«Berge im Kopf» – eine filmische Parabel auf das Leben

Der Münchensteiner Filmproduzent Mathias Hefel begleitete vier Bergsteiger aus vier Generationen auf ihren Touren. Dabei entstand ein Film, der vor allem die grossen Fragen des Lebens erörtert.

Dreh unter extremen Bedingungen: Filmproduzent und Tonmeister Mathias Hefel begleitete für den Kino-Dokumentarfilm «Berge im Kopf» vier Bergsteiger auf ihren Touren.
Dreh unter extremen Bedingungen: Filmproduzent und Tonmeister Mathias Hefel begleitete für den Kino-Dokumentarfilm «Berge im Kopf» vier Bergsteiger auf ihren Touren.

Lukas Hausendorf

Bergsteigen ist eine Metapher für das Leben», sagt Mathias Hefel. Es geht um Leidenschaft, Risiko und Entscheidungen. Die ständige Gratwanderung im Kopf, wo zwischen Vernunft und Verlangen die Balance gesucht wird, die letztlich über Leben und Tod entscheidet. «Ich habe viel riskiert, viele Joker verbraucht. Ich sollte nicht so weiter machen», sagt zum Beispiel der 60-jährige Jacques Grandjean im Film. Und trotzdem zieht es den passionierten Strahler immer wieder auf die nächste Tour. Ihn und drei weitere Bergsteiger hat der Münchensteiner Filmproduzent Mathias Hefel mit seiner Crew für den Dokumentarfilm «Berge im Kopf» begleitet und dabei eine 93-minütige Parabel auf das Leben gedreht. «Wir wollten auch keinen Bergsteigerfilm machen», sagt der 46-jährige. Vielmehr wolle man die Menschen emotional berühren, ihnen etwas vermitteln, das sie in ihrem eigenen Alltag wiederfinden.

Die schroffe Welt der Berge vergegenwärtigt solche Fragen mit einer Eindringlichkeit, wie das nur die Natur vermag. Und in dieser Welt kennen sich Hefel, sein Regisseur Matthias Affolter und Kameramann Jonas Jäggy aus. Müssen sie auch. Schliesslich gingen sie mit Extrembergsteigern wie Dani Arnold, der den Geschwindigkeitsrekord an der Eigernordwand aufstellte, in die Wand. Das hautnah Dabeisein sei fundamental wichtig gewesen, erklärt Hefel. «Sonst lässt sich zu den Protagonisten keine Beziehung aufbauen.»

Ausrufezeichen für den Basler Film
Die vergangenen zwei Wochen feierte «Berge im Kopf» neun bestens besuchte Vorpremieren in der ganzen Schweiz, die das Publikumsinteresse noch zusätzlich gesteigert haben dürften. Und ab heute läuft der Film in 27 Schweizer Kinos, in Basel im kult.kino Camera. Das ist eine beachtliche Verbreitung. Ein Erfolg täte den Basler Filmemachern gut. Erreichen sie über 5000 Zuschauer, erhalten sie zusätzliche Fördergelder, die sie innert drei Jahren in einen nächsten Film investieren können.

Das wäre zwar, verglichen mit Blockbustern, eine tiefe Zuschauerzahl – aber immer noch deutlich mehr, als ein Schweizer Film im Durchschnitt generiert. Und für Hefel und seine Crew eine wunderbare Bestätigung. Ist es doch ihr erster Kinofilm. Und ein weiteres Vorzeigeprojekt käme dem Basler Film in dieser Zeit gerade recht. In diesem Jahr steht nämlich die regionale Filmförderung wieder zur Debatte. Und das Basler Filmschaffen verdient laut den Kulturleitbildern der beiden Basler Halbkantone eine bessere Förderung. Damit müssten weniger Basler das Weite suchen und an der Limmat um Fördergelder betteln.

Erfolgreiche Autodidakten
Sowohl Regisseur Matthias Affolter, als auch Produzent Mathias Hefel und Kameramann Jonas Jäggy haben keinen filmakademischen Hintergrund. Allesamt kamen sie als Quereinsteiger zum Film. Für den Reinacher Musiker Simon Hauswirth war es überhaupt der erste Filmsoundtrack. «Wir sind alle Autodidakten und mit 300-prozentiger Überzeugung dabei», erklärt Hefel, der vom Speditionskaufmann über die Erlebnispädagogik zum Film fand. 2006 gründete er mit Affolter und Jäggy, die er übers Klettern kennenlernte, die Produktionsgemeinschaft Filmformat, die seither eine beachtliche Anzahl Auftragsfilme realisierte.

Regelmässig gehört auch das Schweizer Fernsehen zu den Auftraggebern, wobei sie sich vor allem mit spektakulären Outdoorfilmen Lorbeeren verdient haben. Von diesem Genre, zu dem auch «Berge im Kopf» zählt, will sich Filmformat aber langsam lösen. Mathias Hefel kündet an: «Der nächste Kinofilm wird ganz anders!»

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