Schule in der Kritik: Wahlfach Italienisch findet nicht statt

Weil es zu wenige Anmeldungen gab, können Schülerinnen und Schüler an der Sekundarschule Aesch das Wahlpflichtfach Italienisch nicht besuchen. Dabei gäbe es Lösungen für solche Fälle.

Fehlende Anmeldungen: Das Schulzimmer bleibt im Falle des Wahlpflichtfachs Italienisch in diesem Schuljahr leer. Symbolbild: Pixabay
Fehlende Anmeldungen: Das Schulzimmer bleibt im Falle des Wahlpflichtfachs Italienisch in diesem Schuljahr leer. Symbolbild: Pixabay

In der Verordnung über die Sekundarstufe ist im Kanton Baselland festgehalten, dass in der Sekundarschule ein Wahlpflichtfach ab zehn Anmeldungen stattfinden muss. Da es regelmässig zu Unterschreitungen dieses Grenzwerts kommt, listet das Amt für Volksschulen der Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion Lösungen auf, wie den Schülerinnen und Schülern trotzdem das Wahlpflichtfach angeboten werden kann. Dazu gehört das niveau- oder stufenübergreifende Zusammenlegen von Klassen oder die Bildung einer Wahlfachklasse mit Schülerinnen und Schülern aus zwei unterschiedlichen Schulstandorten.

An der Sekundarschule Aesch wurden diese Lösungsoptionen nicht umgesetzt. Deshalb müssen Schülerinnen und Schüler, die am Montag im Niveau P in ihr zweites Schuljahr gestartet sind, aufs Wahlpflichtfach Italienisch verzichten. Ihnen blieb die Wahl zwischen den Wahlpflichtfächern Latein und MINT (naturwissenschaftliche Fächer). Der Besuch eines dieser drei Wahlfächer ist im Niveau P in der zweiten Sekundarklasse Pflicht.

Folgen für die Schul- und Berufslaufbahn?

Die Anmeldungen für die Wahlfächer für das Schuljahr 2023/24 erfolgten Anfang Jahr, die Pensenlegung im Frühjahr. Eltern machten die Schulleitung frühzeitig darauf aufmerksam, dass es fürs Italienisch wohl zu wenige Anmeldungen haben wird. «Doch die Schulleitung tat nichts», kritisiert der Birsfelder Sekundarlehrer Jürg Wiedemann als Vorstandsmitglied der Vereinigung Starke Schule beider Basel. Diese kritisiert das Vorgehen, oder besser gesagt das Nichthandeln der Schulleitung der Sekundarschule Aesch, in einer Mitteilung scharf. Den betroffenen Schülerinnen und Schülern werde die Möglichkeit für das Wahlpflichtfach Italienisch genommen, was Folgen für ihre weitere Schul- und Berufslaufbahn haben könnte.

Seit Anfang August ist an der Sekundarschule Aesch eine neue dreiköpfige Schulleitung im Amt. Er habe vom nicht angebotenen Wahlpflichtfach Italienisch aus der Mitteilung der Starken Schule beider Basel erfahren, erklärt der neue Rektor Daniel Hänggi. Es tue ihm für die Schülerinnen und Schüler leid. Vorgänger Carol Rietsch leitete die Schule während eines knappen halben Jahres alleine und liess sich auf Ende Schuljahr hin frühpensionieren. Bereits Ende Januar verliess die damalige Co-Schulleiterin Nicole Wassmer die Schule.

«Trend-Wahlpflichtfach» MINT

Die Bildung der Wahlpflichtfächer liege in der Kompetenz der Schulen, betont Fabienne Romanens, Mediensprecherin der Baselbieter Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion (BKSD). Die Anwendung einer der in der Verordnung aufgelisteten Lösungsmöglichkeiten bei zu wenigen Anmeldungen sei eine «Kann-Empfehlung» und keine «Muss-Empfehlung». Eine Pflicht, ein Wahlfach durchzuführen, gebe es nicht. Die BKSD glaubt auch nicht, dass die Schwerpunktwahl im Gymnasium dadurch negativ beeinflusst werde. Es bestehe auch kein Grund zur Annahme, dass mit solchen Entscheidungen die dritte Landessprache der Schweiz nach und nach an Bedeutung verliere, sagt Fabienne Romanens. Das «Trend-Wahlpflichtfach» schlechthin sei aktuell sowieso MINT, was sich auch durch die vielen Berichte über fehlende Fachkräfte in diesen Bereichen erklären lasse. «Wir können derzeit keine abnehmende Tendenz beim Interesse am Wahlpflichtfach Italienisch feststellen. In der Regel wird die erforderliche Anzahl Anmeldungen erreicht und das Fach somit angeboten», betont Romanens.

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