Weingut durch Land Art veredelt

Im Tschäpperli bei Aesch haben 12 Künstlerinnen und Künstler auf die Kulturlandschaft reagiert

Corinne Zollet (links) und Caroline Faul in ihrer Werkstatt: «Wir sind froh, eine zweite Frau an der Seite zu haben.»

Corinne Zollet (links) und Caroline Faul in ihrer Werkstatt: «Wir sind froh, eine zweite Frau an der Seite zu haben.»

Seit letzten Freitag laden die Initianten des Kunstprojekts zu einem ausgedehnten Spaziergang zu den Werken durch Reben, Wald und Wiesen ein.

Edmondo Savoldelli

Rot bemalte Rebstöcke markieren den Weg kreuz und quer durchs Tschäpperli, dem Weingut in der hinteren Klus bei Aesch/Pfeffingen, von Kunstwerk zu Kunstwerk. Dieter von Blarer, Steffi Wirth und die Kuratorin Margit Gass haben die Kunstschaffenden eingeladen, das Gelände zu nutzen, um ihre Sichtweise dieser alten Kulturlandschaft zu visualisieren. An 18 Stationen können Kunstinteressierte bis Ende Oktober weithin sichtbare, aber auch diskret platzierte Werke bewundern, welche in je unterschiedlicher Weise mit der Natur oder der Geschichte des Ortes in Dialog treten.

Ausgangspunkt für den Rundgang ist der Punkt 47° 27' 57" N/7° 33' 50" O, so auch der Titel der Ausstellung, welcher die Kunstwerke auf diese Weise im Gradnetz der Erde verortet. Alle Künstler haben ihre Werke speziell fürs Tschäpperli neu geschaffen. Die Koreanerin Sook Jin Jo baute eine monumentale Fundholzskulptur, welche für sie mit ihrem feingliedrigen Stützen und Lasten zu einem Bild unseres menschlichen Sozialnetzes geworden ist. An der Vernissage lud sie die Anwesenden ein, das Werk zu begehen, darin den eigenen Platz zu finden und dort eine Weile zu meditieren. Der Sissacher Rolf Tschudin montierte an der hinteren Felswand der Burgruine seine «Nachtschwärmer», metallfarbig glänzende Schilder, welche wie Insektenpanzer in den Fels hinein lauschen. Tschudins «Kopffüssler» hingegen schauen wie Ausserirdische weit übers Tal und bilden einen Bewusstseinsfokus für die umgebende Idylle. Ganz «nach innen geht der geheimnisvolle Weg» hingegen beim Basler Arnold Annen. Im abgedunkelten ehemaligen Rebwächterhäuschen hat er subtil leuchtende Porzellankegel im Oval platziert und speist diese durch Solar-Taschenlampen, welche an der Aussenwand platziert sind. Schamanistisch mutet das an ein Iglu oder eine Schwitzhütte erinnernde «Bijou mit Cachet» der Baslerinnen Camilla Schuler und Brigitte Gierlich an: ein individualisierter Kraftplatz am Waldrand.

Der Bieler Jean-Pierre Gerber steckte Dutzende von Weinflaschen in einen mächtigen toten Nussbaumstamm.«Kyoto» nennt er sein eindrückliches Werk. «Als ob man die kranke Natur gesund schröpfen könnte», kommentiert er in einer handschriftlichen Notiz. Und der Kleinlützler Daniel Gaemperle setzte einen ganzen Container hoch oben neben den Burgfelsen und lässt die Besucher von einer Theaterbestuhlung aus sein Glasbild, fliessenden Zellsäften gleich, gegen das Naturlicht hin betrachten.

Zur Ausstellung
Künstler: Arnold Annen, Basel; Samuel Ernst, Brugg; Daniel Gaemperle, Kleinlützel; Jean-Pierre Gerber, Biel; Elana Gutmann, New York/Basel; Andrea Iten, Basel, Sook Jin Jo, New York; Schuler/Gierlich, Basel; Anne F. Staehelin, Brugg; Rudolf Tschudin, Sissach; Christian Vogt, Basel; Hermann Weber, Karlsruhe.
Zur Ausstellung ist ein Katalog erschienen. Einige Künstler haben zu Tschäpperliweinen Etiketten kreiert. www.tschäpperli.ch informiert über die Begleitveranstaltungen während des Sommers.

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