Zwei neue Trittsteine für die Biodiversität
Mit der am Montag eingeweihten Birswarte und der Aufwertung der Umgebung der Versickerungsanlage Chueweid vergrössert sich die naturnahe Fläche in Aesch.
Innehalten, die langsam fliessende Birs und deren Ufer beobachten und sich im Klaren sein, dass man von einer mittlerweile grossen Artenvielfalt umgeben ist – das ist, kurz gesagt, die Birswarte Chueweid und das Gebiet rund um die gleichnamige Grundwasseranreicherungsanlage. Seit Anfang Jahr steht auf Höhe der Schützenmattschulen am Birsufer ein Pavillon mitsamt Sitzbank, Abfalleimer und Aschenbecher. Am Montagnachmittag wurde dieser auf den Namen «Birswarte Chueweid» getaufte Verweilort feierlich eingeweiht. Grund für die Verzögerung waren nicht die kürzlich verübten Vandalenakte, sondern der mit 200 Kubikmetern Erdreich aufgeschüttete Hügel, der im Frühjahr noch kahl und unbewachsen war.
Die Birswarte ist das Leuchtturmprojekt der Gemeinde Aesch im Rahmen der Projektgruppe Birspark Landschaft des Vereins Birsstadt. Diese setzt sich in den Birsstadt-Gemeinden für einen attraktiven Erholungs- und Naturraum entlang der Birs ein. Rund 50000 Franken hat die Gemeinde Aesch für die Birswarte Chueweid ausgegeben. Der Hügel darunter soll in den kommenden Jahren mit einer grossen Vielfalt an einheimischen Pflanzen blühen.
Artenvielfalt statt monotone Sträucher
Ein Vorgeschmack dafür lieferte die Umgebung der Versickerungsanlage Chueweid nebenan. Mit Abholzungen, Anpflanzungen und Aussaaten wurde aus einer monotonen Sträucherlandschaft eine hohe Vielfalt an einheimischen Pflanzen erreicht. Christoph Bühler, Biologe beim verantwortlichen Planungsunternehmen Hintermann & Weber AG, verwies in seiner Ansprache auf das Blütenreichtum im vergangenen Frühjahr. Dies habe gezeigt, welch Potenzial im renaturierten Gebiet steckt. Bühler unterstrich die Bedeutung solcher aufgewerteten Zonen und erinnerte an die monotone Birslandschaft, als der Fluss völlig begradigt war. Heute könne man mit etwas Glück und Geduld einen Eisvogel vorbeifliegen sehen; mit perfekter Sicht von der neuen Birswarte.
Starke Vernetzung für mehr Biodiversität
Die Birswarte und die aufgewertete Umgebung der Versickerungsanlage Chueweid sind weitere Trittsteine für mehr Biodiversität im Aescher Siedlungsraum, betonte Gemeinderätin Christine Koch (SP). Auf der Informationstafel unterhalb der Birswarte ist die Bedeutung einer starken Vernetzung dieser Trittsteine genauso verständlich erklärt wie die Tiere und Pflanzen, die sich in diesem Lebensraum wohl fühlen. Der erste solche Trittstein entstand kürzlich beim Schwimmbad, wo beim ehemaligen Pumpwerk im Gwidem ein Weiher gebaut wurde. Die Gemeinde wolle zusammen mit den Einwohnerinnen und Einwohnern dem «gefährlichen Rückgang» an Biodiversität entgegenwirken, so Koch. «Dabei zählt jede Handlung, jeder Quadratmeter.»
Bis zu 500 Liter in der Sekunde
In der 1971 in Betrieb genommenen Grundwasseranreicherungsanlage sickert in kleinen Seen Wasser aus der Birs durch Sand und Kies in den Untergrund hinunter und gelangt so von Schadstoffen gereinigt in den Grundwasserstrom. Birsabwärts wird dieses Grundwasser wieder hochgepumpt und zu einem späteren Zeitpunkt zu Trinkwasser. Obwohl es immer wieder Pläne für andere Nutzungen des Gebiets Chueweid gab, ist die Versickerungsanlage für Aesch und die Region noch heute von grosser Bedeutung.
Nach der Entnahme durchläuft das Rohwasser aus der Birs ein erstes Pumpwerk. Im sogenannten Absetzbecken setzen sich erste Schadstoffe am Boden ab. Nach einem zweiten Pumpwerk folgt die Filterung im Kiesbecken. Anschliessend sickert das Wasser durch einen Sandfilter mit Drainage durch den Schluckbrunnen ins Grundwasser. Als maximale Pumpleistung ist auf einer Informationstafel 500 Liter pro Sekunde angegeben. Drei Millionen Kubikmeter Wasser versickern im Jahr. Eigentümer ist der Kanton Baselland. Gewartet wird die Anlage vom Wasserwerk Reinach. Dank der Versickerungsanlage sei die Trinkwassergewinnung in den birsabwärts liegenden Fassungen auch in Trockenzeiten gewährleistet.