«Die Schwierigkeit besteht in der Finanzierung des laufenden Unterhalts»

Gemeindepräsident Markus Eigenmann (FDP) und Karl-Heinz Zeller, Präsident der Stiftung Ermitage, sprechen auf einem Spaziergang durch die Ermitage über die Kritik des Stiftungsrats an der Gemeinde, über die finanzielle Zukunft des englischen Landschaftsgartens mitsamt Schloss und Bauernhof und darüber, wie die Aufgaben künftig aufgeteilt werden könnten.

Im Gespräch beim grossen Weiher: Karl-Heinz Zeller, Präsident der Stiftung Ermitage (links), und Markus Eigenmann, Gemeindepräsident. Foto: Tobias Gfeller

Herr Eigenmann, wie sehr hat es Sie ­verärgert, dass der Stiftungsrat den Gemeinderat an der Informationsveranstaltung vom 27. Mai derart stark kritisiert und die Hauptschuld an den finanziellen Schwierigkeiten der Stiftung Ermitage gegeben hat?

Markus Eigenmann: Das ist keine ungewöhnliche Situation. Wer im Gemeinderat ist, muss auch Kritik aushalten können. Wir sind seitens Gemeinderat froh, hat die Stiftung diesen Schritt an die Öffentlichkeit gemacht und dass sie die Finanzierung der Stiftung jetzt mit der nötigen Priorität angeht.

Fehlte es zuvor an Professionalität?

Eigenmann: Das kann ich zu wenig beurteilen. Man hat sich wahrscheinlich bei der Gründung der Stiftung vorgestellt, dass die Stiftung mehr Eigenmittel akquirieren kann.

Herr Zeller, warum konnte die Stiftung in all den Jahren nicht mehr Eigenmittel akquirieren?

Karl-Heinz Zeller: Wir wurden in der Vergangenheit namhaft durch Stiftungen und Mäzene unterstützt. Die Sanierung von Gebäuden wurde auch von Bund und Kanton mitfinanziert. Die Schwierigkeit besteht in der Finanzierung des laufenden Unterhalts, der grosse Kosten verursacht. Dort ist es nicht einfach, Eigenmittel zu generieren.

Was ist seit der Informationsveranstaltung passiert? Gab es Reaktionen und schon erste Unterstützungsversprechungen?

Zeller: Es ist einiges passiert und es gab ganz viele Reaktionen aus der Bevölkerung. Wir haben soeben eine Organisation gefunden, die uns kostenlos hilft, Dächer der Liegenschaften zu sanieren. Wir sind auch schon mit einer Stiftung in Kontakt, die eine Idee mit einem Gebäude in der Ermitage hat.

Es wurde der Wunsch geäussert, dass die Stiftung ihre Finanzen offenlegt. Wie transparent können und werden Sie sein?

Zeller: Wir werden im Stiftungsrat besprechen, wie sehr wir mit den Zahlen an die Öffentlichkeit gehen wollen. Es ist möglich, dass wir die Rechnung offenlegen.

Herr Eigenmann, können Sie nochmals darlegen, warum der Gemeinderat 2021 die Leistungsvereinbarung gekündigt hat? Und wie soll es nun von Seiten Einwohnergemeinde weitergehen?

Eigenmann: Wir haben bei verschiedenen Organisationen gesehen – nicht nur bei der Stiftung Ermitage –, dass es in der Vergangenheit eine starke operative Verflechtung mit der Gemeinde gab. Das ­wollen wir in Zukunft vermeiden. Es war zudem die Zeit der knappen Gemeindefinanzen. Der Gemeinderat stellte sich die Frage, ob der Gartenunterhalt, der zum grössten Teil von der Gemeinde geleistet wird, auch vollumfänglich von der Gemeinde finanziert werden muss oder ob es dafür andere Partner gibt.

Ganz konkret: Wie viel Geld hat die Gemeinde Arlesheim der Stiftung bezahlt,  bevor die Leistungsvereinbarung ­gekündigt wurde? Und wie viel ist es ­heute?

Eigenmann: Die Leistungen wurden alle in Form von Arbeitsstunden erbracht. Wir haben jetzt nochmals für die Jahre 2022 und 2023 nachgerechnet. Der Gartenunterhalt summiert sich auf 3200 Arbeitsstunden pro Jahr. Wenn man das umrechnet, entspricht dies 2,1 Vollzeitstellen im Werkhof. Zusammen mit den übrigen Kosten unterstützt die Gemeinde mit rund 300000 Franken pro Jahr den Erhalt der Ermitage.

Wie lautet künftig die Strategie des Gemeinderats bei der Finanzierung der Ermitage?

Eigenmann: Der Gemeinderat hat zwei Anliegen: Die Stiftung Ermitage soll so kapitalisiert werden, dass sie den Unterhalt der Anlagen weitgehend selber tragen kann. Und wir wollen zusammen mit der Stiftung ausloten, ob es für den Gartenunterhalt noch andere Finanzierungsquellen gibt, namentlich bei Bund und Kanton.

Wie könnte die Rolle der Einwohnergemeinde künftig aussehen? Die Gemeinde wirbt ja als «schönstes Dorf der Schweiz» auch mit der Ermitage?

Eigenmann: Der Gartenunterhalt kann weiterhin von der Gemeinde geleistet werden. Es stellt sich aber die Frage, ob das alles steuerfinanziert sein muss oder ob die Leistungen teilweise anderweitig finanziert werden können. Die Gemeinde ist auf alle Fälle verantwortlich für die Sicherheit und das übergeordnete Wegnetz; denkbar ist auch weiterhin ein Beitrag im denkmalpflegerischen Bereich.

Wie können denn Private ihren Beitrag leisten? Ein Kässeli am Eingang zur Ermitage aufstellen scheint schwierig.

Zeller: Genau dafür wurde vor Jahren der Verein «Freunde der Ermitage» gegründet. Dieser hat sich auf die Fahne geschrieben, die Gartendenkmäler zu finanzieren. Vielleicht ist es möglich, an gewissen Orten einen QR-Code mit der Bankverbindung aufzuhängen, damit man sich auch mit kleineren Beiträgen beteiligen kann.

Das Bauerngut muss dringend saniert werden. Ist der Hof für die Ermitage wirklich relevant?

Zeller: Wir liessen ein Gutachten vom Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain erstellen. Sie haben diese Frage eindeutig mit Ja beantwortet. Es braucht hier einen Bauernhof. Der Hof hat eine Verbindung zu Arlesheim, das einst ein Rebbauerndorf war. Der Ebenrain hat herausgefunden, dass mit einer Erweiterung der Rebflächen der landwirtschaftliche Betrieb hier substanziell erhalten werden kann. Diese Erweiterung werden wir um eine Hektare vornehmen.

Eigenmann: Der Bauernhof gehört dazu. Der Betrieb hat seine Berechtigung. Es ist ja auch erwünscht, dass unsere Kinder wissen, dass die Milch nicht aus dem Tetra Pak und der Wein nicht aus der Fabrik kommt.

Ketzerisch gefragt: Braucht es die Ermitage in dieser Form überhaupt noch? Oder anders gefragt: Was würde passieren, wenn der Unterhalt eingestellt würde?

Zeller: Diese Frage kann man stellen. Wenn man nichts mehr macht, würde alles zuwachsen und es gäbe keinen englischen Landschaftsgarten mehr. Wir vom Stiftungsrat wollen das nicht. Ich bin überzeugt, dass dies auch die Öffentlichkeit nicht will.

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