Waldplatz für Leib und Seele

Der Waldplatz im Pfeffinger Wald für mehrfach behinderte Menschen ermöglicht sinnstiftende Arbeit und gesundheitsfördernde Erfahrungen. Ein Musterprojekt.

Waldplatz im alten Steinbruch: Viel Freiraum zum Atmen, Arbeiten und Entspannen. Foto: Thomas Brunnschweiler
Waldplatz im alten Steinbruch: Viel Freiraum zum Atmen, Arbeiten und Entspannen. Foto: Thomas Brunnschweiler

Thomas Brunnschweiler

Wer einmal bei den Pfadfindern war, fühlt sich auf dem Waldplatz im alten Steinbruch gleich wohl. Da ein Bauwagen mit einem Werkzeug- und Mannschaftsteil, dort felswärts ein überdeckter Sitzplatz, talwärts ein Verschlag für Brennholz und ein Arbeitsplatz, mittendrin die Feuerstelle, umstellt von Holzbänken. Fast alles ist in Handarbeit und aus natürlichen Materialien entstanden. Auf diesem Waldplatz arbeiten von Dienstag bis Freitag Menschen mit einer Mehrfachbehinderung mit ihren sozialpädagogischen Betreuern. Geleitet wird das Projekt, das 2003 in Münchenstein seinen Anfang nahm, von Andreas Fink, dem Leiter der kantonalen Tagesstätte Klosterfiechten.

Therapeutische Wirkung
Die Mitarbeitenden zeigen durch ihre Beeinträchtigung ein stark herausforderndes Verhalten. Fremd- und Selbstverletzungen verunmöglichen oft eine Integration in einer anderen Institution. Daher sind sie die Randständigen einer bereits marginalisierten Gruppe. Dies forderte Andreas Fink heraus, ihnen eine sinnstiftende und harmonisierende Arbeit zu geben. Der Wald als geheimnisvolles, reizarmes und entschleunigendes Ambiente drängte sich als Arbeitsort fast auf. Schon bald konnten die Förster von der Idee eines Waldplatzes überzeugt werden. Die Mitarbeitenden haben einen geregelten Tagesablauf, der ihnen Sicherheit gibt.

Die Arbeiten sind einfach: Astmaterial durch Wind- und Schneebruch wird zu Asthaufen zusammengesammelt, Wasserrinnen werden in Wanderwege geschlagen und Abfälle entsorgt. «Durch die Möglichkeit sich auszutoben und Aggressionen in Arbeit umzulenken, haben sich die Auffälligkeiten unserer Mitarbeitenden verringert. Bei einigen konnte man sogar mit den Medikamenten ganz zurückfahren», erklärt Fink.

Gut investiertes Geld
«Der grösste Sozialpädagoge ist der Wald selber», so Fink. Menschen, die man früher aus dem Blickfeld weggesperrt hat, können im Wald Begegnungen mit Nicht-Behinderten machen und erleben Wertschätzung, Kreativität, Autonomie und die Befriedigung, «draussen» zu arbeiten. Der Waldplatz wird durch das Budget des Tageszentrums Klosterfiechten finanziert, das heisst aus Steuergeldern. Diese sind gut investiert. Von der Arbeit der Waldmänner, die ganzjährig und witterungsunabhängig tätig sind, profitieren viele Nutzer des Waldes.

Das kann nicht nur Förster Mattiu Cathomen bestätigen, sondern auch jeder, der sich vom Waldplatz selbst ein Bild macht. Andreas Fink war vor seiner Ausbildung zum Sozialpädagogen und Aggressionsberater unter anderem auch als Schmied tätig. Als solcher lernte er die archaische Wirkung des Feuers kennen, die für ihn elementar ist. «Die Feuerstelle, die den ganzen Tag betrieben wird, ist der rote Faden durch den Tag.»

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