«Hospital at Home»: Klinik Arlesheim erhält mehr Geld vom Kanton

Die Klinik Arlesheim testet für den Kanton die Spitalversorgung zu Hause. Bereits 290 Menschen wurden auf diese Weise behandelt – mehr als ursprünglich erwartet.

Zu Hause versorgt: Die Klinik Arlesheim testet das «Hospital at Home». Dabei erhalten Patientinnen und Patienten dieselbe Versorgung wie im Spital – aber in den eigenen vier Wänden. Foto: zvg

Bessere Schlafqualität, vertraute Umgebung, gewohntes Essen, weniger Verwirrtheitszustände, keine störenden Zimmergenossen und keine Infektion mit gefährlichen Spitalkeimen. Hört man ­Severin Pöchtrager, Leitender Arzt Innere Medizin und Hospital at Home an der Klinik Arlesheim, zu, ergeben sich aus der Spitalversorgung im eigenen Zuhause nur Vorteile. Fast eine halbe Million Franken zusätzliches Geld hat der Regierungsrat vergangene Woche der Klinik Arlesheim für das Pilotprojekt «Hospital at Home» zugesprochen – der Betrag, aus einer eigens für das Projekt geschaffenen Kasse finanziert, erhöht sich von 500000 auf 990000 Franken.

«Es ist nicht selbstverständlich, dass der Kanton Geld in dieser Grössenordnung bewilligt», sagt Klinikleiter Lukas Schöb. Doch die Investition könnte sich auszahlen: «Mittelfristig geht es darum, die steigenden Gesundheitskosten in den Griff zu bekommen.» Der Kanton habe zusätzliches Geld gesprochen, weil das Pilotprojekt erfolgreich verlaufe – es wurden mehr Patientinnen und Patienten behandelt als erwartet.

Laut internationaler Definition ist «Hospital at Home» eine klinische Akutversorgung, bei der Personal, Ausrüstung, Technologien, Medikamente und Fähigkeiten den Patienten zu Hause oder im Pflegeheim zur Verfügung gestellt werden. Demnach ersetzt es die akute stationäre Spitalversorgung und geht ­dabei etwa über die Leistungen einer Spitex, die sich punktuell um Medikamentenabgabe oder Pflegeleistungen kümmert, hinaus. «Nicht nur das Personal kommt zum Patienten, sondern es wird auch die Basisdiagnostik durch Ultraschall, Labor oder EKG ermöglicht», sagt Pöchtrager.

Auch Therapien wie Medikamenteneinnahme durch die Vene, Schmerzpumpen oder technische Interventionen wie Bauchwasserpunktionen sind möglich. Das internationale Konzept befindet sich in der Schweiz seit 2023 in einzelnen Pilotprojekten in Umsetzung – im Kanton Baselland ist es die Klinik Arlesheim, die «Hospital at Home» im Auftrag des Kantons umsetzt und evaluiert.

Behandlung zu Hause: Während Covid noch nicht möglich

Seit Januar 2023 hat die eigens dafür geschaffene Abteilung der Klinik Arlesheim 290 Patientinnen und Patienten auf diese Weise versorgt – aktuell in Behandlung befinden sich deren sieben. Wie kam es dazu, dass die Klinik Arlesheim den Lead übernahm? «Während der Pandemie kamen Hausärzte mit der Bitte auf uns zu, einzelne Covid-Patienten zu Hause zu versorgen – eine Bitte, die wir damals aufgrund der massiven personellen Auslastung negativ beantworten mussten. Nach dem Abklingen der zweiten Welle haben wir uns aber schlau gemacht, inwieweit eine Patientenversorgung auf Spitalniveau zu Hause möglich ist. Dabei sind wir auf das international etablierte Konzept gestossen», berichtet Pöchtrager. Die Abteilung ist wie folgt aufgebaut: «Unser Team besteht aus diplomierten Pflegekräften und Ärztinnen sowie Ärzten. Es bietet für die Patientinnen und Patienten zu Hause mehrere Visiten am Tag. Dabei ist an einer Visite jeweils eine Ärztin oder ein Arzt dabei», sagt Christiane Eberhardt, Pflegerische Leiterin bei Hospital at Home.

Tiefere Gesamtkosten für das Gesundheitswesen?

«Vertraute Umgebung wie Rituale wirken sich positiv auf den Zustand des Patienten aus. So sprechen wir uns etwa mit der Spitex ab, damit dieser vertraute Rhythmus ungestört bleibt», sagt sie. Bei der Gretchenfrage, ob die Behandlung von Spitalpatienten zu Hause günstiger oder teurer zu stehen komme, sagt Severin Pöchtrager: «International sieht man, dass Hospital at Home 10 bis 40 Prozent günstiger ist als die gleiche Versorgung im Spital. Wie es in der Schweiz aussieht, lässt sich noch nicht sagen.»

Allerdings: Bei bereits 90 von der Klinik Arlesheim auf diese Weise behandelten Patienten zeigten sich in der Evaluation Hinweise, dass die Gesamtkosten günstiger ausfielen, weil diese nach der Behandlung keine Rehabilitation oder Verlegung ins Alters- und Pflegeheim brauchten. Neben der reduzierten Kosten führt Hospital at Home zu einer deutlichen Zunahme der Autonomie der erkrankten Menschen. Bei welchen Patienten Hospital at Home nicht in Frage komme? «Es gibt technische Leistungen, die kann man zu Hause nicht durchführen. Wichtig ist auch der Einbezug von Angehörigen oder Zugehörigen», so Schwöb.

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