«Ich fordere mehr Akzeptanz für die Bürgergemeinde»

Am 1. Juli übernimmt Veronika Käch von Stephan Kink das Präsidium der Bürgergemeinde Arlesheim. Die gebürtige Luzernerin erklärt, was sie ändern möchte, wie die Bürgergemeinde im Dorf präsenter werden soll und warum sie sich in Arlesheim erstmals wirklich zu Hause gefühlt hat.

Will die Bürgergemeinde wieder sichtbarer machen: Veronika Käch. Foto: Tobias Gfeller
Will die Bürgergemeinde wieder sichtbarer machen: Veronika Käch. Foto: Tobias Gfeller

Frau Käch, Sie arbeiten seit 2011 in Arlesheim, wohnen seit 2015 in Arlesheim, sind seit weniger als einem Jahr Mitglied des Bürgerrats und in gut zwei Wochen schon Präsidentin. Was hat Arlesheim mit Ihnen gemacht, dass Sie sich so schnell in einem bedeutenden Amt engagieren möchten?

Als ich nach Arlesheim kam, habe ich mich zum ersten Mal in einem Dorf gefühlt, hier bin ich zu Hause. Ich habe schon an vielen Orten gelebt. Aber hier war es anders. Ich habe mich sehr schnell integriert gefühlt und lernte, auch durch meine Arbeit bedingt, schnell viele Menschen kennen. Das habe ich so zuvor ­nirgendwo anders erlebt. Ich finde es wichtig, dass sich Menschen, die die Ressourcen dazu haben, engagieren. Ich kam über den Bürgergemein­deschreiber Hans-Fritz Vögeli zur Bür­gergemeinde. Es ist eine Behörde, die sehr  nah am Leben der Menschen und des ­Dorfes ist. Das gefällt mir.

Es gibt Gemeinden – auch im Birseck –, in denen die Bürgergemeinden eine gewichtigere Rolle im Dorfleben spielen als hier in Arlesheim. Wie schätzen Sie die Bedeutung der Bürgergemeinde Arlesheim ein?

Ihre Einschätzung ist korrekt. Als Beispiele könnte man Aesch und Münchenstein nennen. Ein grosses Problem liegt sicherlich nicht zuletzt bei den Finanzen. Die Bürgergemeinde Arlesheim hat kein Geld. Damit sind wir etwas eingeschränkt, wenn wir eigene Projekte lancieren möchten. Das lässt sich nicht einfach so lösen. Dafür braucht es Anstrengungen und Zeit.

Immobilien und Grundstücke lassen sich nicht hervorzaubern. Wald kostet primär. Wie kann die Bürgergemeinde Arlesheim trotzdem zu mehr Geld kommen?

Die Bürgergemeinde muss primär stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung rücken, eine stärkere Rolle im Dorfleben einnehmen. Einerseits müssen wir mehr tun, andererseits müssen wir auch aufzeigen und kommunizieren, was wir leisten und in den vergangenen Jahrzehnten auch geleistet haben. Das ist in den letzten Jahren definitiv zu kurz gekommen. Wir sollten integrativer auftreten, noch mehr Teil des gesellschaftlichen Lebens in Arlesheim sein. Wir sollten den Menschen auch vermehrt aufzeigen, welch wertvollen Beitrag die Bürgergemeinde für unseren Wald leistet. Vieles läuft bei der Bürgergemeinde im Versteckten und niemand erfährt davon. Das muss sich ändern.

Wie schlecht steht es um die Bürger­gemeinde ganz konkret?

Die Chance, dass es die Bürgergemeinde bald nicht mehr gibt, wenn wir so weitermachen, ist sehr hoch. Sogar unser Sekretariat arbeitet im Ehrenamt, obwohl es sehr viel Arbeit leisten muss. Das kann es eigentlich nicht sein. Ich denke, es ist eine gute Gelegenheit, gewisse Punkte bei der Bürgergemeinde zu hinterfragen und neu zu denken. Viele Dinge sind traditionell gewachsen und bedürfen viel Sorgfalt – alles über den Haufen werfen kommt nicht gut. Auch möchte ich das Verhältnis zur Einwohnergemeinde verbessern. Das lief zuletzt nicht ganz optimal. Ich fordere hierbei auch mehr Akzeptanz für die Bürgergemeinde als zweite gesetzliche Behörde in Arlesheim.

Wie wollen Sie denn ohne Geld mehr Projekte und Anlässe stemmen?

Ich könnte mir vorstellen, dass die Bürgergemeinde Kooperationen eingeht, um Vorhaben zu realisieren. Ich habe ehrlich gesagt noch wenig Ahnung vom Wald, von Finanzen und von Einbürgerungen, also den gesetzlich vorgeschriebenen Kernaufgaben der Bürgergemeinde. Aber ich habe Ressourcen, bin kreativ, habe Ideen, weiss, wer die Kompetenzen hat, und bin voll motiviert, mich für die Bürgergemeinde und für Arlesheim einzusetzen. Ich möchte auch etwas zurückgeben für das, was ich hier in Arlesheim Positives erfahren durfte. Wir als Bürgerrat wollen als Team auftreten. Ich werde den einzelnen Bürgerräten Freiheiten in ihren Ressorts lassen und mich auf meine Aufgaben konzentrieren.

Wenn Sie die Bürgergemeinde Arlesheim verändern möchten, werden Sie zwangsläufig auf Widerstände stossen.

Das ist mir vollends bewusst und das ist bis zu einem gewissen Punkt auch normal. Aber ich bin bereit, diese Widerstände anzunehmen und Lösungen zu finden, damit die Bürgergemeinde noch lange auf gesunden Beinen stehen kann. Ich habe wirklich Lust, das zu machen, auch wenn es schwierig werden sollte.

Der abtretende Präsident, Stephan Kink, wird an der Bürgergemeindeversammlung am kommenden Mittwoch im Bürgerhauskeller feierlich verabschiedet.

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