Die Planungsschwächen der Vergangenheit zusammen angehen

Die Birs zwischen Aesch und Birsfelden ist als Landschaft ein Flickwerk. Jetzt spannen die Birsstadt-Gemeinden im Rahmen eines IBA-Projekts zusammen, um ihren Naherholungsraum gemeinsam und koordiniert aufzuwerten.

Erholungsraum mit Autobahndurchstich: Die Nutzungskonflikte in der Birspark Landschaft sollen auf Ebene der Birsstadt nun gemeindeübergreifend angegangen und langfristig entschärft werden.  Bild: IBA / zvg
Erholungsraum mit Autobahndurchstich: Die Nutzungskonflikte in der Birspark Landschaft sollen auf Ebene der Birsstadt nun gemeindeübergreifend angegangen und langfristig entschärft werden. Bild: IBA / zvg

Lukas Hausendorf

Die Zusammenarbeit der Gemeinden könnte besser funktionieren», sagt Salomé Mall, Kuratorin der IBA Basel 2020. Die Internationale Bauaustellung ist eine Zukunftswerkstatt für raumplanerische Fragen und hat sich nun dem Birstal angenommen. Es ist eines von über 40 IBA-Projekten und möglicherweise das mustergültigste. Hier soll nicht nur eine langfristige Vision für einen Lebensraum angestossen werden, hier werden auch neue Formen politischer Zusammenarbeit erprobt. Und zugleich ist die Birs auch Schauplatz aller Nutzungskonflikte, die im urbanen Raum auftreten. Die kantonale Autobahn H18 frisst sich durch einen Naherholungsraum, den der Mensch seinen Ansprüchen entsprechend längst seines ursprünglichen Zustands beraubt hat.
Deshalb wird in diesem Zusammenhang auch von einer Kulturlandschaft gesprochen, wobei Kultur den anthropogenen Einfluss auf die Natur meint. Die Spuren menschlicher Interventionen in die Landschaft sind ästhetisch nicht selten grauenhaft und haben vielerorts zu Nutzungskonflikten geführt. «Das Nebeneinander muss besser gestaltet werden», fordert Mall deshalb. In der jüngeren Vergangenheit ist diesbezüglich schon viel passiert. Die Birs wurde im grossen Stil wieder renaturiert.

Aber eben nicht zusammenhängend. Der Blick fürs Ganze fehlte, wenn die Gemeinden für sich werkelten. Bevor der Flickenteppich noch grösser wird, soll darum ein grosser Wurf her. Ein gemeinsames Freiraumkonzept aller acht Birsstadt Gemeinden, mit dem die Birspark- Landschaft aufgewertet und die verschiedenen Bedürfnisse vernetzt und eben mit dem Blick aufs Ganze betrachtet werden sollen.

Neue politische Strukturen
Die koordinierte Gestaltung eines Lebensraumes, der sich über kommunale Grenzen hinweg zieht, ist auch ein Labor, in dem neue politische Strukturen im Bereich der interkommunalen Zusammenarbeit entstehen. Denn umgesetzt werden muss so ein Projekt letztlich von den Gemeinden. Die IBA hat zwar die Schirmherrschaft darüber, sieht sich aber nicht als ausführendes Organ. «Wir sind ein Think Tank, wir fördern Projekte und bringen Dynamik hinein», erklärt IBA-Geschäftsführer Martin Jann.

Tatsächlich hat die Birspark-Landschaft schon neuen Schwung in die Zusammenarbeit gebracht. Vergangenen Freitag trafen sich erstmals alle beteiligten und interessierten Akteure auf Einladung der IBA für eine gemeinsame Exkursion mit anschliessendem Austausch an der Birs. Dabei zeigte sich, die involvierten Fachleute und politischen Vertreter der Gemeinden kennen sich mittlerweile sehr gut. «Wir sind schon viel weiter als noch vor einigen Jahren», bestätigt Münchensteins Raumplanungschef Lukas Lauper diesen Eindruck.

Für das Projekt Birspark Landschaft sind denn auch schon zwei Gremien, eine Arbeitsgruppe und ein Projektleitungsausschuss mit Vertretern aller beteiligten Gemeinden einberufen worden. Strukturen, die bislang völlig auf Freiwilligkeit beruhen und neue Spielräume erschliessen, wo der Buchstabe des Gesetzes noch keine festen Strukturen geschaffen hat.

Positive Erfahrungen
Das IBA-Projekt ist längst nicht das erste Birsstadt-Projekt, es ist bislang aber das umfassendste. Auf kleinerer Ebene haben die Gemeinden bereits erste kleinere Projekte umgesetzt. So ist der neue Gaskonzessionsvertrag mit den IWB ein Beispiel für die immer besser funktionierende Vernetzung der Birsstadt und auch die unlängst neu erschienene Mobilitäts-Karte Birstal (das «Wochenblatt» berichtete) ist dafür ein handfester Beweis. Bei beiden Projekten lag die Federführung bei Münchenstein.

Auch in den jüngsten Bestrebungen, eine gemeinsame Wasserversorgung für das Birstal zu realisieren, gab die Gemeinde den Anstoss. So erstaunt es nicht, dass sich Münchenstein auch im Rahmen des Birsparks mit voller Kraft engagiert und am Freitag der IBA als assoziierte Partnergemeinde beigetreten ist (mehr dazu im Bund Münchenstein).

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