Es ist aufregend, Schweizer und Münchensteiner zu sein
An der Bundesfeier in Münchenstein wurde Neues erprobt und Altbewährtes zelebriert.
Bea Asper
Sag mal, ist es nicht langweilig Schweizer zu sein?» So wie er da am Bier nippte, leicht vor und zurück wippend, blickte der Österreicher dem jungen Münchensteiner Patrick Schenk ins Gesicht und behauptete, «swissness» sei die Lebensart des Spiessertums und der Kaffeefahrt. «Zugegeben», meint Gymnasiast Schenk, «die Schweizer sind ein Volk von Tüpflischissern, Bünzlern und Pünktlern, also Pünktlichkeitsfanatikern.» Hand aufs Herz: «Wir können ganz schön spiessig sein. Aber, mir macht das Spass.»
Schenk begeisterte die zahlreich erschienenen Münchensteiner mit einer modernen Lyrik zum Nationalfeiertag. «Ich stehe jeden Morgen genau dann auf, wenn der Wecker klingelt. Und ich esse jeden Tag mein Müsli», zählte Schenk auf. Und dann die Sprache: «Die Perle der Eidgenossenschaft. So klar und voll kristallener Reinheit: Me chönnt mäinä s’Chuchichäschtli cha Chummerchüeche bache . . .» Und nicht zuletzt die Demokratie als Grundstein der Schweizer Philosophie des Wählens und Stimmens in allen Belangen: «Wer sich ärgert, sammelt Unterschriften, und wenn Bern mal Mist baut, dann wird die Regierung mit einem Referendum betraut. Man sieht und staunt zum Schluss, die Schweiz hat Schwung im Überfluss.» Deswegen stellte Schenk entspannt sein Bierglas hin und antwortete dem Österreicher: «Nein, es ist nicht langweilig Schweizer zu sein, es ist das Aufregendste, das es für Schweizer gibt, aber du musst das nicht verstehen, denn Schweizer blühen ungesehen.»
Appell für Neuerungen
Wie aufregend das Leben in Münchenstein ist, zeigte auch Gemeindepräsident Giorgio Lüthi. Als erste Baselbieter Gemeinde soll Münchenstein eine Mehrwertabgabe einführen, die derzeit auch heiss diskutiert wird. «Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun», zitierte Lüthi den Schriftsteller Molière. «Am Beispiel Mehrwertabgabe kann man klar erkennen, dass sich Münchenstein politisch schwierigen Themen stellt. Als Erste im Kanton wollen wir, wenn Land umgezont wird, dass ein Teil des Gewinns in die Gemeindekasse fliesst, um damit Erschliessungen und Grünraumgestaltung zu finanzieren.» Denn der Gemeinderat messe einer attraktiven Gestaltung der Freiflächen und einer Verbesserung der Verkehrserschliessung eine zentrale Bedeutung bei.
«Münchenstein muss sich weiterentwickeln. Wir müssen die Probleme angehen und Entscheidungen treffen. Das Ignorieren, Verdrängen oder gar Totschweigen anstehender Probleme bringt uns nicht weiter», appellierte Lüthi und zeigte auf, dass sich «in Münchenstein einiges bewegt, nämlich auf dem Dreispitz-Areal, im Schulwesen mit Neubauten und Harmos, in der Zonenplanung, im Personalreglement und eben an der nächsten Gemeindeversammlung in der Frage der Mehrwertabgabe».
An der Bundesfeier, die in diesem Jahr zum ersten Mal im Kuspo stattfand, gab es aber nicht nur Nachdenkliches, sondern es herrschte Freude und viel Spass. Die Organisatoren hatten erneut ein abwechslungsreiches Programm zusammen gestellt für Gross und Klein mit Musik, Tanz und Spielpark. Und natürlich gab es auch für den Gaumen viel Freude an schweizerischen Köstlichkeiten.