Im Schatten der Titanen
Der talentierte Sohn des grossen John Lee Hooker beehrt das kleine Bluesfestival in der Fahrbarhalle mit zwei Konzerten, wo auch der charismatische Ignaz Netzer einen denkwürdigen Auftritt haben wird.
Lukas Hausendorf
Zehn Jahre ist es her, da verlor der Blues mit John Lee Hooker eine ihrer prägendsten Figuren der vergangenen 50 Jahre. Sein Sohn, der zwar auch schon mit seinem Vater spielte, hatte bis dahin vor allem mit Alkohol und Drogen zu kämpfen. 2004 trat er dann aus dem grossen Schatten seines Vaters hervor und veröffentlichte im Alter von mittlerweile 52 Jahren sein Debutalbum «Blues with a Vengeance», das von der Kritik begeistert aufgenommen, ihm zahlreiche Preise und eine Grammy-Nominierung einbrachte und den Grundstein für eine seither erfolgreiche Solokarriere legte.
Anders als sein Vater hat sich John Lee Hooker Jr. aber nicht dem urtraditionellen Delta-Blues verschrieben, sondern ist ein Vertreter der urbanen, druckvolleren Spielart des Blues, die er oft mit Funk- und Jazz Elementen anreichert. Am 20. und 21. Oktober kann man sich vom Talent des Sängers im Depot der Fahrbar selbst überzeugen. Den Machern der Münchensteiner Bluesnight um CEO Marcel Erni gelang es, den mittlerweile selbst zum Star gereiften John Lee Hooker Jr. für zwei Konzerte zu verpflichten. Ein grosser Coup würde man meinen. «Wir haben einfach sein Management angefragt, das ging reibungslos», erzählt die Musikverantwortliche der Bluesnight, Brigitte Strahm. Wohl nicht zuletzt deshalb, weil sich die Münchensteiner Gastspiele gut in die Europatournée des Amerikaners einfügten. So spielt er tags darauf in der legendären Mühle Hunziken in Rubigen, die neu vom bekanntesten Schweizer Bluesgitarristen, Philipp Fankhauser, geleitet wird.
Nachdem er die vergangenen drei Jahre stets als Hauptact an der Münchensteiner Bluesnight gespielt hat und stets für eine volle Halle garantierte, musste man heuer zum ersten Mal auf den erfolgreichen Thuner verzichten. «Fankhauser hat uns auf die Füsse geholfen», sagt Co-Organisator Stefan Jegge. Jetzt fange aber die Bewährungsprobe für den Anlass an, schliesslich wolle man ja nicht schlechter werden. Mit dem heurigen Line-Up dürfte dieses Ziel sicher erreicht worden sein. Auch der Deutsche Vollblutblueser Ignaz Netzer, der am 22. Oktober das Schlusskonzert der Münchensteiner Bluesnight bestreiten wird, ist ein Garant für musikalische Qualität auf der Bühne.
Hommage an Jeanne Carroll
Eigentlich hätte Netzer zusammen mit der Grand-Dame des Mississippi Blues, Jeanne Carroll, die Bühne teilen sollen. Die Sängerin ist aber leider am 9. August im Alter von 89 Jahren während eines Konzerts in Belgien gestorben. Netzer und seine Begleiter, der renommierte deutsche Bluespianist Christian Rannenberg und der Bluesharp-Spieler Albert Koch, widmen ihren Auftritt darum der Verstorbenen und werden ihre Lieder interpretieren. «Das wird ein ganz emotionaler Abend», ist Strahm überzeugt. Der intime Rahmen in der stimmungsvollen Halle der Fahrbar verstärkt die Intensität solcher Momente noch zusätzlich. Es dürften drei unvergessliche Abende mit dem Blues werden.
www.muenchensteiner-bluesnight.ch
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