Um die Leute in die Klus zu locken: Einst Winzerchilbi, heute Räbwach
Während der Weinlese findet in der Klus an acht Sonntagen die Räbwach statt. Mit dem Anlass will die Weinbaugenossenschaft Aesch Wanderer in die Klus locken.
Mitten in den Kluser Weinreben steht ein Häuschen, das von weitem sichtbar wie ein kleiner, weisser Turm aus der grünen Landschaft herausragt. Dort, etwas oberhalb des Weinbaubetriebs Klus 177, findet während der Erntezeit von September bis Oktober jeweils an acht Sonntagen die «Räbwach bim Wächterhüsli» statt. Das Patronat über die Veranstaltung hat die Weinbaugenossenschaft Aesch inne, während sich für Speis und Trank an den einzelnen Sonntagen immer eine andere Gruppe aus Zünften, Cliquen, Bürgergemeinderat oder Rebfreunden verantwortlich zeichnet. So etwa «d Räbwächtler», eine Gruppe aus Aescherinnen und Aeschern, denen Traditionen am Herzen liegen: «Vor knapp zehn Jahren suchte die Weinbaugenossenschaft aufgrund von Abgängen neue Interessierte zur Durchführung der Räbwach. Meine Kollegen und ich entschlossen uns sehr schnell dazu, ein Team zusammenzustellen, damit diese Tradition über mehrere Sonntage weitergeführt werden kann», sagt Christine Masek, Mitglied bei «d Räbwächtler». «Seither haben wir acht Räbwachen im gleichen Team durchgeführt und verwöhnen die Gäste mit Weinen vom Tschäpperli, eigenen kalten Räbwachplättli, Älplermagronen und verschiedenen Kuchen.» Auch die Basler Zunft «E.E. Zunft zu Rebleuten» ist als Organisatorin mitvertreten: «Die Zunft hat hier in Aesch einige Reben und unterstützt unser Projekt zur Erhaltung der Biodiversität, wenn es etwa um die Bekämpfung invasiver Neophyten geht», sagt Dieter von Blarer, Präsident der Weinbaugenossenschaft Aesch.
Ein Ort zur Einkehr
Die Organisatoren möchten mit der Räbwach der Bevölkerung einen Anlass in der Klus bieten: «Wanderer, die zufällig vorbeikommen, sind willkommen», sagt von Blarer. Nicolas Dolder betreibt mit seiner Frau das Eventlokal Locanda Klus. Früher hatte das Paar während 18 Jahren den Weinbaubetrieb Domaine Nussbaumer geführt, zu welchem auch das berühmte, aber mittlerweile geschlossene Restaurant Klus gehörte. Dolders sind also eng mit der Klus verbunden. «Es ist in der heutigen Zeit schwierig, Leute zu finden, die sich in der Klus engagieren. Und es fehlt eine Möglichkeit, um einzukehren. Die Räbwach gibt Wanderern im Herbst dazu eine Möglichkeit», sagt er.
Noch vor 20 Jahren hiess der Anlass Winzerchilbi und fand an unterschiedlichen Orten in Aesch statt. Mit der «Räbwach bim Wächterhüsli» wird die Bedeutung und die Geschichte der Klus stärker unterstrichen: Das Wächterhüsli wurde von den Rebleuten im Jahr 1842 gebaut. Es diente als Unterkunft für den Rebbammert. Dieser war zuständig für die Bewachung der Reben vor Diebstahl oder wilden Tieren. Dabei war das Amt strengen Regeln unterworfen: So durfte der Rebbammert keinen «Frauenbesuch» empfangen und hatte sich im Falle eines Diebstahls an strenge Vorschriften zu halten – er war zwar bewaffnet, durfte die Waffe aber nur im Notfall anwenden.
Das Wächterhüsli gilt neben dem Schloss bei der Gemeindeverwaltung als Wahrzeichen, um die Verbundenheit der Gemeinde und Bevölkerung mit den Reben zu symbolisieren. «Die Klus ist immerhin der grösste zusammenhängende Rebberg im Baselbiet und hat für Aesch eine grosse Bedeutung. Wir haben hier rund 22 Hektaren Reben. Das wollen wir mit diesem Anlass während der Erntezeit feiern», sagt von Blarer.
In der Weinbaugenossenschaft Aesch vereinigen sich sechs Winzer-Haupterwerbsbetriebe und zehn Nebenerwerbsbetriebe. Sie hat auch das Aufwertungsprojekt Rebberg Klus-Tschäpperli initiiert. Die Winzer in der Klus rechnen wegen des regenreichen Sommers mit einem Ernteertrag von rund 60 Prozent. Das feuchtnasse Wetter hat auch zu Pilzerkrankungen an dem Pflanzen geführt. Bedenkt man, dass die Ausbeute im Sommer 2023 bei 120 Prozent lag, relativiert sich das Bild.
Die «Räbwach bim Wächterhüsli» findet noch diesen und am Sonntag kommender Woche statt.