Ein Arbeitsagoge leitet zu einer sinnvollen Beschäftigung an
Seit diesem Frühjahr steht Dominik Moser als Arbeitsagoge auf der Gehaltsliste der Gemeinde Münchenstein. Im vierteiligen Integrationsprogramm sollen auch KMU direkt angesprochen werden.
Thomas Brunnschweiler
Der 37-jährige Dominik Moser, der aus dem Kanton Zug stammt und ursprünglich Maurer war, schloss 2006 seine Ausbildung zum Arbeitsagogen HFP ab. Im Jahr 2007 kam er nach Basel und arbeitete in verschiedenen Institutionen. «Ich kam nicht zuletzt hierher, weil Basel eine unglaublich liberale Stadt ist», sagt Moser. Obwohl er die offenere Mentalität liebe, komme ihm seine Innerschweizer Beharrlichkeit im Arbeitsalltag oft zugute.
Seit Mai 2014 ist er auf dem Werkhof Münchenstein tätig, wo er im Integrationsprogramm für Sozialhilfeempfänger und vorläufig aufgenommene Asylanten eine zentrale Aufgabe einnimmt. Vielen ist der Begriff «Arbeitsagoge» fremd. Tatsächlich gibt es ihn erst seit 1993. Hergeleitet ist das Wort vom griechischen «ágein», das «führen, leiten, begleiten» bedeutet. «Der Arbeitsagoge leitet zu einer sinnvollen Beschäftigung an», sagt Moser, «meine Therapie geht via Arbeit». Für ihn ist Arbeit «ein zentraler Pfeiler der Identität des Menschen, die Selbstwert, gesellschaftliche Anerkennung und Zugang zu sozialen Kontakten ermöglicht.»
Vierteiliges Konzept
Die Arbeit von Moser lässt sich in vier Bereiche aufteilen. Erstens ist er für zwei Beschäftigungsplätze zuständig, bei denen es keinen Leistungsdruck gibt. Zweitens leitet er ein Förderprogramm für Menschen, die in den ersten Arbeitsmarkt eintreten wollen. Die Tätigkeiten für die vier Teilnehmer sind handwerklicher Natur. Angestrebt sind acht Plätze. Der dritte Bereich ist das Bewerbungscoaching mit zehn Lektionen. Da Moser auch ein Diplom in Erwachsenenbildung besitzt (SVEB1), ist er für Lernlektionen zertifiziert. Momentan erlernen drei Personen in diesem Coaching die Fähigkeit, Dossiers zu erstellen und Arbeitszeugnisse und Referenzen einzuholen.
Der vierte Bereich ist Moser noch wenig vertraut. Hinter dem Titel «Anstellung mit verfügtem Anreizbeitrag und Coaching» verbirgt sich vor allem Klinkenputzen bei KMU-Betrieben in Münchenstein. Dieses Projekt plant dreimonatige Arbeitskurzeinsätze, welche die Firmen nichts kosten. Zusätzlich wird ein halbjähriges Coaching angeboten.
Niederschwellige Arbeitsplätze
Dominik Moser glaubt, dass ihm die Arbeitsagogik liegt. «Ich motiviere gerne Menschen, erfasse Situationen schnell und habe ein hohes Mass an Empathie, ohne einem Helfersyndrom zu verfallen», erklärt er. Die Aufgabe erfordere auch die Bereitschaft, Fehler zu machen und immer dazuzulernen. Moser schätzt die Akzeptanz, die er auf dem Werkhof geniesst.
Für Kristine Sprysl, die Leiterin der Sozialen Dienste in Münchenstein, war das neue Sozialhilfegesetz des Kantons ein Anlass, die Stelle des Arbeitsagogen auszuschreiben. «Es gibt neue Abrechnungsmechanismen und eine Qualitätssicherung durch den Kanton», sagt sie, «und im Werkhof gibt es bereits geschützte Arbeitsplätze.» Das vierteilige Konzept wurde von ihrer Behörde ausgearbeitet und soll am Ende 20 niederschwellige Arbeitsplätze auf dem Gemeindegebiet ermöglichen. In dieser Form sei das Projekt im Birseck einzigartig. Die Arbeitsagogik in Reinach decke ein breiteres Spektrum ab, so Kristine Sprysl.