Surikova: «Ich glaube, ich brauche jetzt erst mal ein Bier»
Alles andere als ein klarer Sieg gegen den Tabellenletzten Toggenburg wäre eine grosse Enttäuschung, hiess es vor dem Spiel am vergangenen Samstagabend. Trotzdem mussten die Spielerinnen von Sm’Aesch Pfeffingen eine weitere Niederlage einstecken.
Guido Herklotz
Und tatsächlich: Im dritten Saisonspiel sah es so aus, als würden die Volleyballerinnen von Sm’Aesch Pfeffingen den Blutdruck ihrer Fans schonen. Die 2:0-Führung deutete auf sichere drei Punkte hin. Jedoch stemmte sich Toggenburg mit aller Kraft gegen die Niederlage und bewies Moral. Mit einer tollen Leistung drehten sie das Spiel in der Löhrenacker-Halle und gewannen sogar noch mit 3:2. Sichtlich frustriert zeigte sich Sm’Aesch Pfeffingen Trainerin Jana Surikova (37) kurz nach dem Spiel.
Wochenblatt: Jana Surikova, Ihr Team gab nach einer 2:0-Führung das Spiel aus der Hand und verlor gegen den Tabellenletzten Toggenburg mit 2:3 und steht jetzt auf dem vierten Tabellenplatz. Was lief heute verkehrt?
Jana Surikova: Wir waren nicht konstant. Der Gegner spielte ohne Angst auf, spielte mutig und so kamen wir dann selbst unter Druck. Elemente wie Service, Zuspiel und Abnahme funktionierten einfach nicht. Zudem musste ich verletzungsbedingte Wechsel vollziehen. Am Schluss fehlte uns die Kraft, um uns gegen die Niederlage wehren zu können.
Wenn man das Spiel ihres Teams beobachtete, spürte man eine grosse Verunsicherung. Ist diese Einschätzung richtig?
Jana Surikova: Ja … ich hatte den Eindruck, dass wir immer abwarteten, was der Gegner macht, anstatt unser Spiel aufzuziehen. Wir hatten Angst vor Fehlern. So kannst du nicht gewinnen.
Im Vorfeld hiess es: «Alles andere als ein Sieg gegen den Tabellenletzten wäre eine Enttäuschung.» Wie sehr schmerzt diese Niederlage?
Jana Surikova: Wir sind sehr enttäuscht. Für mich ist diese Niederlage eine persönliche Katastrophe. Jedoch muss ich auch anerkennen, dass Toggenburg heute sehr stark war und mit Herz spielte.
Nun sind drei Runden gespielt, daraus resultieren ein Sieg und zwei Niederlagen. Was stimmt Sie positiv?
Jana Surikova: Die Mannschaft hat grosses Potenzial. Wir haben auch heute gut begonnen, haben gezeigt, dass wir es können. Aber das Team muss noch lernen, den Match vom ersten Ball bis zum letzten Ball fertig zu spielen.
Sm’Aesch Pfeffingen hat sich auf diese Saison unter anderem mit den Ausländerinnen Frankova, De Olivia und Damerau verstärkt. Wie haben sich die neuen Spielerinnen im Team integriert?
Jana Surikova: Sie haben sich gut eingelebt, das Kollektiv neben dem Feld stimmt. Jetzt müssen sie sich noch auf dem Feld finden. Für die Abstimmung und Feinarbeit braucht es sicher noch Zeit. Die jungen Spielerinnen müssen noch weitere Erfahrungen sammeln, lernen mit Druck umzugehen.
Nach einer langen und erfolgreichen Karriere als aktive Spielerin ist dies für Sie die erste Saison als Trainerin. Wie schwer fiel die Umstellung?
Jana Surikova: Sehr schwer. Ich stehe an der Seitenlinie und kann nicht eingreifen. Ich kann das Team zwar auf alles vorbereiten – dann aber nicht mitspielen zu können, ist schlimm. Ich überlege immer, wie ich noch mehr helfen kann. Draussen ist man ein wenig machtlos. Diesbezüglich muss ich noch viel lernen.
Was zeichnet eine gute Volleyball-Trainerin aus?
Jana Surikova: Die Erfahrung. Wann ist der richtige Zeitpunkt für ein Timeout? Wann musst du die Zügel anziehen, strenger sein, wann kannst Du lockerer sein? Dafür brauchst du ein gutes Gespür und Fingerspitzengefühl.
Sie sind nun schon länger für Sm’Aesch Pfeffingen tätig. Bevor sie diese Saison das Traineramt übernahmen, standen sie drei Jahre als Spielerin auf dem Feld. Was zeichnet Ihrer Meinung nach den Club aus?
Jana Surikova: Ganz klar das Klima. Hier geht es sehr familiär zu und her. Unser Präsident Werner Schmid macht extrem viel für unseren Club und für unsere Sportart. Er liebt Volleyball. Das macht auch den Unterschied für die Spielerinnen. Allgemein fühle ich mich in der Region sehr wohl. Ich wohne auch mit meiner Familie hier in Aesch und meine Tochter spielt ebenfalls schon bei Sm’Aesch.
Wie verarbeiten Sie jetzt die heutige, schwere Niederlage?
Jana Surikova: Ich glaube, ich brauche jetzt erst mal ein Bier. Die Enttäuschung ist riesig, das war eine harte Schule, nicht nur für mich, auch für die Spielerinnen.
Was sind die nächsten Schritte?
Jana Surikova: Wir müssen positiv denken, das Selbstvertrauen zurückgewinnen. Und wir müssen lernen, selbstbewusst aufzutreten. So wie es heute Toggenburg gezeigt hat.
Welche Saisonziele haben Sie mit Sm’Aesch Pfeffingen?
Jana Surikova: Am Ende der Qualifikationsrunde will ich unter den ersten fünf sein und damit die Play-off-Runden erreichen. Dadurch wären wir auch bereits für den Europacup qualifiziert.