Streit um den Dorfkern: Frei ist bei Fruschd unerwünscht

Morgen Freitag soll ­Denkmalpflegerin Brigitte Frei einen ­Dorfrundgang leiten. Doch die IG Fruschd will das verhindern.

Führte bereits im Juni durchs Dorf: Die kantonale Denkmalpflegerin Brigitte Frei (Mitte) soll dies – wenn es nach der IG Fruschd geht – nun unterlassen müssen. Foto: Tobias Gfeller
Führte bereits im Juni durchs Dorf: Die kantonale Denkmalpflegerin Brigitte Frei (Mitte) soll dies – wenn es nach der IG Fruschd geht – nun unterlassen müssen. Foto: Tobias Gfeller

Im Streit um den Dorfkern wird der Tonfall rauer. Die IG Fruschd, welche die Anliegen von Hauseigentümerinnen und -eigentümern im Ortskern vertritt, will eine Führung der kantonalen Denkmalpflegerin verhindern. Man habe gegen Brigitte Frei Aufsichtsbeschwerde eingereicht, heisst es in einem Einschreiben an Freis Vorgesetzten, Regierungsrat Isaac Reber. Der Baselbieter Baudirektor wird zudem gebeten, Frei zu untersagen, am Dorfrundgang teilzunehmen.

Der Informationsanlass ist für morgen Freitag vorgesehen. Eingeladen haben der Gemeinderat und die Gemeinde Arlesheim. Laut Ankündigung wird Brigitte Frei über «die ­Geschichte, Bedeutung und Entwicklung von Gebäuden und ­Anlagen» informieren. Start ist um 16 Uhr beim Badhof.

Noch im Juni hiess es, Brigitte Frei sei zu neutral

Die Stimmung im Domdorf ist schon seit längerem aufgeladen. Der Gemeinderat und die Gemeinde wollen den Schutz für Liegenschaften im historischen Ortszentrum ausbauen; ein entsprechender neuer Teilzonenplan Ortskern ist in Arbeit.

Die IG Freiheit und Schutz fürs Dorf, kurz Fruschd, wehrt sich gegen das Vorhaben. Die Betroffenen seien zu wenig miteinbezogen worden, ist eines ihrer Hauptargumente. Es drohten de facto Enteignungen, zudem sei der heutige Schutz ausreichend. Arlesheim gehört zum ISOS, zum Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder.

Bemerkenswert ist, dass Brigitte Frei erst im Juni einen Feierabendspaziergang durch Arlesheim geleitet hatte. Unter den rund 40 Teilnehmenden befanden sich auch Fruschd-Mitglieder. Die zeigten sich damals aber enttäuscht darüber, dass sich Frei nicht zur geplanten Teilzonenplan-Revision äussern wollte und sich gegenüber dem politischen Prozess als neutral erklärte. Gegenüber dem Wochenblatt sagte IG-Co-Präsident Johannes Manggold damals: «Man will eine Diskussion ­verhindern. Typisch Politik.»

Jetzt ist man bei der IG offenbar anderer Meinung. Frei trete als Vertreterin des Kantons an der Veranstaltung auf, heisst es im besagten Brief an Baudirektor Reber. Das sei «nicht zulässig und verletzt die Gemeindeautonomie, insofern es sich hier um einen rein politisch motivierten Auftritt handelt».

Gemeinde will nichts von Einflussnahme wissen

Der IG ist ein Dorn im Auge, dass Frei sich auch über den Badhof in Sichtweite des Doms äussern will. Im Rahmen eines gesonderten Quartierplan­verfahrens namens Badhof-­Sonnenhof plant die Gemeinde in diesem Gebiet eine Überbauung. Zumindest einige Gebäude würden, kritisiert die IG, zu hoch und zu wuchtig ausfallen. Der Vorwurf, der dahintersteckt: Rund 60 privaten Liegenschaften wolle die Gemeinde rigide Einschränkungen auferlegen, selber setze sie sich aber über die eigenen Regeln hinweg.

Die Baselbieter Bau- und Umweltschutzdirektion (BUD), der die kanto­nale Denkmalpflege angegliedert ist, schreibt, die Anzeige werde nun zunächst «summarisch geprüft» und in den nächsten Tagen beantwortet. Sprecher Nico Buschauer stellt aber klar: «Bei der Führung unter Leitung der kantonalen Denkmalpflegerin geht es ausschliesslich um die historischen Zusammenhänge, konkret um Informationen zur Bedeutung und Entwicklung von Gebäuden in Arlesheim.» Die Gemeinde sei Veranstalterin und habe die Denkmal­pflegerin eingeladen. Solche Führungen, führt Buschauer weiter aus, seien durchaus üblich. Laut Einladungstext ist der Badhof der Ausgangsort, «von wo in Richtung Westen die Entwicklungsgebiete des 17. Jahr­hunderts bis 20. Jahrhunderts durchwandert werden».

Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) sagt, Fachveranstaltungen wie dieser Spaziergang dienten dem Wissensaufbau und würden auch einem immer wieder geäusserten Wunsch aus der Bevölkerung nach Informationen zu bestimmten Sachgebieten entsprechen. Dass diese Veranstaltungen zeitlich mit aktuellen politischen Themen zusammenfallen würden, komme vor und sei «vielleicht sogar hilfreich».

«Frau Frei hat aber schon bei der Führung im Juni klar­gemacht, dass sie nicht zu ak­tuellen politischen Fragen Stellung beziehe», sagt Eigenmann. «Und das wird dieses Mal nicht anders sein.»

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