Uiguren in China: Unterdrückung durch unscharfe Begrifflichkeiten

Sie ist 19 Jahre alt und wurde als eine der besten Jungforscherinnen aus­gezeichnet: Ritaja Bhattacharjee aus Aesch schrieb ihre Maturaarbeit über die gesetzliche Auslegung der chinesischen Unterdrückung der Uiguren.

Zieht für ihr Studium bald nach Rotterdam: Ritaja Bhattacharjee. Foto: ZVG

«In meiner Familie sind die meisten in den Naturwissenschaften zu Hause, da steche ich mit meinem Interesse für Geschichte und Politik etwas heraus», meint Ritaja Bhattacharjee schmunzelnd. Die Proteste der Black-Lives-Matter-Bewegung im Zusammenhang mit dem Mord an George Floyd im Jahr 2020 hätten sie endgültig politisiert, wie die 19-Jährige erklärt.

Kurz darauf wurde sie auf die Organisation European Youth Parliament aufmerksam, und ihr sei schnell klar ge­worden, dass sie dort ihrem Interesse an der Politik und den damit verbundenen Prozessen nachgehen wolle. Gesagt, getan: Seit drei Jahren ist sie beim Schweizer Ableger des Europäischen Jugendparlaments dabei. Während sie anfangs noch mitdebattierte, ist sie mittlerweile vermehrt in der Organisation einzelner Anlässe engagiert.

Chinesische Gesetze untersucht

Die erste Hälfte ihres Lebens verbrachte Bhattacharjee in Indien, vor rund zehn Jahren kam sie mit ihrer Familie nach Aesch, wo sie die Sekundarschule besuchte. Aktuell befindet sie sich in den letzten Zügen ihrer Matura am Gymnasium Münchenstein, die sie im Sommer mit dem Schwerpunkt Wirtschaft und Recht abschliessen wird. Dazu gehört auch das Verfassen einer Maturaarbeit, in der sich Bhattacharjee an ein politisch hochaktuelles Thema wagte: die Verfolgung der uigurischen Minderheit durch die chinesische Regierung.

Durch Medien und soziale Netzwerke sei sie auf die Thematik aufmerksam geworden und wollte mehr darüber erfahren und die Hintergründe untersuchen. Dafür entschied sie sich, die Gesetze zu analysieren, welche die Unterdrückung rechtfertigen. «Chinesische Quellen sind oft mit Vorsicht zu geniessen, ich wollte aber eine verlässliche Grundlage für meine Analyse – deswegen kam ich auf die Idee, die Gesetze zu untersuchen», erklärt Bhattacharjee. Dabei zeigte sich, dass vor allem die unscharfen Begrifflichkeiten eine Auslegung zulassen, die dazu benutzt werden kann, Bevölkerungsgruppen, die der chinesischen Regierung nicht genehm sind – wie im aktuellen Fall die Uiguren –, als antichinesische terroristische Gefahr einzustufen.

Politikwissenschaften und internationale Beziehungen

Mit dem Resultat ihrer Arbeit sei sie sehr zufrieden, da sie alle Punkte, die sie sich vorgenommen hatte, abarbeiten und umsetzen konnte. Das sah auch die Fachjury der Stiftung «Schweizer Jugend forscht» so, die ihr Projekt mit der höchstmöglichen Bewertung «hervorragend» auszeichnete. Damit verbunden sind ein Preisgeld von 1500 Schweizer Franken und eine Reise zu einer Wissenschaftsmesse in Barcelona.

Für ihre berufliche Zukunft kann sich Bhattacharjee vieles vorstellen: «Ich möchte etwas machen, was mich erfüllt und mir viele neue Erfahrungen und Reisen ermöglicht.» Einen ersten Schritt in diese Richtung geht sie bereits im August, wenn sie nach Rotterdam zieht, um dort Politikwissenschaften und internationale Beziehungen zu studieren. Dazu meint sie abschliessend: «Ich bin schon ein bisschen nervös, weil ich dort noch nie­manden kenne, aber ich bin auch voller Vorfreude auf dieses neue Kapitel.»

Die Stiftung «Schweizer Jugend forscht» prämiert jedes Jahr die besten Arbeiten von Jungforscherinnen und Jungforschern in der Schweiz – drei davon stammen aus der Region. Die anderen beiden Preisträger werden in den kommenden Ausgaben vorgestellt.

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