«Versicherungen verkaufen? Das wäre das Letzte, was ich tun würde»

Yvonne Brodmann, Kauffrau und Landwirtin, gründete 1995 die Agentur der Agrisano-Versicherung des Bauernverbands beider Basel. «Sie war mein Kind», sagt sie.

Mit Herz und Seele dabei: Yvonne Brodmann aus Aesch gründete und leitete die Agrisano-Regionalstelle des Bauernverbands beider Basel 28 Jahre lang. Foto: Benildis Bentolila
Mit Herz und Seele dabei: Yvonne Brodmann aus Aesch gründete und leitete die Agrisano-Regionalstelle des Bauernverbands beider Basel 28 Jahre lang. Foto: Benildis Bentolila

das Urgestein der Agrisano-Regional­stelle des Bauernverbands beider Basel (BVBB) nach 28 Jahren in den wohlverdienten Ruhestand», begann kürzlich die Laudatio an der Generalversammlung am Ebenrain in Sissach. «Yvonne war innerhalb der Baselbieter Landwirtschaft eine Institution mit einem hervorragenden Ruf», fuhr Stephan Plattner, Finanzchef BVBB, weiter. «Da sie selbst auf dem Obstbaubetrieb, den sie mit ihrem Mann Hanspeter Sprecher betreibt, aktiv arbeitet, kennt sie die Bedürfnisse und Anliegen der Bäuerinnen und Bauern. So konnte sie für die basellandschaftlichen Bauernfamilien praxistaugliche Versicherungslösungen anbieten.»

«Ja, die Regionalstelle der Agrisano-Versicherung, welche dem BVBB angeschlossen ist, war mein Kind», sagt Yvonne Brodmann lächelnd. «Fast drei Jahrzehnte lang!» Sie staune heute noch, dass sie diese Position während 28 Jahren besetzte. Als ihr damals diese Stelle angeboten wurde, habe sie gesagt: «Versicherungen verkaufen? Das wäre das Letzte, was ich tun würde.»

Die Verantwortlichen hingegen sahen in Yvonne Brodmann die perfekte Besetzung: Sie wuchs auf einem Bauernhof in Ettingen auf, ihre Eltern betrieben Milchwirtschaft, Ackerbau und besassen Weinberge. Sie absolvierte die Handelsschule und später die Ausbildung als Landwirtin. Ein idealer Rucksack also für die neu zu schaffende Stelle.


Eine neue Stelle geschaffen

Der Vorstand schuf eine Position, die ihr schliesslich zusagte. So eröffnete sie im Juni 1995 – daheim in Aesch in einem kleinen Büro – ihre Agentur: mit PC, aber nicht online, nur mit einem Telefon- und einem Faxanschluss. Der Verkehr mit dem Hauptsitz in Brugg geschah über Briefpost. Sie war angestellt im Stundenlohn; auf eine Arbeit auf Provisionsbasis hätte sie sich nicht eingelassen. Sie besuchte interne Aus- und Weiterbildungen bei der Agrisano Brugg und beschäftigte sich zuerst vor allem mit der Anwerbung von neuen Krankenkassenversicherten.

Das Geschäft lief gut, dank ihrem eigenen «Networking» und dem des Verbands. Immer mehr Bauernfamilien liessen sich bei ihr versichern. Der Platz in ihrer Wohnung wurde zu eng, und sie zog 2003 in die neu geschaffenen Büroräumlichkeiten des BVBB in Zwingen. 2010 gab es abermals eine Umstellung, weil sich der BVBB bei Nebiker in Sissach einlogierte. Das bedeutete auch für die Leiterin der Agrisano einen weiteren Standortwechsel; sie zirkulierte nun mit dem öffentlichen Verkehr zwischen dem Bezirk Arlesheim und Sissach. Wenn es erforderlich war, unterstützte sie den Vorstand aktiv, als die Position des Geschäftsführers zeitweise lediglich ad interim oder gar nicht besetzt war.


«Es war ein faires Geben und Nehmen»

«Im Sommer und im Herbst, während der Chirsizeit und wenn die Arbeit in den Reben und den Obstanlagen rief, packte ich vor allem daheim auf dem Hof an», erzählt die Frischpensionierte. «Dafür zeigte ich im Winter 100 Prozent Einsatz in Sissach.» Zwischen ihr und dem BVBB sei es ein faires Geben und Nehmen gewesen. Das rechne sie dem Vorstand und besonders den jeweiligen Präsidenten hoch an. Gesundheitliche Gründe zwangen sie ein Jahr vor der Pensionierung, die Leitung der Agrisano Sissach abzugeben. «Yvonne, wir danken dir für die jahrelange Unterstützung», sagte Präsident Marc Brodbeck zum Schluss. «Du hast dein Kind, die Agrisano-Regionalstelle Sissach, sehr weit gebracht.»

 

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