«Den Plausch hätte ich noch lange»

Nach 16 Jahren ist Schluss. Benjamin Huggel lud am Sonntag zur letzten Führung und nahm die Besucher noch einmal mit auf eine Zeitreise durch «Müngestai».

Tritt ab: Benjamin Huggel während seines letzten historischen Dorfrundgangs, hier auf dem Schlossfelsen. Foto: Guido Herklotz
Tritt ab: Benjamin Huggel während seines letzten historischen Dorfrundgangs, hier auf dem Schlossfelsen. Foto: Guido Herklotz

Guido Herklotz

Die Führungen mit Benjamin Huggel sind zu einem beliebten Treff geworden. 124-mal und etwa 3500 Leute führte er durch den Münchensteiner Dorfkern. «Jetzt kommen die Erinnerungen hoch», sagt Benjamin Huggel kurz vor seinem letzten Rundgang gegenüber dem «Wochenblatt». Trotz Regen haben über 40 Interessierte den Weg zur alten Trotte gefunden. Einige Teilnehmer vergewissern sich, fragen nach, ob das jetzt tatsächlich sein letzter Rundgang sei. Wehmütige Reaktionen nach Huggels Antwort. «Ich habe den Rundgang schon einmal mitgemacht aber zu deinem Letzten komme ich gerne nochmals mit», sagt ein älterer Herr.

«Sind Sie nicht der FCB-Spieler?»

Die Tour startet bei den Altbau-Häusern im alten Dorfkern. Benjamin Huggel, ausgerüstet mit Schirm und Mäppli, ist im Element. Er erklärt, weshalb die alten Hauseingänge noch Treppen haben. «Früher gab es keine Kanalisationen, bei Hochwasser wäre die Küche also schneller geputzt gewesen, als einem lieb wäre», lacht Huggel. Und mit ihm das Publikum.

Die Führungen wurden vor 16 Jahren, anlässlich der Feier «800 Jahre Münchenstein», ins Leben gerufen. Als Leiter eignete sich Huggel mit seinem Wissen bestens. «Als mein Vater verstarb, räumte ich sein Haus und stiess auf viele interessante Münchensteiner Geschichtsbücher. Ich las und las und las», blickt der gelernte Maschinenschlosser zurück. Anekdoten gibt es nach einer solchen langen Zeit zu Genüge. «Einmal kamen zwei junge Frauen zum Rundgang und staunten, dass nicht der FCB-Spieler und Namensvetter Benjamin Huggel die Führung macht. Sie liefen dann trotzdem mit», schmunzelt Huggel.

Von den alten Gässli gehts weiter über die Hauptstrasse in die Dorfkirche. Huggel nimmt die Leute mit auf eine Reise in die Vergangenheit, erzählt wie Münchenstein zu seinem Namen kam, wie früher die Bevölkerung das Trinkwasser von der Birs holte und ins Dorf schleppen musste. Nach dieser Geschichtslektion ging es die zahlreichen Stufen hinauf auf den Schlossfelsen mit seinem herrlichem Ausblick.

Rundgänge auch in Zukunft

Unten wieder angekommen verabschiedet sich Huggel und erntet Applaus. «Ich hätte noch lange den Plausch an dieser Aufgabe. Aber jetzt bin ich 85 Jahre alt, die Rundgänge sind sehr anstrengend. Fehlen werden mir sicher die Gespräche mit den Teilnehmern», erklärt Huggel. Und diese schütteln ihm die Hand, bedanken sich, wünschen ihm alles Gute.

«Benjamin Huggel hinterlässt eine grosse Lücke. Er ist sehr beliebt und hat ein fundiertes Wissen über unsere Gemeinde», sagt Werner Benseler von der Kulturkommission. Bleibt die Frage, wie es nach dem Rücktritt von Benjamin Huggel weitergeht. «Die Rundgänge werden auch in Zukunft stattfinden», versichert Benseler. «Bereits laufen Gespräche mit möglichen Kandidaten.» Im März wird der Nachfolger vorgestellt und Benjamin Huggel für seine langjährige, ehrenamtliche Tätigkeit geehrt.

Weitere Artikel zu «Münchenstein», die sie interessieren könnten

Münchenstein13.11.2024

Bilder sagen mehr als Worte

Jean-Pierre Hostettler hat im dritten Lebensabschnitt die Berufung zum Malen entdeckt. Eine Ausstellung in der ­Stiftung Hofmatt gibt Einblick in sein…
Münchenstein06.11.2024

«Heute trainiere ich, um zu halten, was ich habe»

Der ehemalige Sportler und Politiker Paul Wyss erzählte am Dienstag im reformierten Kirchgemeindehaus aus seinem bewegten Leben.
Münchenstein30.10.2024

Individuell und integrativ

Das Kompetenzzentrum Pädagogik, Therapie, Förderung veranstaltet am 5. November eine hauseigene Herbstmesse, die in die Welt von Kindern und Jugendlichen mit…