Unterhaltung, Monologe und klare Botschaften
Die SP Aesch-Pfeffingen lud die Zürcher Nationalrätin Jacqueline Badran zur Diskussion über den Bauboom in den Agglomerationen ein. Die bekannte Politikerin kam dabei voll in Fahrt.
«Bauboom in der Agglo – wie weiter?», fragte die SP Aesch-Pfeffingen am Mittwochabend vergangener Woche im Schloss-Chäller. Zur Diskussion eingeladen hatte die Partei die bekannte Zürcher SP-Nationalrätin Jacqueline Badran und den Bubendörfer SP-Landrat und Regierungsratskandidaten Thomas Noack. Es war von Beginn an klar, wem die Bühne gehört.
Bereits beim Inputreferat von Thomas Noack, in dem der Stadtbaumeister von Liestal die aktuellen Herausforderungen der Wohnbaupolitik aufzeigte und unter anderem klarmachte, dass die Steuerbelastung bei der Wahl des Wohnstandorts nur einen geringen Einfluss hat, zog die Nationalrätin mit Zwischenrufen die Aufmerksamkeit auf sich. Noack seinerseits beschrieb, wie sich die Struktur der Haushalte verändert hat, wodurch es heute weniger Paare mit Kindern, dafür mehr Singlehaushalte gibt. «Der Bedarf an Wohnfläche pro Person wächst», zeigte der SP-Regierungsratskandidat auf.
Regierungsratskandidat als Statist
Als Thomas Noack im Zusammenhang mit der Immobilienbranche von einem «Markt» sprach, verzog Jacqueline Badran im Publikum das Gesicht. In der anschliessenden Diskussion mit Thomas Noack und dem Aescher SP-Landrat Jan Kirchmayr, der als Moderator fungierte, zeigte Badran spannende Zusammenhänge der Wohnpolitik auf und kritisierte dabei vehement die bürgerliche Bodenpolitik. Sie unterstrich aber auch immer wieder ihr Unterhaltungspotenzial und leider auch ihren Hang zur Selbstverliebtheit. Während ihrer Monologe, in die sie immer wieder Themen ausserhalb der von Kirchmayr angestossenen Punkte einfliessen liess, sass Noack des Öfteren wie ein Statist daneben. Es kam mehr als einmal vor, dass Jacqueline Badran dem Baselbieter Regierungsratskandidaten ins Wort fiel oder sogar antwortete, auch wenn Jan Kirchmayr eigentlich Thomas Noack eine Frage stellte.
Badran monierte, dass heute längst nicht mehr Menschen für Menschen bauen würden. «Es geht heute nur darum, Kapital zu verwerten.» Dabei gehe es nicht um Nutzen für Quartiere und Menschen, sondern um die Maximierung der Renditen. Badran erinnerte daran, «dass jeder grössere Bau die öffentliche Hand wahnsinnig viel Geld kostet», wenn aufgrund der zusätzlichen Einwohnerinnen und Einwohner neue Infrastrukturen erstellt werden müssen. Für Jacqueline Badran ist deshalb klar: «Die Immobilienbranche ist die mit Abstand meist subventionierte Branche. Dagegen sind die Bauern Pipifax.» Auf Nachfrage von Jan Kirchmayr, ob denn Bauen «des Teufels» sei, verneinte Badran und erklärte, dass es darauf ankomme, wer warum und für wen baut.
Private Landbesitzer enteignen?
Die Zürcher SP-Nationalrätin erinnerte im gut gefüllten Schloss-Chäller daran, dass Mieterinnen und Mieter pro Jahr über zehn Milliarden Franken zu viel Miete bezahlen. Für Badran heisst die Lösung, dass die öffentliche Hand Land aufkauft und dieses an Genossenschaften und gemeinnützige Wohnbauträger im Baurecht abgibt. Davon würde auch die Staatskasse profitieren, weil die Landpreise laufend steigen. Thomas Noack nickte immer wieder höflich und bestätigte das von Jacqueline Badran Gesagte mit kurzen Sätzen, bevor sie wieder das Kommando übernahm.
In der abschliessenden Fragerunde kam von einem Zuhörer die Frage auf, ob man nicht «radikaler» vorgehen und die privaten Landbesitzer enteignen müsste. Badran antwortete dezidiert: «Deine Forderung ist nicht radikal. Die jetzige Situation ist radikal.»