Die Welt erklären – ohne erhobenen Zeigefinger

Der Münchsteiner Rapper Pyro macht seit 20 Jahren Musik. Sein neues Album ist in den Startlöchern. Am Sonntag ist er zu Gast beim nächsten Gipfeltreffen.

Sympathisch und open-minded: Pyro rappt fresh und unkompliziert. Foto: z.V.g.
Sympathisch und open-minded: Pyro rappt fresh und unkompliziert. Foto: z.V.g.

«Yeees man, zrugg wie Macintooosh, i kum us em nuet … und gang diraekt ins Ohr», rappt es schon aus den Autoboxen auf dem Weg zum Interview. «Du kennsch mi Album nonig – lug, i hätt no paar do...» Der Track heisst «Zrugg im Ohr» und ist vom Album «Rohkost», dem letzten Longplayer, den der Rapper Pyro 2017 auf den Markt warf. Zum Gesprächstermin in der Münchensteiner Gartenstadt kommt der Künstler allerdings ohne CDs, ohnehin ist ja sowieso alles heutzutage im Internet downloadbar. Stattdessen ist im Gepäck ein Stativ zu sehen, denn neben der Musik sei die Fotografie sein anderes Hobby, sagt Pyro grinsend. Nach dem Gespräch will er noch zur Motivsuche hoch aufs Bruderholz, bevor er wieder ins Homeoffice und an die Arbeit muss. Pyro, der im zivilen Leben Daniel Kern heisst und als Marketing- und Medienmanager in einem Elektronikunternehmen tätig ist, macht seit über 20 Jahren Musik. Damals fing alles mit der Bewunderung für das Basler Rap-Urgestein Black Tiger an, inzwischen ist nach 2008, 2012 und 2017 das vierte Album auf der Zielgeraden. Es erscheint voraussichtlich im Mai.

Stärken und Schwächen zeigen

«Bei meiner Musik geht es mir darum, das, was mich beschäftigt, in einen Song zu verpacken», beschreibt Pyro seine Motivation. Und das in einer doch eher einfachen Sprache, mit der er die Leute erreiche. «Rap hat so viele Variationen, dass es für alle Platz hat», meint der Medienmanager. «Kritisieren kann jeder, aber mal ein paar Inputs für eine Lösung zu geben, das tun wenige.» Ihm sei es wichtig, das Leben mit Stärken und Schwächen zu zeigen – im Rap gehe es zu oft nur um die Stärken. Das sei auch okay und habe seinen Platz, passe jedoch nicht zu ihm. Das, was den Rapper Pyro beschäftigt, seien oft Missstände und Themen, bei denen er findet: Das geht doch auch anders! Beispielsweise im neuen Song «Karo»: «Mir sin do stolz uf dr Kanton, uf d Stadt uf s glay Quartier, begegne Fremdem oft verhalte, will meh weiss jo nie...» Er lacht: «Dabei will ich immer schauen, dass ich nicht zu ‹klagend› werde.» Eine ordentliche Portion Humor und Selbstironie gehöre auch dazu, etwa wie bei «Zrugg im Ohr»: «Ich ha d Waelt welle erklaere – nach em erste Satz ufgeh...»

Übers «Gartehägli» hinaus

Auch wenn Pyro im selben Song weiterrappt, er sei ein Eigenbrötler, der seine Suppe bewache – genau das macht er nicht. Im Gegenteil, der Künstler versucht seine Suppe intensiv zu würzen, zu verändern und zu verfeinern. Die Platte «Rohkost» hat dementsprechend viele Anklänge an Blues mit dem Gitarrenriff von John Lee Hooker, diversen Samples und eingespielten Instrumenten wie eine Hammondorgel oder eine Mundharmonika. Pyro schaut gerne über seinen Tellerrand oder sein «Gartehägli» und geht spannende Projekte ein, etwa mit der Basler Reggaeband Schwellheim. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang natürlich auch die Freundschaft und Zusammenarbeit mit dem südafrikanischen Rapper Crosby Bolani aus Kapstadt, das für Pyro inzwischen eine zweite Liebe geworden sei. In Kapstadt und mit Crosby sind auch weite Teile des neuen Albums entstanden. «An Südafrika fasziniert mich besonders, dass Rap dort nicht nur Unterhaltung, sondern auch quasi Lehrmittel für Kinder ist. Wenn ein Rasta oder Rapper zu ihnen spricht, hat das ein ganz anderes Gewicht, als wenn ein Lehrer das tut», schwärmt Pyro.

Talkgast beim Gipfeltreffen

ama. Beim 7. Gipfeltreffen am 31. Januar sind neben Pyro auch Niggi Ullrich, Yvonne Bettinger und Selina Betge zu Gast. Wegen Corona ist das Gipfeltreffen von 11 bis 12.30 Uhr nur im Livestream via RegioTVplus bzw. YouTube geniessbar: https://youtu.be/GN22IFBBa7g.

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