«Wild Wild West» in der Aescher Idylle

Der Pfeffinger Nachwuchsfilmer Samuel Morris drehte letzte Woche im Birseck, im Laufental und auf dem Dorneckberg seinen bisher grössten Film «Doug & Walter». In Aesch spielt einer der Schlüsselszenen.

Vor der nächsten Einstellung: Regisseur Samuel Morris (r.) bespricht mit Schauspieler Nicolas Rosat, einer der Hauptdarsteller des Roadmovies «Doug & Walter», die nächste Szene. Im Hintergrund das weisse Fluchtauto. Foto: Tobias Gfeller
Vor der nächsten Einstellung: Regisseur Samuel Morris (r.) bespricht mit Schauspieler Nicolas Rosat, einer der Hauptdarsteller des Roadmovies «Doug & Walter», die nächste Szene. Im Hintergrund das weisse Fluchtauto. Foto: Tobias Gfeller

Tobias Gfeller

Es ist die von Samuel Morris gewünschte Idylle und Ruhe, die er und seine 23-köpfige Crew am Ende der Neumattstrasse auf Höhe der Sportanlage Löhrenacker bei einer Scheune vorfinden. «Ich habe in der ganzen Schweiz nach passenden Drehorten gesucht. Erst am Ende realisierte ich, dass sich die perfekte Szenerie vor meiner eigenen Haustür befindet!», sagt Samuel Morris. «Doug & Walter» ist ein knapp 25-minütiger Roadmovie, den er neben Aesch auch in Seewen, Blauen, Liesberg und Grellingen drehte. Am Mittwoch diente die Neumattstrasse als Kulisse für eine Landstrasse im US-amerikanischen Stil. Bei der Scheune kommt es zu einer Schiesserei zwischen den beiden Kleinkriminellen und zwei tollpatschigen Polizisten. Doug und Walter sind zwei gescheiterte Persönlichkeiten. Doug überfällt eine Tankstelle und klaut daraufhin noch ein Auto. Walter schliesst sich ihm voller Bewunderung an.

Schwierige Geldsuche
Produziert wird der Streifen von der Zürcher Filmproduktion Filmgerberei GmbH. Deren Mitbegründer Flavio Gerber schaute letzte Woche am Set vorbei. «Wir feilten intensiv mit Samuel an seinem von ihm geschriebenen Drehbuch, zogen spezialisierte Autoren dazu, um die Dialoge zu optimieren.» Um bei potenziellen Geldgerbern Eindruck zu erwecken, muss alles perfekt sein. Denn die Geldsuche ist in dieser Branche eine Herkulesaufgabe. Die über 100 000 Franken Gesamtkosten für «Doug & Walter» trägt nun zu einem grossen Teil das Bundesamt für Kultur. Dazu unterstützten die audiovisuellen Kommissionen von Basel-Stadt und Baselland die Low-Budget-Produktion. Auch ein von der Produktionsfirma durchgeführtes Crowdfounding steuerte einen wichtigen Anteil bei.

Das Schweizer Fernsehen wollte nicht mitmachen, da den Verantwortlichen der Film wohl zu blutig ist. Auf acht Tage war der Dreh begrenzt. Jede Stunde für Equipment und Personal kosten Geld. Das Wetter war in diesen Tagen ebenfalls eine grosse Herausforderung. «Die Blicke gehen stets immer wieder zum Himmel und auch auf die Uhr, ob wir im Zeitplan sind», betont Produktionsleiterin und Produzentin Nadine Lüchinger.

Investition in den Jungregisseur
Gewinnbringend wird ein solcher Kurzfilm in der Schweiz nie sein können. «Das ist eine Investition in die Zukunft», sagt deshalb auch Flavio Gerber. Eine Investition vor allem auch in den Nachwuchsregisseur Samuel Morris. «Wir wollen auch spüren, ob es zwischen ihm und uns als Produktionsfirma funktioniert», präzisiert Nadine Lüchinger. Für die Produzentin ist aber jetzt schon klar: «Samuel Morris ist ein Ausnahmetalent.»

Für den mittlerweile in Basel wohnhaften 23-jährigen Pfeffinger ist «Doug & Walter» das bislang grösste Filmprojekt. «Es ist sehr wichtig für meine künftige Arbeit als Regisseur und Drehbuchautor», ist er sich dessen Bedeutung bewusst. Als Roadmovie-Fan sei es immer ein Wunsch von ihm gewesen, einen solchen Film in der Schweiz zu drehen. Eine kleinere Rolle als heruntergekommener Wirt spielt auch der schweizweit bekannte Schauspieler und Komiker Beat Schlatter. Die Produktionsfirma wird den Film, wenn er fertiggeschnitten ist, im Herbst an internationalen Festivals einreichen.

Amerikanische Gegebenheiten
Für Samuel Morris war das Schaffen in Aesch und im Laufental eine Rückkehr zu seinen eigenen Filmwurzeln. «Mir war gar nie bewusst, dass es hier ganz amerikanisch aussieht», sagt er mit einem Lächeln. Es sei toll und nicht selbstverständlich, dass die Zürcher Produktionsfirma hier so bedingungslos mitmacht. Doch die Idylle auf dem Land hat auch ihre Schattenseiten. Gleich zweimal während eines Drehs hupt der Traktor auf der anderen Strasse. Wenige Minuten später beginnt der Landwirt zu güllen. Dank der heute ausgefeilten Technik sind aber solche Nebengeräusche korrigierbar. Und den strengen Geruch wird im Kino keiner riechen.

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