Die Sichtbarmachung des Zeitlosen

Die Tänzerin Wakako Ishida und das Multitalent Kasei Inoue stellen morgen bei neuestheater.ch zeitgenössischen Tanz aus Japan vor. Eine einmalige Gelegenheit für Freunde des Tanzes und Japans.

Wakako Ishida und Kasei Inoue: Leichtigkeit, Kraft und starker Ausdruck.  Foto: Thomas Brunnschweiler
Wakako Ishida und Kasei Inoue: Leichtigkeit, Kraft und starker Ausdruck. Foto: Thomas Brunnschweiler

Schon bei der kurzen faszinierenden Kostprobe ihres Könnens am Dienstagnachmittag wurden die Qualitäten des Tanzpaares sichtbar: fliessende Bewegungen, gepaart mit Kraft; Improvisation, verbunden mit traumwandlerischer Abstimmung der Körper, und eine von innen kommende Expressivität. Wakako und Kasei sind erst am Dienstag in der Schweiz angekommen, wo sie noch nie waren. «Uns gefällt es hier sehr gut», erklärt Wakako Ishida, «insbesondere die Ausgewogenheit von Natur und Bebauung.» Wakako wurde in der Präfektur Fukushima geboren, studierte englische Literatur und arbeitete schon bald mit hervorragenden Choreografen in New York City. Zu allen wichtigen Tanzfestivals in der ganzen Welt wurde sie eingeladen und die «New York Times» beschrieb sie einmal als «eine Nymphe aus einer anderen Zeit und Welt». Zusammen mit dem Tänzer, Künstler und Musiker Kasei Inoue gründete sie 1999 die New York Dance Creators (NYDC), eine Gruppe professioneller Tänzerinnen und Tänzer aus aller Welt, die sich im Bewegungsausdruck alltäglichen und universalen Themen widmen. Auch Kasei Inoue studierte Modern Dance unter namhaften Choreografen. Heute haben die beiden ihr eigenes Studio in Tokio und vermitteln den zeitgenössischen Tanz an interessierte Japaner.


Spuren des Verfalls

Der Titel des gesamten Abends heisst «Mujokan», das Konzept der Unbeständigkeit weltlicher Dinge. Die Spannung zwischen Fülle und Leere sowie zwischen Zeitlosigkeit und Vergänglichkeit ist ein Grundthema des japanischen Fühlens und Denkens, vor allem in der Zen-Philosophie und ihren praktischen Anwendungen. Das erste Stück des Abends «King’s Castle» greift auf eine Produktion der New York Dance Creators unter Leitung von Ishida und Inoue am Toronto Fringe Festival zurück. In «Namen» wird das Publikum einbezogen. Im dritten Teil «Other World» geht es um «Mujokan»: das Leben als etwas Vergängliches und Leeres. Die Spuren des Verfalls und die Nichtperfektion gehören seit jeher zum Schönheitsideal der japanischen Kultur. Insofern wird der in Japan noch nicht weit verbreitete zeitgenössische Tanz Japan gerechter als das importierte klassische Ballett. «Unser Tanzen ist wie fliessendes Wasser», sagt Wakako. Kasei doppelt nach: «Es kommt von innen nach aussen und ist deshalb authentisch.» Wenn Tanz Musik wäre, würde man aufhorchen. Musik und Tanz sind insofern ähnlich, als sich in klanglichen wie tänzerischen Abläufen der Lichtstrahl der Ewigkeit bricht. Zeitgenössischer Tanz ist wie Musik eine universale, existenziell berührende Sprache. «Im Herzen unseres Publikums soll das, was die Menschen fühlen, zum Funkeln kommen.» Ein Abend, den man nicht verpassen sollte.

 «Mujokan – zeitgenössischer Tanz aus Japan», neuestheater.ch, Bahnhofstrasse 32, Dornach, Freitag, 7. Juni, 19.30 Uhr.

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