Wenn die Kleinen Vorbildrollen übernehmen
Am Nachbarschaftsfest der Werkstube Aesch zeigten die Kleinen vom Kindergarten Tschöpperli den Erwachsenen, wie man Grenzen überwindet.
Integration. Ein von allen Seiten geäusserter Wunsch. Diesen zu erfüllen, strebt die Werkstube Aesch im Alltag an – auch mit besonderen Aktionen wie dem Nachbarschaftsfest vom vergangenen Freitag. Gemeinsam mit dem benachbarten Kindergarten Tschöpperli hat das Wohnheim für Menschen mit einer geistigen Behinderung die Bevölkerung zu einem kleinen Sommerfest eingeladen. Manche kamen – manche nicht. «Die Hemmschwellen sind noch nicht verschwunden, Integration bleibt eine Daueraufgabe», sagt Heimleiter Martin Schnellmann. Geduld und Ausdauer gehören zu jenen Eigenschaften, die man im Sozialen mitbringen sollte.
Geduld, Verständnis, Sozialkompetenzen fördern – dies floss an diesem Tag unaufgefordert in den Lehrplan des Kindergartens, und die Kleinen erfüllten dies mit Bravour und übernahmen Vorbildrollen. Sie gingen auf die Heimbewohner zu, forderten sie auf, mit ihnen zu spielen, weihten sie ein in die Geheimnisse der Spielkunst und pochten auf Einhaltung der Regeln. Sie kommunizierten auf der Gefühlsebene. Spontanes Lachen, Seelenberührung ohne Worte, herzergreifende Begegnungen.
Die Kunst der offenen Begegnung
Diejenige, die diese Kunst meisterlich beherrscht, vorurteilslos auf jemanden zuzugehen und ihn durch sanfte Berührung (ihrer Schnauze) zum Lachen zu bringen, ist Sita, die Hündin des Heims. Sie ist auch im Alltag für Glücksmomente zuständig, ist Brückenbauerin. «Oft klopfen die Kleinen des benachbarten Kindergartens an die Tür des Wohnheims und helfen mit, die Hündin auszuführen», erzählt Schnellmann.
Möglichkeit des Austausches zwischen Menschen mit und ohne Behinderung schaffen auch das Werk-Atelier «Zur Mühle» und die Backstube, die jeweils freitags geöffnet ist. Es werden verschiedene Teigsorten hergestellt. Auf einem speziell konstruierten Fahrrad (Home-Trainer) wird durch das Treten der Pedale die Mühle in Gang gebracht, die aus Weizen Mehl macht. Auch Kunden dürfen das «spezielle» Fahrrad betätigen.
Seit 40 Jahren Teil von Aesch
Für 14 Menschen kann das Heim, das von der Stiftung Adulta getragen wird und in Aesch seit über 40 Jahren seine Heimat hat, derzeit einen Wohn- und Beschäftigungsplatz bieten. Der jüngste Bewohner ist 19 Jahre alt, die älteste Bewohnerin feierte vor kurzem ihren 80. Geburtstag. Wie wunderbar ihre Backwaren sind, demonstrierten die Heimbewohner und die fleissigen Mitarbeiter am sommerlichen Nachbarschaftsfest. Sie leisteten einen riesigen Effort und richteten für ihre Gäste ein Buffet ein, das keinen Wunsch offenliess. Sonne und Musik vergoldeten die schönen Stunden und luden ein zum Lachen und Tanzen. Es dauerte auch nicht lange, da wurden die Beine zum Rhythmus vom Schwyzerörgeli geschwungen. Klein und Gross schunkelten in den Nachmittag hinein – reicher um wertvolle Begegnungen und Erfahrungen.