Von welcher Barbara hat der Bach seinen Namen?

Flurnamenforscher Philippe Hofmann referiert am heutigen Literaturabend über die Flurnamen von Pfeffingen und verrät, warum es einzigartige Flurnamen für Gemeinden so nicht ­wirklich gibt.

Forscht seit 2008 zu Flurnamen: Historiker Philippe Hofmann. Foto: Tobias Gfeller
Forscht seit 2008 zu Flurnamen: Historiker Philippe Hofmann. Foto: Tobias Gfeller

Wohnen am Alemannenweg nur Männer? Heisst das Rehdörnli so, weil es dort einst viele Rehe gab? Und von welcher Barbara hat das Bächlein eigentlich seinen Namen? Diese und weitere Fragen beantwortet Historiker und Flurnamenforscher Philippe Hofmann im Rahmen des Literaturabends heute Donnerstagabend im Gemeindesaal. Ein fünfköpfiges Team, zu dem Hofmann 2008 stiess, erforschte zwischen 1995 und 2017 die Flurnamen im Kanton Baselland. Jede Gemeinde wurde dafür einzeln untersucht. Auch über Pfeffingen gibt es einen eigenen Band.

Oft werde er gefragt, was denn besonders an einer jeweiligen Gemeinde sei, erzählt Philippe Hofmann. «Ich muss die Leute dann immer etwas enttäuschen, weil es den besonderen und einzigartigen Flurnamen in einer Gemeinde nicht gibt.» Doch jede Gemeinde habe Flurnamen, die spannende Geschichten erzählen. So auch Pfeffingen. Da wäre das Rehdörnli, ein Gebiet unterhalb der Felsenkette der Eggflue in Richtung Nenzlingen. An diesem Beispiel zeigt Hofmann heute Abend auf, wie ein Forscher vorgeht, um die Hintergründe eines Flurnamens zu erkunden. Verraten sei schon mal, dass der Begriff Rehdörnli nichts mit den gleichnamigen Tieren zu tun hat. «Das Rehdörnli zeigt treffend, wie bei Flurnamen sprachliche Komponenten mit Geografie, Topografie und Geschichte zusammenspielen. Diese Interdisziplinarität auf so engem Raum ist für mich das Faszinierende an der Flurnamenforschung.»

Veränderte Sprache als Herausforderung

Flurnamen dienten schon immer der Orientierung und hielten sich an Alleinstellungsmerkmalen des jeweiligen Ortes. Das konnten geografische und topografische Elemente, aber auch spezielle Nutzungen und Besitzverhältnisse sein. Die Schwedenschanze in Pfeffingen erinnert zum Beispiel an eine Befestigungsanlage während des Dreissigjährigen Krieges. Der Moosackerweg heisst so, weil es dort länger feucht war und deshalb Moos gewachsen ist.

Um der Bedeutung von Flurnamen auf den Grund zu gehen, suchten sich Phi­lippe Hofmann und seine Kolleginnen und Kollegen in jeder Gemeinde mindestens eine Person, die den lokalen Dialekt spricht. «Anhand der Aussprache eines Begriffs erkennen wir schon, in welche Richtung es gehen kann.» Dass sich die Sprache und die Bedeutung von Begriffen im Laufe der Jahrhunderte verändert haben, zeigt wiederum der Flurname Rehdörnli exemplarisch.

Mit Quellen und den eigenen Augen

Gerade Gebiete wie das Rehdörnli waren früher noch wichtiger als heute. Als das Laufental noch nicht zum Kanton Baselland gehörte, war Pfeffingen auch gleich Kantonsgrenze zum Kanton Bern. Flurnamen dienten zur Orientierung, als es noch kein GPS und Ähnliches gab. In der Forschung für die fünf Bücher und 86  Bände für den Kanton Baselland wurden zwischen lebendigen Flurnamen, die noch heute verwendet werden, und ehemaligen Flurnamen unterschieden. Als Quellen dienten Urkunden, Karten, handgezeichnete Pläne, sogenannte Urbare und Bereine.

Philippe Hofmann forschte in den Staatsarchiven in Liestal und Basel, in Gemeindearchiven und in Pruntrut, wo der Fürstbischof von Basel seinen Sitz hatte. «Für meine Forschung war ich addiert zwei bis drei Jahre in Archiven am arbeiten.» Auch war er in jeder Gemeinde, die er untersucht hat, persönlich vor Ort unterwegs, um die Flure in original zu sehen. Seine Forschungen trägt Hofmann heute Abend im Gemeindesaal vor.

Pfeffinger Literaturabend, 17. 11., 20 Uhr, Gemeindesaal: Johanna Gerber (Maier), Stalag Luft3, und Philippe Hofmann, Flurnamenbuch von Pfeffingen.

18. 11., 20 Uhr, Gemeindesaal: Priska M. Thomas Braun, Der gestrandete Wassermann / Auf fremden Wegen, und Cornelia Hürlimann, Das Leben ent-ERNST-en.

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