Trotz Einsprache gegen Durchstich: Entwicklung von Aesch geht voran
Gegen die Bauvergabe zum Durchstich Pfeffingerring gibt es definitiv eine Einsprache. Diese verzögert den Bau um mehrere Monate. Aufhalten wird sie die Entwicklungen in Aesch aber nicht.
Projektleiter Boris Kunze vom Tiefbauamt Baselland bestätigt, was sich letzte Woche schon abgezeichnet hat: «Es gibt eine Einsprache gegen die Vergabe des Bauauftrags zum Anschluss Pfeffingerring.» Die einsprechende Firma will gerichtlich prüfen lassen, ob bei der Ausschreibung alles korrekt ablief. Über Details weiss Kunze nichts. «Den Inhalt der Einsprache hat uns das Gericht nicht kommuniziert.»
Mit der Einsprache wird sich der in Aesch sehnlichst erwartete Bau des Durchstichs um mehrere Monate verzögern. Bagger und Schaufeln müssen stillstehen. Die bereits getätigten Vorarbeiten an der Baustelle waren nicht Teil der Ausschreibung, bestätigt Kunze. Nun hofft er darauf, dass das Gericht den Vergabeentscheid stärkt. Möglich sei auch, dass die Ausschreibung wiederholt werden muss oder dass das Gericht gleich selbst einen Vergabeentscheid fällt.
Gemäss Andreas Netz vom Ingenieurbüro Jauslin + Stebler, das für den Kanton den Durchstich plant, habe nicht das preisgünstigste Angebot den Zuschlag für den Bau des 22,4 Millionen Franken Projekts erhalten. «Wir haben bei der Ausschreibung unseren Fokus auf die Qualität der Offerten gelegt. Das haben wir den sieben beteiligten Bauunternehmen auch klar kommuniziert.» Mit diesem Vorgehen sollte der Qualität zuliebe der Preisdruck minimiert werden. Denn nach Abschluss eines Bauprojekts sei nicht immer die zu Beginn günstigste Variante auch die billigste, so Andreas Netz. «Wenn bei der Offerte überall der Preis gedrückt wurde, kann es sein, dass während den Arbeiten Kosten noch dazukommen.»
Für Gemeindepräsidentin Marianne Hollinger (FDP) ist die Einsprache und die damit einhergehende Verzögerung ein «Tiefschlag», wie sie anlässlich des Mittwochgesprächs vergangene Woche sagte. Der Durchstich durchlief die politischen und amtlichen Behörden bis anhin reibungslos und zügig. «Der Durchstich wird kommen. Die Frage ist nur, wann», so Marianne Hollinger. Einen negativen Einfluss auf die Entwicklungen in Aesch Nord werde die Verzögerung nicht haben.
Arbeitsplätze im hohen Segment
Die verkehrstechnische Anbindung an die Autobahn ist wichtig für die Entwicklung des Gewerbegebiets Aesch Nord. Langfristig hofft Hollinger auch auf den Vollanschluss, damit von dort aus auch in Richtung Laufen gefahren werden kann.
In Aesch Nord selber plant der Gemeinderat zusammen mit Arealentwickler Hans-Jörg Fankhauser im grossen Stil neue Gewerbe- und Wohnflächen. Weil der Boden als Ressource immer knapper wird, will die Gemeinde über Quartierpläne selber aktiv mitgestalten. Auch architektonisch soll Aesch Nord ein Hingucker werden. Firmen mit Arbeitsplätzen im hohen Segment und deren Mitarbeiter sollen mit bepflanzten Hochhäusern und sogar einem See angezogen werden. Das Gewässer hat gemäss Fankhauser auch eine energetische Funktion. «Wir sammeln das Wasser der vielen Flachdächer in Aesch Nord und fassen es als Energiespeicher im See. Es wird womöglich auch einen kleinen Abschnitt zum Baden geben.» Als Christine Koch (SP) nach dem Preis des Sees fragte, antwortete Fankhauser wie aus der Pistole geschossen: «Wer dort baut, darf höher bauen als normal. Dafür soll er den See bezahlen.» Dies entspräche einer Mehrwertabgabe.
Einwohnerzahl erhöhen
Auch an anderen Orten Aeschs ist zurzeit planerisch und baulich vieles in Bewegung – zu nennen ist etwa die Quartierplanung Stöcklin, welche gemeinsam mit der Gemeinde Reinach vorangetrieben wird. Eine Erhöhung der Einwohnerzahl von aktuell 10 200 auf 11 000 ist durchaus möglich, betont Marianne Hollinger. «Dies würde die Fixkosten der Gemeinde auf mehrere Schultern verteilen, was alle Einwohner entlastet.» Angst um den Charakter von Aesch müsse man nicht haben. «Aesch wird seinen dörflichen Charakter behalten», stellt sie klar. Auch das Kleingewerbe soll weiterhin seinen Platz haben. «Wir entwickeln nur dort, wo es auch passt», betont auch Hochbau-Chefin Eveline Sprecher (SP).
Den Rahmen hierfür gibt der Zonenplan vor, der bis Ende 2019 revidiert werden soll. Der Gemeinderat möchte die Bevölkerung in diesen aufwendigen Prozess eng miteinbeziehen. «Der Zonenplan betrifft schliesslich uns alle», sagt Eveline Sprecher. Eine 16-köpfige Gruppe, gebildet mit Vertretern aus Politik, Gewerbe und Kultur, soll die Zonenplanrevision zusätzlich begleiten. Im Februar 2018 soll ein erster Entwurf stehen, damit Ende 2019 die Gemeindeversammlung über einen definitiven Zonenplan entscheiden kann.