Wenn gestandene Männer den Herd erobern
Elf Männer im Pensionsalter üben sich an fünf Nachmittagen in den Grundlagen des Kochens.
Isabelle Hitz
In dem vom Seniorenrat Aesch-Pfeffingen organisierten Anfängerkurs lernen die Senioren, mit einfachen Mitteln eine schmackhafte Mahlzeit zuzubereiten. Oft braucht es eine Portion Überwindung, um sich an etwas Neues heranzuwagen.
Die elf Kochneulinge, die am letzten Freitag in der Schulküche des Neumattschulhauses Aesch am Herd standen, tasten sich mit dem fünfteiligen Einsteigerkochkurs des Seniorenrats in eine bislang ihren Frauen vorbehaltene Domäne vor.
Fast alle haben in den letzten Jahrzehnten nicht viel in der Küche gearbeitet. Eine gewisse Scheu, sich in diesem Gebiet zu betätigen, spürte man ihnen an. Aber alle waren mit viel Elan und Humor dabei an diesem dritten Kursnachmittag, und es wurden eifrig Peperoni gehackt, Zucchinis geraffelt und Erbsen durch ein Sieb gestrichen. Ein Aperitif mit Cherrytomaten, Mozzarella und Basilikum, Erbsensuppe mit Lachs und Gemüse und Apfeljalousie zum Dessert standen auf dem Programm. Kochen mit Gleichgesinnten macht Spass, und so wurde auch viel gelacht und geplaudert.
Den Schritt in die Küche wagen
Der Kurs richtet sich klar an Anfänger, «an solche, die wirklich vom Kochen keine Ahnung haben», betont Kursleiterin Luzia Kappeler, Teamleiterin von «gesund und regelmässig essen» im Seniorenrat. Der Kurs verfolgt zwei Ziele: Einerseits sollen Männer im Pensionsalter, die sich bisher von ihren Frauen bekochen liessen, fähig werden, das Kochen übernehmen zu können, falls ihre Partnerinnen dazu nicht mehr in der Lage sind. Andererseits soll auch der Kontakt unter den Teilnehmern gefördert und damit der Vereinsamung im Alter entgegen gewirkt werden.
Die drei Kursleiterinnen legen grossen Wert darauf, dass alle Schritte vom Rüsten übers Kochen bis zum Tischdecken von den Männern selber ausgeführt werden. Alle drei Gruppen kochen jeweils das gesamte Menü selber. Auch Halbfabrikate finden Verwendung, um zu zeigen, dass man auch damit etwas Gutes zubereiten kann. Für jeden Nachmittag erhalten die Teilnehmer ein Dossier, in dem von der Einkaufsliste über die benötigten Kochutensilien bis zu genauen Rezeptangaben alles sorgfältig festgehalten ist.
«Meine Frau ist absolute Spitze»
Einige der Männer haben bereits das eine oder andere Rezept daheim ausprobiert, sehr zur Freude ihrer Gattinnen. Die meisten haben jedoch nicht vor, nach dem Kurs öfters zu Hause zu kochen. Die Frauen können das besser und sind viel schneller, lautete der Grundtenor. «Meine Frau kocht so gut, sie ist absolute Spitze, da brauche ich daheim wirklich nicht zu kochen», meint etwa Georg Goldener. Aber für den Fall, dass seine Frau einmal nicht mehr kochen kann oder nicht mehr da ist, möchte er sich doch selber verpflegen können.
Anlass für die Anmeldung waren denn auch in etlichen Fällen die Frauen: «Wenn mir einmal etwas passiert, was machst du dann? Geh doch einmal in einen Kochkurs», meinte etwa die Frau von Hans-Jakob Ulrich.
Um die Bedürfnisse für den diesjährigen Kochkurs abzuklären, hat der Seniorenrat vor einem Jahr einen zweiteiligen Pilotkurs durchgeführt. Anfangs nächsten Jahres möchten die Organisatoren erneut einen Einsteigerkochkurs durchführen, erklärt Luzia Kappeler, die sich über das grosse Interesse und das zunehmende Selbstvertrauen der Teilnehmer freut.