Die IG Dorf und Gstad hat viel erreicht und noch viel vor
Seit 35 Jahren setzt sich die IG Dorf und Gstad für das alte Münchenstein ein. Hansruedi Zingg, einer der Gründer, schaute anlässlich der Jubiläumsfeier zurück.
Bea Asper
Er segelte auf den Weltmeeren und erkundete die Welt. Zurück in der Heimat, fühlte er sich in seinem Gefühl bestärkt: «Es gibt keinen schöneren Lebensort als Münchenstein Dorf.» Hansruedi Zingg ist geboren am Dorfplatz zwölf, zog achtmal um, doch niemals weiter als 50 Meter und wohnt heute am Dorfplatz zehn. Er ging täglich vorüber an den Baustellen, mit denen Münchenstein grösser und anders wurde – die Auswirkungen erfuhr Zingg am eigenen Leib. In dritter Generation hatte er das Lebensmittelgeschäft im Dorf geführt und versucht, es am Leben zu erhalten. Doch nach der Eröffnung des Einkaufszentrums Gartenstadt war das Lädelisterben nicht mehr aufzuhalten. «Innert kurzer Zeit verschwanden die Bäckereien, Metzgereien und weitere Läden aus dem Münchensteiner Dorfleben», gibt Zingg zu bedenken.
Kräfteverschiebung weg vom Dorfkern
Auch politisch habe es eine Kräfteverschiebung gegeben. Gerade an Gemeindeversammlungen sei Neu-Münchenstein in der Überzahl gewesen. «Ich suchte das Gespräch mit dem Gemeindepräsidenten und hörte nicht auf, für den alten Münchensteiner Kern Dorf und Gstad, den Geburtsort unserer Gemeinde, eine Sonderbehandlung zu fordern. Denn ohne Vergangenheit keine Zukunft, Altes sollte vor dem Zerfall gerettet und Traditionelles wieder gepflegt werden.»
Zingg gelang es, Verbündete zu gewinnen und die «Interessengemeinschaft Gewerbe und Kultur Münchenstein» aus der Taufe zu heben. Zusammen mit Vertretern von Handel und Handwerk, des Kleintheaters und von Dorfanlässen setzten sich in Spitzenzeiten 120 Mitglieder bei der Gemeinde für Verkehrsberuhigung, Temporeduktion, Parkplatzverbesserungen und einen Batzen für die Pflege von Traditionen ein. «In einigen Bereichen ist die Realisierung gelungen, in anderen Punkten müssen wir weiter kämpfen», resümierte Zingg letzten Samstag im Mönchskeller. Vor allem beim Verkehr seien die Forderungen noch nicht erfüllt, hielt Zingg fest.
Erhalten und Sorge tragen
Die IG Dorf und Gstad, wie sie sich heute nennt, feierte ihr 35-jähriges Bestehen und ehrte die Gründungsmitglieder. Zingg freute sich über das zahlreiche Erscheinen und dankte für das ungebrochene Engagement für das schöne alte Münchenstein. Er selber hatte bei einigen Liegenschaften in die Restaurierung investiert und zum Erhalt des Dorfbildes beigetragen – und ist zuversichtlich, dass auch die jüngeren Mitglieder die IG weiterführen und dem Dorf Sorge tragen werden.
Mit dem Räbeliechtliumzug vom 9. November (17.30 Uhr) und dem Weihnachtsmarkt vom 20. November stehen in diesem Monat gleich zwei Highlights an, die Münchenstein der «IG Dorf und Gstad» verdankt. Mit einer moderaten Preispolitik (60 Franken pro Stand) setzt sich die IG für eine besonders grosse Vielfalt des Weihnachtsmarkts ein und zaubert dank dem grossen Einsatz der Helfer/-innen ein märchenhaftes Ambiente.