Vom lokalen Heckenkrieg zum globalen Finanzdesaster
Dass der Heckenstreit das Sujet Nr. 1 sein würde, war vorauszusehen.
Thomas Brunnschweiler
Nicht aber, dass das Wetter am Sonntagnachmittag beim Fasnachtsumzug so gut mitspielen sollte. Noch am Morgen hatte es genieselt, aber pünktlich zum Beginn der Strassenfasnacht zeigte sich die Sonne. Gut gelaunt und in beträchtlicher Anzahl säumte das Publikum die Umzugsstrecke, wo das Komitee sich als Heckenpolizei postiert hatte. Insgesamt 44 Gruppen nahmen am Umzug teil; dazu kamen einige «wildi Zügli», wie drei Piccolo spielende Häschen aus Gelterkinden. Aussergewöhnlich viele Wagen – meist sehr robust und professionell gebaut – waren zu bewundern. Positiv zu werten ist auch der stark vertretene Nachwuchs aus der Kinderfasnacht.
Ehre für Pfarrer Schibli
Mit einem gelben Wagen nahmen die Ratze-Putzer das Tramunglück in Münchenstein auf die Schippe, wobei es nach einem nicht ganz jugendfreien Anfangsvers hiess: «Plötzlich tuet dr Zähner in dinere Stube halte.» Auch der Heckenkrieg durfte auf der Bemalung nicht fehlen. Die Bärefels-Waggis mokierten sich mit ihrem Schneckenwagen über Tempo 30 und reimten: «Do chasch go stimme, was de wotsch, am Ändi bisch du glych dr Totsch.» Einen optisch starken Auftritt hatten die Schlössli-Schräntzer als Piloten im Retro-Look. D’Knallfrösch spielten auf die Waldtage an: «Mir sind empört! Das chasch nit bringe! D’Äscher Klasse gsesch an de Walddääg niene
umespringe.» Eine besondere Ehre erlangte Pfarrer Bernhard Schibli, zu dessen Rücktritt die Birs-Pirate unter dem Motto «Adiee Pfarrer Schibli» einen eigenen Wagen kreiert hatten. «Dr tölscht Pfarrer ischer gsi», heisst es da, «und mir hoffe, är isch au an dr Fasnacht drbi.» Dass der Prälat auf dem Wagen nicht so vertrauenserweckend aussah, schien niemanden zu stören. Die Löhrenagger Hagger machten als Hasen auf die Entwicklung in Aesch Nord aufmerksam: «Aesch Nord wird als wie meh verbaut, die grüeni Wiese total versaut, egal ob Landi oder BMWeh, Hase sehsch döt sicher keini meh.»
Sujets von fern und nah
Bei den Arrogante und einem wilden Zügli bekamen auch die Amis ihr Fett weg, die gemäss einem Spruch mit den Schweizer Banken mehr verdienen als unsere Bauern mit ihrer Milch. Die Staiwaggis prangerten die Unsitte an, allerorten Oktoberfeste aus dem Boden zu stampfen und das bayrische Volksgut zu globalisieren. In unheimlichem Outfit und mit echten Reisszähnen präsentierten sich die Basler Leue, eine mitreissende Guggemusik. Die Chlusbachwaggis stellten den Heckenstreit ins Zentrum. «Bis d’Balgge biege, dien si liege zum s’Rächt uf ihri Sitte z’biege.» War eine Frau nicht bis oben zugeknöpft, wurde sie von den Waggis erbarmungslos mit Räppli gestopft. Die Birszäcke hatten eine grosse Holzarche gebaut, die den Weltuntergang im Dezember überstehen soll. So bot denn der Umzug für jeden Geschmack etwas und auch für das leibliche Wohl war bestens gesorgt.