Weinlauniger Räbesunntig
Riesiger Publikumsandrang herrschte am Räbesunntig in der Aescher Klus. Trotz schlechter Witterung im Jahre 2014 gab es guten Wein. Das Geheimnis des Baselbieter Weins liegt in Boden, Lage und Klima.
Thomas Brunnschweiler
Einmal mehr zogen die Rebberge in der Klus Hundertschaften von Menschen an. Der Räbesunntig begann um 10 Uhr mit einem Gottesdienst im Steigrüebli. Die Gäste, die teilweise auch von jenseits der Jurakette kamen, verteilten sich in den diversen Winzerbeizchen in der Klus sowie beim Tschäpperli und genossen den in diesem wunderbaren Rebengebiet produzierten Wein wie auch die von Lokal zu Lokal wechselnden Spezialitäten. Insgesamt sind es sechs Haupterwerbsbetriebe und ein Dutzend Nebenerwerbs- und Freizeitwinzer, die in diesem landschaftlich einmaligen Gebiet tätig sind.
Hohe Qualität trotz schlechten Wetters
Eigentlich gab das letzte Jahr den Winzern im Baselbiet grosse Probleme auf. Der vorletzte Winter war zu nass und zu warm, der Frühling zu trocken, der Hochsommer zu nass und kalt. Laut dem Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain machten den Reben auch die Kirschessigfliege und die Verrieselung, eine Befruchtungsstörung, zu schaffen. Dass es den Baselbieter Winzern gelang, trotz aller Widrigkeiten eine «hervorragende Traubenqualität» zu produzieren, spricht für die Kompetenz und die Flexibilität der Winzer. Insgesamt zehn Weinproduzenten im Baselbiet wurden 2014 für ihre Weine ausgezeichnet.
Als einziger Produzent aus dem Birs-eck konnte im letzten Jahr das Weingut Tschäpperliweine vier prämierte Weine vorweisen. Seit 2014 gibt es die Tschäpperliweine GmbH. Die Geschäftsleitung besteht aus Dieter von Blarer und Ueli Bänninger. Das Rebengebiet Tschäpperli kam 1619 in den Besitz der Familie von Blarer. Beim «Grand Prix du Vin Suisse 2014» erhielten der Pinot Gris 2013 und der Pinot Noir Auslese 2012 je ein Silberdiplom. Beim Wettbewerb «Mondial des Pinots 2014» erhielt nochmals der Pinot Noir 2013 Silber sowie der Hommage 2011 Gold und der Pinot Gris 2013 Silber. Dass andere Winzer keine Preise geholt haben, spricht nicht gegen die Qualität ihrer Erzeugnisse; vielmehr reichen nicht alle Produzenten jedes Jahr Weine ein. Selbst Hobby-Winzer wie Peter Pisan und Peter Nussbaumer haben an der Expovino vor zwei Jahren für ihren Chardonnay ein Silberdiplom erhalten.
Das Geheimnis des Baselbieter Weins
Sommeliers und Weinautoren attestieren dem Baselbieter Wein eine hervorragende, ja steigende Qualität. Was ist das Geheimnis dieses Weins? Für alle befragten Önologen steht fest, dass es am Boden und an der Lage liegt. Zudem ist das Klima in den letzten Jahren wärmer geworden. Laut Andreas Buser, Rebbaukommissär des Landwirtschaftlichen Zentrums Ebenrain, sind die Baselbieter Blauburgunder etwa im Gegensatz zu jenen der Bündner Herrschaft und des Schaffhauser Weingebiets weniger dunkelbeerig und mastig. «Die Aromatik geht eher in die fruchtige, hellbeerige Richtung», sagt er, «was an den flachgründigen, trockenen Kalkböden liegt.» Auch Ueli Bänninger, der Winzer des Tschäpperli-Gutes, betont, die Weine seien fruchtiger und «burgundischer» als die Ostschweizer Weine. «Zudem liegen unsere Reben für die Region relativ hoch. Das ergibt eine grosse Temperaturschwankung zwischen Tag und Nacht, was die ausgeprägtere Aromavielfalt ausmacht.»