Die mit den Pferden tanzen
Der Münchensteiner Banntag ist ein Spektakel. Böllerschüsse, Blasmusik, tanzende Pferde und verspielte Hunde begleiten jeweils die grosse Wanderschar.
Bea Asper
Die Organisatoren des Münchensteiner Banntags hoffen auf Grossandrang. Am auserwählten Rastplatz im Wald werden Zelte errichtet, Tische und Bänke aufgestellt und zahlreiche Flaschen zu Trinken bereitgestellt, es wird ein Feuer entfacht und viel Essen vorbereitet. Fleissig am Werk sind die Helfer der Bürgergemeinde.
Unterdessen versammelt sich auf dem Dorfplatz eine fröhliche Menschenschar. Hunderte Einwohner erscheinen zur gemeinsamen Wanderung durch die Natur von Münchenstein. Die Gemeinde hat zwar städtischen Charakter und ist geprägt von Hochhäusern und Fabriken, doch 24 Prozent der 718 Hektar grossen Gemeindefläche sind Wald und beliebte Naherholungszone. Weshalb in die Ferne schweifen, wenn es nah so schön ist, sagen sich einige Münchensteiner und helfen mit ihrer Anwesenheit, einen alten Brauch des Baselbiet am Leben zu erhalten.
Vierbeiner willkommen
Banntage, also das gemeinsame Abschreiten der Gemeindegrenze und Kontrollieren, ob die Grenzsteine nicht verschoben sind, kennt man vor allem in der Nordwestschweiz. Der Banntag war früher (auserwählten) Bürgern vorbehalten, heute sind alle Einwohner eingeladen. Willkommen sind auch Hunde, ja sogar auch Pferde. Und die sind wunderschön herausgeputzt, die Mähne frisiert und der Schweif gewaschen. Auch die Organisatoren scheuen keinen Aufwand und sorgen mit Strassensperrungen dafür, dass die Wandersleute und die Tiere sicher sind vor dem motorisierten Verkehr. Es präsentiert sich ein wunderschönes Bild: Eine bunte Menschenschar mit edlen Rössern, umrahmt mit Fahnenschwingern und Musikanten. Walter Banga hat seinen Rappen gesattelt und führt später die Truppe an – zum letzten Mal als Gemeindepräsident .
Das Warten, bis es mit Böllerschuss und Paukenschlag los geht, wird zur Geduldsprobe, für Ross und Reiter vielleicht auch zur Mutprobe. Die Pferde als Fluchttiere und mit einem Gewicht von über 500 Kilogramm in einer solchen Drucksituation zu kontrollieren, fordert die Reiter, insbesondere in der ersten Marschzeit. Die Pferde – heute ausschliesslich Freizeitpartner und keine Kavallerieübungen mehr gewohnt – sind verunsichert, sie strotzen vor Energie und möchten zügig vorangehen, doch in Rücksicht auf die Zweibeiner wird das Tempo gedrosselt, das passt nicht allen Pferden.
Manche treten an der Stelle, weichen zur Seite und hüpfen, man könnte es auch als Tanzen interpretieren. Der ihnen folgenden Menschenschar bieten sich spannende Anblicke, bis sich später die Wege von Reitern und Wanderern trennen. Am Rastplatz trifft man wieder aufeinander, die Pferde sind versorgt, man isst zusammen und lebt ausgiebig den geselligen Teil des alten Brauchs.