Die andere Seite der Bernoullis

Philipp Schluchter hat einen Roman über Daniel Bernoulli und dessen Familie geschrieben. Der Muttenzer liest in der Gemeindebibliothek Arlesheim aus seinem neuen Buch vor.

Schreiberling: Seit der Pensionierung kann sich Philipp Schluchter vermehrt seiner Leidenschaft widmen – dem Schreiben.Foto: Caspar Reimer

Daniel Bernoulli, Sprössling der berühmten Basler Gelehrtenfamilie, feiert in diesem Jahr seinen 325. Geburtstag. Die nach ihm benannte Bernoulli-Gleichung macht Aussagen über das Verhalten von Flüssigkeiten oder Gasen und ist als solche unter anderem eine Grundlage der Hydrodynamik oder der Aerodynamik – der klassische Auftrieb in der Fliegerei lässt sich mit Bernoullis Gleichung ausformulieren. Doch hinter all den Zahlen und Gleichungen verbirgt sich eine Familiengeschichte, die viel über die Gelehrtenwelt des 18. Jahrhunderts erzählt – menschliche Abgründe inklusive.

Der in Muttenz lebende, pensionierte Physik- und Mathematiklehrer Philipp Schluchter hat einen Roman über den Menschen Daniel Bernoulli und seine Familie geschrieben. Er wird am Freitag kommender Woche in der Gemeindebibliothek Arlesheim aus seinem neuen Buch vorlesen. Wie er dazu gekommen sei, sich mit dem Leben und Wirken Daniel Bernoullis zu beschäftigen? «Ich war einerseits Physiklehrer und habe mich dabei mit mathematischen und physikalischen Fragen beschäftigt, andererseits war das Schreiben schon immer eine Leidenschaft von mir. Nach der Pensionierung war die Zeit da, einen Roman zu schreiben.» Daniel Bernoullis Lebens­geschichte und insbesondere dessen Beziehung zu seinem berühmten Vater, Johann Bernoulli, habe ihn sehr beeindruckt. «Der Vater war zwar auch ein brillanter Mathematiker, aber zugleich ein herrischer Mensch, der wohl Angst hatte, der Sohn würde ihm über den Kopf wachsen.»

Der Vater wollte seinen Sohn von der Mathematik weg in eine Kaufmannslaufbahn drängen, doch dieser widersetzte sich. «Daniel Bernoulli war ein Mensch, der wusste, was er wollte. Im 18. Jahrhundert bestimmten in der Regel aber die Väter, was ihre Söhne zu lernen hatten. Daniel liess sich davon nicht beirren. Bemerkenswert ist, dass er dabei selbst ein freundlicher, aufgeschlossener Mensch blieb – im Gegensatz zum Vater.»

Menschliche Abgründe

Dem Roman liegt eine dreijährige Recherche zugrunde, die sich, wie der Autor betont, ganz an historischen Fakten orientiert. Philipp Schluchter ging die Pfade seines Romanhelden erkunden, reiste etwa nach Venedig oder St. Petersburg, wo sich der Mathematiker aufgehalten hatte. «Die geschilderten Emotionen oder auch die Dialoge entspringen aber meiner Fantasie», erzählt Philipp Schluchter. Sein Buch trägt den Untertitel «Ein Leben zwischen Zahlen und Intrigen», beleuchtet also durchaus Teile des mathematischen Wirkens Bernoullis, widmet sich jedoch ebenso der weniger rationalen Seite: So geht es etwa um den hässlichen Streit zwischen Johann und seinem älteren Bruder Jacob und den Plagiatsvorwurf des Vaters an seinen mittlerweile erfolgreichen Sohn Daniel.

Traum verwirklicht

Philipp Schluchter hat für seinen Roman kein fixes Konzept erstellt, aber: «Ich wusste genau, wie der Roman zu beginnen hatte, wie der erste Satz lautete und was die erste Szene zeigen sollte. Der eigentliche rote Faden entwickelte sich aber während des Schreibprozesses», erzählt Schluchter. Zwar fällt ihm das Schreiben leicht, aber eigentlich, sagt er, sei ein Roman nie wirklich fertig. «Man findet immer etwas, das man noch anders machen könnte. Irgendwann muss man also einfach einen Punkt machen.»

Der 69‑Jährige hat mit dem Schreiben seines Debütromans gewissermassen einen Traum verwirklicht. «Ich bin gespannt, wie das Echo sein wird.» Auf die Frage, ob ein weiteres Buchprojekt anstehe, lächelt er und sagt: «Ja, es ist etwas in Planung. Darüber möchte ich aber noch nichts sagen.» Wenn er gerade nicht schreibt, betätigt sich Philipp Schluchter als Ornithologe, macht Musik oder kümmert sich um seine zwei Enkelkinder.

Lesung mit Philipp Schluchter: «Daniel Bernoulli. Ein Leben zwischen Zahlen und Intrigen». Freitag, 28. März, 19.30 Uhr,Gemeindebibliothek Arlesheim.

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