«Ad-hoc-Wolferl»: Berührende musikalische Augenblicke

Mit ihrem integrativen Symphonie-Orchester «Ad-hoc-Wolferl» geht die Musikerin und Musikpädagogin Danielle Volkart neue Wege. Von den rund 40 Teilnehmenden haben 14 ein Handicap.

Mit Leib und Seele dabei: Lukas Hintermann und Markus Weber als Schmiede in Josef Strauss´ Polka «Fireproof».  Foto: Thomas Brunnschweiler
Mit Leib und Seele dabei: Lukas Hintermann und Markus Weber als Schmiede in Josef Strauss´ Polka «Fireproof». Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Wer eine Probe mit dem «Ad-hoc-Wolferl» erlebt hat, wird sie nicht vergessen. Dass hier auch Menschen mit unterschiedlichen Handicaps Musik machen, ist überhaupt kein Thema. Zunächst erklingt ein schönes Stück des lettischen Komponisten Imant Raminsh. Im Anschluss übt das Ensemble die französische Polka «Fireproof» von Josef Strauss für Orchester und Amboss. Markus Weber und Lukas Hintermann schlagen als Schmiede verkleidet mit ihren Hämmern den Takt aus der regulären Partitur. Zwischendurch haben einige Musiker Pause und sitzen aufs Sofa, um etwas zu trinken. Die Atmosphäre im generationenübergreifenden Ensemble ist locker, aber während des Spiels konzentriert, ja fast andächtig.

In Johann Sebastian Bachs Pfingstkantate «Mein gläubiges Herze» kommt eine Mitarbeiterin des Sonnenhofs zum Einsatz, die sagt: «Ich war schon immer eine Freundin der Musik und es ist eine Freude, hier mitzuspielen.» In Danielle Volkarts Komposition für Orchester und Glockenspiel «Hänschen klein» intoniert der 11-jährige Lukas Hintermann konzentriert die Grundmelodie. Immer wieder gibt es für die Solisten Applaus. Es ist beeindruckend, was das Ensemble leistet. Beim wohl verdienten Orchesterfest nach fünfmonatiger konzentrierter Probezeit geht es ungezwungen weiter und man spürt, dass das Orchester so etwas wie eine musikalische Familie ist.

Entwicklungspotenzial im Zentrum
Markus Weber, ein ehemaliger Schüler von Danielle Volkart, der jetzt in der Ostschweiz lebt, kommt zu jeder Probe angereist. «Das Orchester ist für mich wie tanzen», sagt er enthusiastisch. In Franz Schuberts Sinfonie D-Dur spielt er das Konzertbecken und ist hier ebenso bei der Sache wie die mitspielenden Profimusiker. Die Absicht von Danielle Volkart ist es, allen Beteiligten die Möglichkeit zu geben, sich in einem Ensemble zu bewähren, unabhängig, ob ein Handicap vorliegt oder nicht. «Für mich steht das Entwicklungspotenzial des Ganzen – also auch jedes Amateurmusikers – im Zentrum und nicht die Behinderung.»

Im Gespräch wird deutlich, dass auch jene, die noch in anderen Ensembles mitspielen, das Projekt von Danielle Volkart schätzen und sehr davon profitieren. Die betreuten Menschen kommen aus unterschiedlichen Institutionen, etwa der Sonnhalde, dem Sonnenhof, der heilpädagogischen Schule Münchenstein oder der Jufa Basel. Ende Juni wurde das Programm im Sonnenhof und im Haus Martin präsentiert. In ihrer Begrüssung sagte Danielle Volkart: «Unser Orchesterprojekt gleicht einer Fahrt aufs offene Meer . . . Jeder tritt diese Reise anders an, doch stets heissen die beiden Segel ‹Fantasie› und ‹Erfindung›. Unser gemeinsames Ziel, unter dem wir uns vereinen, ist das Ideal, uns gegenseitig weiterzubringen und vorwärtszutragen. Das ist es, was ich unter Integration verstehe.» Danielle Volkart finanziert das Projekt selbst. Es wäre zu wünschen, dass das integrative Orchester «Ad-hoc-Wolferl» sowohl ideelle wie materielle Unterstützung erfahren würde.

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