Gemeinderat will bei Kinderbetreuung weiterhin Wahlfreiheit
Vor vier Jahren forderte die FDP Arlesheim per Petition die Einführung von Tagesschulen auf freiwilliger Basis. Nach intensiven Gesprächen und Abklärungen hat der Gemeinderat nun die Stossrichtung definiert.
Mit der Einführung von Tagesschulen möchte die Arlesheimer FDP auf kommunaler Ebene die Rahmenbedingungen für Familien verbessern. 121 Personen haben vor gut vier Jahren eine entsprechende Petition unterschrieben. Mit Tagesschulen solle den Aspekten der Bildungsgerechtigkeit, der Wirtschaftlichkeit und der Gleichstellung Rechnung getragen werden, erklärte bei der Übergabe Parteivizepräsident Johannes Felchlin. Die Tagesschulen sollten das bestehende Angebot der Kindergärten und der Primarschulen sowie der familienergänzenden Betreuung erweitern und nicht ersetzen. Die Tagesschulen wären gemäss Forderung der FDP ein freiwilliges Angebot.
Familienergänzende Betreuung generell ausbauen
Nach umfassenden Gesprächen und der Befragung verschiedener Anspruchsgruppen konnte sich der Gemeinderat ein gut abgestütztes Bild der Bedürfnisse und der Situation machen und hat nun entsprechende Beschlüsse gefasst. Die wichtigste Botschaft dabei lautet, dass auf ein Obligatorium verzichtet werden soll. Es solle keine Pflicht werden, Kinder an eine Tagesschule zu schicken oder anderweitig fremdbetreuen zu lassen, erklärt Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP). Das sei von den meisten Eltern nicht gewünscht, habe man bei den Befragungen festgestellt. «Die Modularität und die Freiwilligkeit und damit die Flexibilität werden geschätzt.» Der Gemeinderat zielt auf einen bewussten Ausbau der familienergänzenden Betreuung ab.
Mit Modularität ist gemeint, dass Eltern die Fremdbetreuung in Modulen zusammenstellen und die Angebote und die Tageszeiten selber wählen können. Dazu gehören die Mittagsbetreuung mit dem Mittagstisch, Betreuungen in Kindertagesstätten, die schulergänzende Betreuung sowie die sogenannten Tagesstrukturen auch an den Nachmittagen.
Arlesheim soll für Familien noch attraktiver werden
Es entspreche aber einer gesellschaftlichen Tatsache, dass Kinder in der Tendenz mehr fremdbetreut würden, damit beide Elternteile arbeiten könnten, sagt Markus Eigenmann. Dieser gesellschaftlichen Entwicklung wolle der Gemeinderat Rechnung tragen: «Wir wollen in kleinen Schritten die Kinderbetreuung in die Zukunft führen.»
Die Kosten der Gemeinde für die familienergänzende Betreuung hätten zuletzt unter den Vorhersagen gelegen. Gemeindepräsident Eigenmann geht davon aus, dass viele gut verdienende Familien in Arlesheim leben, die keinen Anspruch auf Subventionen haben. «Auch organisieren sich noch immer viele Eltern selber.» Um Arlesheim in Sachen familienergänzende Betreuung attraktiver zu machen, prüft der Gemeinderat als Antwort auf die FDP-Petition mehrere Optionen. Man könne sich vorstellen, den Mittagstisch günstiger zu machen, verrät Markus Eigenmann. Geprüft werden sollen auch eine zusätzlich vergünstigte Betreuung während der Schulferien und Massnahmen, um hohe Arbeitspensen nicht zu bestrafen, weil diese Familien aufgrund des höheren Einkommens oft ausserhalb der Subventionsgrenze liegen. Der Gemeinderat wünscht sich auch eine verbesserte Abstimmung zwischen der Schule und den Angeboten. So soll die Betreuung beim Domplatzschulhaus künftig auf oder neben dem Schulareal und nicht extern erfolgen. Auch soll geprüft werden, ob zum Beispiel Sport- und Musikangebote in die Betreuung integriert werden können.
Grosse Revision Ende 2025
Bei sämtlichen anstehenden Entscheidungen gibt es gemäss Markus Eigenmann grössere Spannweiten an Optionen und Ausgestaltungen. «Die Bevölkerung wird verschiedene Mitwirkungsmöglichkeiten haben. Am Ende entscheidet die Gemeindeversammlung.» An der kommenden Gemeindeversammlung Ende November wird der Gemeinderat eine kleine Revision des Reglements zur familienergänzenden Betreuung vorlegen, in der es um eine kurzfristig notwendige Anpassung der Eckwerte der Subventionen geht. Die grosse Revision soll in einem Jahr vorgelegt werden.