Der freche Rabe Leo machte ganz Münchenstein unsicher

Eine bunte Mischung aus Tier- und Fantasiefiguren zog am Freitagmorgen am Kinderumzug Münchenstein Räppli schmeissend vom Schulhaus Loog zum Kuspo.

Tobias Gfeller

Bereits von weitem ist das Bellen und Knurren der Hunde aus dem Kindergarten Ameisenhölzli zu hören. Alle haben sie einen Knochen um den Hals, ein paar von ihnen sind vorsichtshalber angeleint und die Hundebesitzerin hat vernünftigerweise Robidog-Säckchen mit eingepackt. Es hatte am Freitagmorgen etwas von einem Sternenmarsch, als all die verkleideten Kindergarten- und Primarschulklassen zum Schulhaus Loog strömten. Die 300 Kinder waren sichtlich aufgeregt und voller Vorfreude. Die Angehörigen auf dem Schulhausplatz zuckten bereits stolz ihre Kameras. Die zweite Münchensteiner Kinderfasnacht zog mehr Schaulustige an als noch bei der Premiere im vergangenen Jahr. Und dies hatten sich die eifrig bastelnden Klassen mit ihren Lehrpersonen auch verdient.

Eine Dompteurin für die Elefanten
Mit einer leichten Verspätung setzte sich der Umzug, angeführt von den «Ameisenhölzli-Waggis», Richtung Schulackerstrasse in Bewegung. Das «Schissdräckzügli» aus Tambouren und Pfeifern gab in der Mitte des Umzuges den Ton an. Den Elefanten aus dem Löffelmattschulhaus musste die Lehrerin als Zolliwärterin mit Besen hinterher marschieren, um den grossen Dreck wegzuputzen.

Eine orientalische Dompteurin machte derweil mit den Elefanten Kunststücke. Losgelöst von allen Wartezwängen durften die Drachen, Clowns, Schnecken, Wolken und Sonnen das tun, was sie an der Fasnacht am liebsten tun: sich gegenseitig und vor allem die Menschen am Strassenrand mit Räppli und Süssigkeiten eindecken. «Jenen, die ich gerne mag, schenke ich ein Sugus, den anderen schmeisse ich Räppli an», beschrieb die siebenjährige Olivia ihre gut durchdachte Strategie. Mit ihrer Klasse 1b aus dem Schulhaus Loog lernte sie allen als Rabe «Leo» das Fürchten.

Denn dieser sei unglaublich frech, erklärten ihre Rabenkollegen. Dass die Raben nicht allzu frech wurden, dafür marschierte eine unheimliche Vogelscheuche mit. Wenn die Raben krähten, bekamen sie von Lehrerin Regula Maurer leckere rote Würmer als Zwischenverpflegung.

Nicht alle Klassen machten mit
Die Begeisterung bei den Raben und all den anderen Kindern war gross. «Besonders gefällt mir die Musik», so die siebenjährige Gina. Mit leicht traurigen Augen fügte sie an: «Es wäre schön, hätte es noch mehr davon.» Damit sprach Gina genau das an, woran es bei der Münchensteiner Kinderfasnacht noch immer hapert. Organisatorin Claudia Lanthemann vom Familienforum Münchenstein konnte derweil die Zusage einer Gugge aus Meltingen für das nächste Jahr vermelden. Am Freitag kamen Schlagzeug, Trompete und Co. noch aus dem CD-Player. Claudia Lanthemann und ihr Team hoffen auf noch mehr Zulauf bei den Klassen und Eltern. Dies hofft auch Lehrerin Regula Maurer. «Die Fasnacht ist so wichtig für das Zusammengehörigkeitsgefühl der Kinder innerhalb der Klasse und über die Klasse hinaus.» Während zweier Wochen hätten sie immer wieder an den Raben-Kostümen gebastelt. «Es sind halt bei den Lehrpersonen und bei den Eltern unterschiedliche Meinungen in Bezug auf die Kinderfasnacht vorhanden», weiss Maurer.

Die kürzere Route hat sich vollends bewährt. Dankbar war Claudia Lanthemann für die Hilfe einiger Eltern und der Mitarbeiter des Werkhofs und des Kuspos. Lanthemann hofft derweil, dass sich die Kinder gegenseitig mit dem Fasnachtsfieber anstecken. «Es braucht Geduld und Kontinuität, um die Kinderfasnacht in Münchenstein zu etablieren.» Es wäre allen Kindern zu gönnen, wenn dies gelingen würde.

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