Die SP Baselland fest in Münchensteiner Hand
Bei der Baselbieter SP gibt ein Duo aus Münchenstein den Ton an. Adil Koller führt die Partei seit einem halben Jahr als Co-Präsident und seit Januar präsidiert Miriam Locher die Fraktion im Landrat.
Lukas Hausendorf
Eigentlich ist es nicht erstaunlich, dass zwei Münchensteiner bei der SP Baselland den Ton angeben. Die Birsecker Agglomerationsgemeinde ist eine Hochburg der Sozialdemokraten. Auch an den nationalen Wahlen im vergangenen Oktober machte die Partei in Münchenstein mehr als 30 Prozent der Stimmen – entgegen dem nationalen Trend. Die Genossen sind die politische Hausmacht im Dorf, das paradoxerweise seit langem von einem bürgerlich geprägten Gemeinderat regiert wird.
Vielleicht sind die Sozialdemokraten hier einfach zu Höherem berufen? So wie Adil Koller und Miriam Locher. Der 22-jährige Student bildet seit vergangenem April mit Regula Meschberger das Präsidium der Kantonalpartei. Und die 33-jährige Kindergärtnerin Miriam Locher präsidiert seit Neujahr die SP-Fraktion im Landrat. Sie besetzen somit die wichtigsten Positionen der Partei. Für ihre Ämter sind beide aussergewöhnlich jung, aber doch auch schon bemerkenswert erfahren. «In der Münchensteiner Sektion wurden junge Leute schon immer gut eingebunden», sagt Koller. Quasi als Neuwähler wurde er schon 2012 in den Vorstand der Ortspartei berufen. Seither macht er viel von sich zu reden. Seine Zusammenarbeit mit dem BDP-Jungspund Filip Winzap für die Einführung des Einwohnerrats in Münchenstein wurde mit Anerkennung von allen Parteien honoriert. Derweil ist Locher mit ihren fast zehn Jahren in der Gemeindekommission schon beinahe ein Urgestein der Münchensteiner SP. 2014 erbte sie im Landrat den Sitz des abgetretenen Daniel Münger und vertritt seither die SP-Wähler aus Münchenstein und Arlesheim im Kantonsparlament. Dies neben der langjährigen Landrätin Hanni Huggel, einer der prominentesten Figuren der Baselbieter SP.
«Wir ziehen an einem Strick»
Der frische Wind tut der Partei gut. Im Februar schieden die Sozialdemokraten nach 90 Jahren aus der Kantonsregierung aus und wurden in die Opposition gedrängt. «Die SP war damals orientierungslos», sagt Koller. Parteileitung und die Landratsfraktion waren auseinandergedriftet. Die Niederlage entpuppt sich jetzt aber als Chance. «Es hat sich etwas verändert in der Partei, Junge können nun Verantwortung übernehmen und es werden wieder Visionen verfolgt» sagt Locher. Und sie freut sich auf ihre Aufgabe. Sie wolle pointiert auftreten. Das sei bei der aktuellen politischen Grosswetterlage zwingend. Angesichts der Abbaupolitik erwarteten die Leute im Kanton, dass die SP eine klare linke Haltung zeige, sagt Koller. «So gesehen ist es gar nicht so schlecht, dass die SP nicht das soziale Feigenblatt einer Regierung ist, die aktuell nur rechtskonservative Politik macht», fügt er hinzu. «Es braucht uns mehr denn je als soziales Gewissen des Kantons», sagt Locher. Im Parlament spricht sie allerdings gegen eine bürgerliche Wand an. Der Sparpolitik der Regierung begegnet die Partei mit parlamentarischen Mitteln, Referenden und Volksinitiativen. Das Elba-Referendum war für die SP die gelungene Generalprobe ihrer Oppositionsrolle und ein wichtiger erster Erfolg für Koller als frischer Co-Präsident. Mittlerweile stehen Parteileitung und Fraktion wieder voll zusammen. Und das soll so bleiben. Was nicht alleine daran liegen wird, dass Koller und Locher nur drei Velominuten voneinander entfernt wohnen. «Wir ziehen an einem Strick», betonen beide.
Mitgestalten in der Regierung
Das Ziel ist klar: Die SP soll so rasch wie möglich wieder in der Regierung mitarbeiten können. «Ein Viertel der Wählerinnen und Wähler hat SP gewählt, sie haben ein Recht auf eine Vertretung in der Regierung», sagt Locher. Das wird spätestens 2019 die Wählerschaft entscheiden. Aber schon 2016 wird für die Partei unter Münchensteiner Führung richtungweisend für dieses Ziel. Abstimmungen über die Kürzung der U-Abo-Beiträge und der kantonalen Prämienverbilligung werden zeigen, wie stark die Baselbieter Bevölkerung die SP als Korrektiv honoriert.