Schulterschluss im Rennen um die Quanten-Hoheit
Das private Unternehmen Quantum Basel arbeitet jetzt eng mit den Quantenphysikern der Uni Basel zusammen.
Es ist ein bisschen so, wie wenn sich zwei attraktive Singles in ihrer Region endlich finden. Wobei in diesem Fall beide Seiten attraktiv, aber nur bedingt Singles sind: Quantum Basel, das private Unternehmen, das in Arlesheim den ersten physischen und kommerziell nutzbaren Quantencomputer in der Schweiz baut, ist in der Szene in kurzer Zeit zu einer festen Grösse geworden. Eine wesentliche Rolle spielt Investor Thomas Staehelin, der nicht nur in Uptown Basel in Arlesheim mächtig investiert, sondern auch in das dort ansässige Unternehmen.
Handkehrum ist auch die Universität Basel ausgesprochen attraktiv: Deren Quantenforscher gehören zur Weltspitze im globalen Wettlauf um die Nutzbarkeit und letzten Endes auch um die Markttauglichkeit von Quantencomputern. Erst im Sommer berichtete die bz über die Forschung an so genannten Spin-Qubits an der Uni Basel. Qubits sind Kernbestandteile der neuen Superrechner. Dass das neue Computing funktioniert, ist klar. Die laufende internationale Gralssuche ist deshalb eine nach Stabilität und schon lange nicht mehr eine nach reiner Funktionalität.
Seit vergangener Woche ist klar: Quantum Basel und die Uni Basel befinden sich endlich in einer festen Beziehung. Konkret haben die beiden Institutionen, die bereits ein Auge aufeinander geworfen hatten, eine Kooperationsvereinbarung unterschrieben. Es gehe darum, das im Departement Physik angesiedelte Center for Quantum Computing and Quantum Coherence (QC2) zu einem führenden «Exzellenzzentrum» für Quantencomputing auszubauen, heisst es in einer Mitteilung. Diese Partnerschaft stärke das Cluster für Quantenforschung in der Region Basel wesentlich. Tatsächlich fliesst bei dieser Zusammenarbeit kein Geld, sondern Geist. Wie Reto Caluori, Sprecher der Universität Basel, auf Anfrage sagt, handle es sich bei der Kooperation um einen «perfect match»: Die Quantentheoretiker der Uni und Quantum Basel als Industriepartner würden sich ideal ergänzen. Einen Rechner, wie er in Arlesheim steht, hat die Uni nicht, umgekehrt profitiert Quantum sehr direkt von der internationalen Spitzenforschung vor der eigenen Haustür.
Vorteile für Doktorierende, aber auch für Drittmittel
Im Kooperationsvertrag besonders betont werden die Ausbildungsmöglichkeiten, so Caluori: «Es ist explizit vorgesehen, dass unsere Doktorierenden auch in Quantum Basel arbeiten können.» Die Partnerschaft festige darüber hinaus das Netzwerk zwischen Forschung, Industrie, Start-ups und den dazugehörigen Ausbildungsangeboten der Region wesentlich.
Finanzielle Chancen für die Universität ergeben sich damit aber dennoch. Partnerschaften wie diese sind ein wichtiges Argument beim Einholen von Drittmitteln. Insbesondere, wenn es sich um ein Wettrennen beim Durchsetzen einer neuen Technologie handelt, deren Leistungskraft diejenige der heutigen Supercomputer dereinst in den Schatten stellen soll. In der Mitteilung schreibt Damir Bogdan, CEO von Quantum Basel, dass damit die Schweiz «im globalen Wettlauf um technologische Führungspositionen» noch besser positioniert werde.