Unverfälscht urchig

Liedermacher Florian Schneider lässt mit seinen «Schangsongs» den Oberbaselbieter Dialekt aufleben. Morgen Abend tritt er im Schloss-Chäller in Aesch auf.

Kein bisschen müde: Auch mit seinen 60 Jahren vermag Liedermacher Florian Schneider nach wie vor das Publikum zu
Kein bisschen müde: Auch mit seinen 60 Jahren vermag Liedermacher Florian Schneider nach wie vor das Publikum zu

Schangsongs» — so spricht der Oberbaselbieter das französische Wort Chansons aus. So nennt Florian Schneider auch liebevoll seine Stücke und beschreibt sie in blumigen Worten: «Das sind Lieder von hier für die Leute von hier. Das sind unerzählte Geschichten von zuhinterst aus dem Tal; urchige, unverfälschte Country- und Folksongs in der Mundart des Oberen Baselbiets. Lieder, die weder belehren noch sich kommerziell anbiedern — sehnsüchtig, herb, derb, romantisch und verschroben, aber mit süsser Poesie und mit Herz und Schalk.» In der Schweiz und insbesondere in der Region Basel einem breiten Publikum bekannt wurde Florian Schneider in den 1990er-Jahren als Hauptdarsteller im Musical «Phantom der Oper». Auf den Musicalbühnen im deutschsprachigen Raum war er ein gefragter Mann. Seine Liebe zur Oberbaselbieter Heimat, zum Dialekt und zum Liederschreiben liess ihn aber nie ganz los. So entstanden die Alben «Anderi Lieder us em Feufliberdaal» und «Schwarz Bluet» sowie seit 2015 die Mundartalben «Schangsongs 1 bis 3». Im November 2017 schafften es sein Lied «Alts, chalts Huus» sowie das Album «Schangsongs 2» im Doppel auf Platz 1 der Liederbestenliste, der Hitparade der deutschsprachigen Liedermacher.


Das Lied als Vehikel


Beim Liederschreiben schaue er den Leuten aufs Maul, verrät der Eptinger. Seine Herkunft spiele dabei immer eine zentrale Rolle. «Ich finde, Lieder müssen Wurzeln und Herkunft haben. Meine kommen von dort, woher ich bin. Oft sind es auch Geschichten aus der Perspektive anderer Leute, Lieder von Frauen oder Männern, die von sich erzählen. Als wäre dieses eine Lied das Vehikel, um aus sich herauszukommen. Ich bin dann bloss noch der Sänger, aber die Figur jemand anderer.» Für Schneider sind Lieder wie kleine Theaterrollen. «Mit Spuren, Narben, Wunden, Wünschen, Sehnsüchten, Charakter und Profil.» Dafür eigne sich der Dialekt des Hinteren Frenketals mit seinen vielen einsilbigen Wörtern und Verkürzungen wunderbar. Für den Oberbaselbieter ist die eigene Sprache eine der wenigen stabilen Elemente in einer sich sonst schnell verändernden Welt. «Die eigene Sprache weckt gemeinsame Erinnerungen, schafft Identität und das Gefühl von Herkunft und Zusammengehörigkeit. Das tut sie nicht nur durch gedankliche Inhalte, sondern ganz besonders durch ihren Klang.»


Intimität der Kleinkunstbühne

Im vergangenen Jahr stand Florian Schneider in «Knie – Das Circus Musical» auf der Bühne. In seiner Karriere sang er sowohl vor Tausenden von Zuschauern wie auch auf kleinen Bühnen wie morgen Abend im Schloss-Chäller. Für ihn hat das Kleine seinen Reiz. «Die Kleinkunstbühne ist oft viel schweisstreibender und steiniger, für Künstler aber einfach herrlich. Wir finden zu einer wunderbaren Intimität des Zusammenspiels.»
Florian Schneider wird begleitet von Pianist Roman Bislin-Wild, vom Geiger Adam Taubitz und der Oberbaselbieter Slam-Poetin Marianne Lindner-Köhler alias «Mary Long». Markus Back, Vizepräsident der Aescher Kulturkommission, die den morgigen Abend auf die Beine gestellt hat, ist überzeugt, dass Florian Schneider perfekt in den Schloss-Chäller passt. «Es sind ehrliche Lieder, engagiert gesungen von einem Künstler von hohem musikalischem Niveau.» Schneider wirke dabei nie aufdringlich, sondern «echt und voller Freude». Der Liedermacher verstehe es, von Herzen Geschichten zu erzählen, schwärmt Back. «Er redet so, wie ihm der Mund gewachsen ist. Das gefällt mir.»
Tickets gibt es bei der Papeterie Gutknecht oder unter <link>info@schloss-chaeller.ch.

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