Haben die Infokästen ausgedient?

Aesch hat fünf seiner sieben Infokästen im Dorf demontiert. Dagegen regt sich Widerstand in der Bevölkerung. Die Aussicht auf Erfolg ist gering.

Beliebt bei älteren Menschen: Dieser Kasten ist einer von zwei, die noch bestehen. Foto: Reto Hartmann

Über Jahrzehnte waren sie ein wichtiges Kommunikationsmedium für die Gemeinde und ihre lokalen Vereine: die Schaukästen, in denen Todesanzeigen, Vereinsnachrichten und amtliche Mitteilungen der Verwaltung ausgehängt wurden. Die Bevölkerung konnte sich so über die wichtigsten Veranstaltungen und Beschlüsse informieren. Mittlerweile existieren von diesen Kästen nur noch zwei Stück: einer bei der Gemeindeverwaltung und einer in Neu-Aesch. Der Gemeinderat hat das bereits im April beschlossen. Die Kästen würden nur noch spärlich benutzt, der Aufwand stehe nicht im Verhältnis zur Nutzung. Ausserdem gebe es mittlerweile andere Wege, um die Bevölkerung zu informieren, sagt Verwaltungsleiter Roman Cueni. Dieser Entscheid ist nicht für alle Einwohnerinnen und Einwohner nachvollziehbar – das Wochenblatt hat mehrere Meldungen von Leserinnen und Lesern zu diesem Thema erhalten.

Armin Hauser ist Präsident der Drehscheibe Aesch-Pfeffingen-Duggingen. Der Verein vermittelt Nachbarschaftshilfen und andere Dienstleistungen wie Einkaufsunterstützung, Haus- und Gartenarbeit oder Fahrdienste. Er kritisiert den Entscheid des Gemeinderats. Die Drehscheibe zähle rund 550 Mitglieder, die 75 Jahre alt und älter sind. Viele davon hätten die Infokästen bis zu deren Demontage rege genutzt, vor allem für die Todesanzeigen sowie die Abstimmungs- und Wahlresultate. Er habe seither zahlreiche Rückmeldungen von Aescherinnen und Aeschern erhalten, die sich vor allem den Infokasten auf dem zentral gelegenen Platz bei den Einkaufsläden im Dorfzentrum zurückwünschen. «Viele finden es unverständlich, dass dieser Kasten abmontiert wurde», sagt Hauser.

Neue, digitale Kommunikation

Hauser gibt zu bedenken, dass die Kästen nicht nur eine Informationsquelle, sondern auch ein Begegnungsort waren. Das falle nun weg, der Infokasten bei der Gemeindeverwaltung sei dafür zu weit weg vom Dorfzentrum. Hauser hat deshalb einen Brief an den Gemeinderat geschickt mit der Bitte, den Entscheid zu überdenken, erhielt jedoch eine Absage. Roman Cueni erklärt den Entscheid auf Nachfrage des Wochenblatts wie folgt: «Nach sorgfältiger Überprüfung der Kommunikationskanäle und der Kosten hat sich der Gemeinderat dafür entschieden, die Anzahl der Infokästen zu reduzieren.» Die Gemeinde hätte seit vielen Jahren keine aktuellen Informationen mehr ausgehängt. Dafür nutze die Gemeinde das Wochenblatt, die Gemeinde-Website und den digitalen Dorfplatz Crossiety, den aktuell rund 1800 Personen nutzen. Lediglich Abstimmungs- und Wahlresultate sowie Todesanzeigen wurden weiterhin ausgehängt. Zuständig dafür war die Gemeindepolizei, deren Ressourcen nun für andere wichtige Aufgaben zur Verfügung stehen.

Toni Bärlocher, Präsident des Seniorenrats Aesch-Pfeffingen, hat sich im Namen seiner Mitglieder ebenfalls bei der Gemeinde beschwert. Ihn stört, dass fast nur noch digital informiert werde. «Die alten Leute werden dadurch ein Stück weit abgehängt», sagt er.

Gleiches sagt auch Hauser. Er sei zwar auf Crossiety unterwegs, eine gelungene Alternative zu analogen Informationskanälen sieht er darin nicht: «Crossiety ist völlig überladen und unübersichtlich.» Cueni hat dafür Verständnis. Das könne aber mit wenigen benutzerorientierten Einstellungen verbessert werden. Dazu biete die Gemeinde gerne Unterstützung an.

Hauser und Bärlocher fordern, dass ­zumindest der Infokasten im Dorfzentrum wieder montiert wird, stossen dabei aber auf taube Ohren. Aesch hat eine Umfrage bei anderen Gemeinden durchgeführt. Diese habe gezeigt, dass einzelne Gemeinden mit weit höheren Einwohnerzahlen als Aesch nur noch einen Infokasten anbieten, sagt Cueni. Hauser bedauert, dass dafür nicht die Aescher Bevölkerung befragt wurde. «Hätte man das gemacht, hätte es anders ausgesehen», ist sich Hauser sicher. Die Nähe zu den Leuten sei etwas untergegangen, kritisiert er.

Bei der Gemeinde gingen seit dem Entscheid vom April einige Rückmeldungen zum Thema ein. Die allermeisten hätten die Todesanzeigen betroffen. «Rückmeldungen zu anderen ‹vermissten› Informationen haben wir nicht erhalten», sagt Cueni. Aktuelle Informationen der Gemeinde, der Vereine und anderer Institutionen werden über das Wochenblatt, Crossiety und über andere digitale Kommunikationskanäle vermittelt.

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