Tagsüber in der Schule, am Abend in der Werkstatt

Carol Rietsch leitet die Sekundarschule in Aesch. In seiner Freizeit schraubt der 57-Jährige an amerikanischen Oldtimern und reist für seine Leidenschaft auch gerne mal 9000 Kilometer weit.

Den Oldtimern verfallen: Carol Rietsch auf seinem Werkplatzabteil des Oldtimervereins Walzwerk. Foto: Milos Mihajlovic
Den Oldtimern verfallen: Carol Rietsch auf seinem Werkplatzabteil des Oldtimervereins Walzwerk. Foto: Milos Mihajlovic

Auf einem Werkstattlift in einer Halle auf dem Walzwerkareal steht ein blauer Peugeot 203 Jahrgang 1954. Darunter müht sich Schulleiter Carol Rietsch ab, doch es bereitet ihm sichtlich Freude. Denn Oldtimer sind seine Leidenschaft. «Und dazu gehört es auch, selber zu schrauben, nicht bloss damit herumzufahren», erklärt Rietsch herzhaft lachend. Gerade eben hat er die Brems- und Kupplungspedale mit der Fettpresse geschmiert.

Beruflich ist Rietsch eher im Büro oder in Sitzungszimmern anzutreffen. Als Schulleiter ist der 57-Jährige mit seiner Kollegin Nicole Wassmer für die operative Führung der Sekundarschule Aesch zuständig. Doch das war nicht immer so. Denn was der Schulleiter heute als Hobby pflegt, war früher sein Beruf. Als Teenager in Zürich aufgewachsen, machte er eine Lehre als Automechaniker bei einer Mercedes-Garage in Schlieren. Nach der Lehrabschlussprüfung arbeitete er eine Weile auf seinem Beruf. Doch schnell wurde ihm klar, dass dies nicht der richtige Job für ihn war: Er schlug eine Laufbahn als Lehrer ein. Nun ist Rietsch seit acht Jahren Schulleiter an der Sekundarschule in Aesch und wohnt mit seiner Frau in Basel. «Die Liebe hat mich nach Basel respektive nach Aesch verschlagen», sagt Rietsch lachend.

Obwohl er beruflich andere Wege ging, liessen ihn Autos nicht mehr los. Schon als Kind konnte er es nicht lassen, bei jeder Gelegenheit auf einem Autofriedhof herumzustreunen. «Ich war in den Siebzigerjahren oft beim Autoabbruch der Firma Tognazzo auf der Werdinsel.» Dabei war Rietsch nicht immer ein gern gesehener Gast. «Ich und meine Kollegen hatten regelmässig die Schalter aus den Autos ausgebaut.» Dann kam Tognazzo, der Besitzer des Abbruchs, jeweils angerannt und rief mit italienischem Akzent: «Ich säge dinä Papi!» Was jedoch nie geschah.

Es war auf eben jenem Autofriedhof, auf dem Carol Rietsch auch sein Schlüsselerlebnis hatte, das ihn zum Fan amerikanischer Oldtimer machte: «Tognazzo zeigte mir stolz seinen 64er-Ford Thunderbird. Ich war schwer beeindruckt von der Grösse und dem Luxus des Amerikaners. Besonders war das Lenkrad. Dieses konnte man, um besser einsteigen zu können, zur Seite schwenken. Dieser technische Kniff ist einfach genial. Da wars um mich geschehen.»

Reise nach Übersee

Seine Leidenschaft für Oldtimer ist ein fester Bestandteil seines Lebens, den der Schulleiter sich kaum wegdenken kann. Seit sieben Jahren ist er Mitglied im Oldtimerverein Walzwerk, wo er auch aktiv mit anpackt. Der Verein organisiert beispielsweise jeden Sommer ein grosses Oldtimertreffen auf dem Areal vom Walzwerk mit rund 3000 Besuchern. Für sein Hobby geht oder besser gesagt fliegt Carol Rietsch sehr weit: 9000 Kilometer reiste der Schulleiter diesen Sommer in die USA nach Las Vegas, nur um die Automesse SEMA zu besuchen. «Was die Amerikaner aus den Fahrzeugen so machen, ist ziemlich abgefahren. Das gefällt mir und inspiriert mich.» Kein Wunder also feilt Rietsch seit einiger Zeit an einem Projekt, bei dem er das Chassis mit Motor eines Daimler Double Six 1987 mit der Karosserie eines 57er-Peugeot 203 kombinieren will. «Das ist ein Langzeitprojekt, da muss sehr viel angepasst werden. Das dauert seine Zeit. Ausserdem hat mein Job als Schulleiter ganz klar Priorität.»

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