schmidholzstrasse und Lärchenstrasse die Grubenstrasse hinunter und auf der Dammstrasse zum Kuspo Bruckfeld. Dort gab es Tee und Brötchen, um die müden Kinderbeine wieder mit Energie zu versorgen. Die Strassen wurden während dem Umzug nicht komplett gesperrt. Gemeindepolizist Guido Siegrist sorgte aber dafür, dass die Fahrzeuge die feiernden Kinder passieren liessen. Nur der Bus hatte Vorfahrt, als der Umzug die Loogstrasse überquerte.
Die Trommler und Pfeifer nutzten die kurze Pause, um vom hinteren Teil des Umzugs nach vorne zu kommen und auch bei den Schneemännern, die den Zug anführten, für Fasnachtsmusik zu sorgen. «Der Fasnachtsumzug findet jetzt zum ersten Mal in diesem Ausmass statt. Wir werden schauen, wie es läuft und die Situation für eine eventuelle Zukunft analysieren», sagte ein gut gelaunter Gemeindepolizist.
Zukunft des Umzugs ungewiss
Obwohl gegen Ende die Beine schwerer wurden und die Bäuche hungriger, waren die 420 Kinder aus den über zwanzig Klassen bestens gelaunt. So auch ihre Lehrkräfte, die den ersten gemeinsamen Fasnachtsumzug schätzten, auch wenn dies für einige ein Mehraufwand in Form einer längeren Anreise bedeutete. «Die Lehrkräfte wie auch die Eltern haben sich gefreut, endlich einen gemeinsamen Fasnachtsumzug in Münchenstein zu haben», sagte Petra Pflugi, Kindergärtnerin im Ameisehölzli. «Ich hoffe, dass sich aus den positiven Eindrücken ein Komitee gründet, das die Sache in Zukunft in die Hand nimmt.»
Denn die Zukunft des Kinderumzugs ist keineswegs gesichert. «Wir wissen nicht, wie es in den nächsten Jahren weitergeht», erklärt Claudia Lanthemann, Präsidentin des Familienforums Münchenstein. Sie hatte die Fäden der Organisation in der Hand. Und dies waren viele. «Der Aufwand war enorm», sagt sie nach dem gelungenen Umzug mit einem Lächeln.
Gugge und Publikum fehlten
Bisher organisierten die Kindergärten und Schulen eigene Umzüge in den Quartieren. «Alle buken ihre eigenen Brötchen», sagte eine Frau am Strassenrand. Es wurde Zeit, dass sich dies ändert. Im grossflächigen Münchenstein ist dies keinesfalls selbstverständlich. Oben das Dorf, unten Neu Münchenstein. Dies zusammenzuführen, braucht Motivation und Energie. Vereinzelt kamen von Lehrkräften auch kritische Stimmen, die sich über die «weite» Anreise störten.
Dass Münchenstein alles andere als eine Fasnachtshochburg ist, zeigte sich am Strassenrand. Für die Kinder mit ihren vollen Räpplisäcken wäre es wünschenswert gewesen, hätten noch mehr Menschen sie angefeuert und ihre Süssigkeiten in Empfang genommen. Um dem ganzen Umzug noch ein wenig Rasse zu verleihen, hätte eine Guggenmusik gut getan – doch diese fehlt leider in Münchenstein. Glücklicherweise meldeten sich ein paar Oberstufenkinder und Erwachsene zum Trommeln und Pfeifen. Wer weiss, vielleicht ist die Kinderfasnacht in ein paar Jahren etabliert. Und dann heisst es auf der Loog-strasse mit Bestimmtheit: «Vortritt Kinder».